Großes Lob für Prozess »Älterwerden in Offenburg«
Bei der Vorstellung des Prozesses »Älter werden in Offenburg« im Ausschuss für Familie und Jugend am Montagabend gab es Lob von allen Seiten. Die Stadt will sich mit diesem Handlungsleitfaden für eine immer älter werdende Gesellschaft rüsten.
Der demografische Wandel ist unumkehrbar. Und auch, wenn in letzter Zeit vermehrt das Wort »Babyboom« auftaucht und Freude über steigende Geburtenzahlen herrscht, ist die Entwicklung hin zu einer älter werdenden Gesellschaft nicht mehr umkehrbar. Mit internen und externen Experten, der Expertise des Seniorenbüros und der Beteiligung von Bürgern sowie mit wissenschaftlicher Unterstützung von Professorin Cornelia Kricheldorff von der Katholischen Hochschule Freiburg, hat sich die Verwaltung auf den Weg gemacht, den demographischen Herausforderungen entgegenzutreten.
In der Sitzung des Familien- und Jugendausschusses am Montag fasste Cornelia Kricheldorff die Ergebnisse des Prozesses, der seit 2016 läuft, zusammen. 53 konkrete Vorschläge für kommunal verankerte Maßnahmen und neun Vorschläge, die außerhalb des Einflusses der Stadt liegen, sind bei dem Prozess erarbeitet worden (wir berichteten). Diese sollen künftig der Verwaltung als Handlungsleitlinien dienen. »Aktives politischen Handeln ist gefragt, statt zu reagieren«, sagte Kricheldorff. Die Kommune der Zukunft brauche kreative Denkmodelle, denn für eine Gesellschaft des langen Lebens gebe es bislang noch keine Vorbilder.
Bürgermeister Hans-Peter Kopp stellte zu Beginn einige Zahlen in den Raum: Im Jahr 2030 wird die Zahl der Hochbetagten (über 65 Jahre alten Bürger) um ein Drittel angestiegen sein. Dann leben 2000 Menschen in Offenburg, die älter als 85 Jahre alt sind.
»Tolle Sammlung«
Die Ausschussmitglieder lobten die Ergebnisse. Jess Haberer (CDU) brachte das positive Beispiel von seinen Eltern vor, die beide 92-jährig noch in ihrem gewohnten Umfeld in der Schlossergasse leben können. Er betonte die Wichtigkeit des positiven Alterns, bei dem sich Menschen als Teil der sozialen Beziehungen begreifen könnten. Haberer nannte die Ergebnisse »respektabel und wunderbar«, betonte aber auch, dass das Thema »Älter werden« eine große Herausforderung bleiben werde.
Auch Jens-Uwe Folkens von der SPD sprach ebenfalls Lob aus. »Die vielen Einzelprojekte sind eine tolle Sammlung, und es ist eine große Leistung vollbracht worden.« Beim Lesen der Vorlage sei ihm aber auch klar geworden, dass es in einer sozialen Stadt wie Offenburg auch Menschen geben muss, die sich sozial engagieren. Denn ein großer Teil der Maßnahmen lasse sich nur mit ehrenamtlichen Helfern umsetzen.
Und diese dürfe man nicht überfordern, gab er zu bedenken. Folkens sagte zudem, dass es jetzt erst richtig losgehe. »Jetzt müssen wir in die Hände spucken, aber wir werden auch merken, dass wir an unsere Grenzen stoßen werden.«
Eva-Maria Rainer von den Grünen lobte die Einordnung der Maßnahmen in einen zeitlichen Rahmen als hilfreich. »Vieles, was das Älter werden erleichtert, ist aber auch generationsübergreifend relevant«, sagte sie. Rainer betonte: »Für die Umsetzung des Konzeptes braucht es eine engagierte Bürgerschaft.«
Auch Stefan Konprecht von den Freien Wählern sprach großes Lob für die Vorlage aus. Positiv fänden die Freien Wähler die Bürgerbeteiligung und den Einsatz von neuen Medien, wie Skype oder Apps.
»Kein Lückenbüßer«
Dass sich die Stadt Offenburg durch einen hohen Anteil an Ehrenamtlichen auszeichnet, bescheinigte Angela Perlet, Leiterin des Seniorenbüros, der Stadt. Im Seniorenbüro engagierten sich heute schon 300 bis 400 Menschen ehrenamtlich. »Menschen möchten bis ins hohe Alter wichtig sein.« Und sie stellte ihr Credo dar: »Ehrenamt darf nie als Lückenbüßerfunktion gesehen werden.«
Professorin Kricheldorff pflichtete ihr darin bei: Wenn das Gefühl bei den Menschen da ist, Engagement ist gewünscht, dann werden wir keinen Mangel an Engagement haben.«