Heimat hat etwas Anarchisches
Das Diersburger Weinfest bietet auch in der 52. Auflage etwas für jeden Geschmack. Drei Tage lang sind Geselligkeit und Unterhaltung groß geschrieben.
Die Kombination an diesem Samstagabend ist gelungen – erst Kunst, Kultur oder Kabarett mit Martin Wangler (wie immer man es bezeichnen mag); anschließend Weincocktailabend mit Tanz und der Alex Kunz Band. Wem es schon früher nach Weincocktail ist, der darf sich in der entsprechende Laube einen abholen. Und die Küche ist um 19 Uhr auch schon offen. In der Gemeindehalle, wieder geschmückt als große Weinlaube, stehen kleine Bistrotische und Stühle im Halbrund drum herum und sorgen für eine ziemlich private Atmosphäre.
Bertram Wolf, Vorsitzender des veranstaltenden Fördervereins der Bläserjugend des Musikvereins Diersburg, ist mit dem Zuspruch höchst zufrieden: „Wir veranstalten den Weincocktailabend zum dritten Mal. Es hat sich bewährt und wird gut angenommen. Es ist uns gelungen, den Samstag aufzuwerten.“
Thema Heimat
Hauptperson des Abends aber ist zweifellos Schauspieler und Kabarettist Martin Wangler, bekannt unter anderem als Mitglied des Fernsehfamilie die Fallers. In Diersburg tritt er als seine Kunstfigur „Fidelius Waldvogel“ auf.
Er lässt auch nur kurz auf sich warten und kommt dann in die Halle – durch den Haupteingang. So kann er hier schon zu spielen beginnen und das Publikum einbeziehen. Etwa mit der Frage, wo denn die ganzen Leute in der Halle denn her kommen – aus Diersburg natürlich, das ist die überwiegende Masse, ein paar andere gibt es auch noch, so aus Gengenbach. Waldvogel zeigt sich erstaunlich beschlagen in der Geografie der Gegend; und leitet mit der Herkunft seines Publikums geschickt zum Thema des Abend über, der Heimat. Das bezeichnende Motto: „Zwischen Himmelreich und Höllental“.
Zwischen diesen beiden Polen bewegt sich auch die Heimat – wer immer nur „Tümelndes“ erwartet, wird hier schnell eines Besseren belehrt. Waldvogel ist bekennender Badener, er liebt die Sprache, die er ausgiebig zelebriert – aber er liebt auch die Doppelbödigkeit und führt sein Publikum so manches Mal in die Falle. Schnulzen sind nicht sein Ding – eher Radikales, das sich gut getarnt anschleicht. Heimat, konsequent weiter gedacht in einer globalisierten Welt, hat etwas ungemein Anarchisches.
Waldvogel schafft es, mit seinem manchmal entwaffnend kindlichen Blick auf die Zusammenhänge seine Neugier zu bewahren – wer als Zuschauer sich darauf einlässt, gewinnt erstaunliche Einsichten.
Viel Musik
Der Sonntag stand unter dem Motto „Tag der Blasmusik“ und war mit Spitzenkapellen aus der näheren und weiteren Umgebung gespickt. Außerdem gab es den Besuch der Gengenbacher Weinprinzessin Sophia Sester. Heute, Montag, am letzten Tag, lockt das Diersburger Weinfest wieder mit Handwerkervester und viel Musik.
Es zählt mit seinen 52 Jahren mittlerweile zu den größten Weinfesten in den Mitgliedsgemeinden der Weinmanufaktur Gengenbach-Offenburg, wie der Förderverein der Bläserjugend des Musikvereins Diersburg stolz in einer Pressemitteilung schreibt.