Offenburg

Hexenzunft trauert um ihren Ehrenzunftrat

Volker Gegg
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15. Dezember 2014

©Privat

Hexino, Faustballer und Ehrenzunftrat der Offenburger Hexenzunft: Im Alter von 87 Jahren ist das Offenburger Fasnachtsoriginal Terno Micelli in seiner Wahlheimat Augsburg gestorben.

Offenburg. Eine traurige Nachricht kam letzte Woche aus dem bayrischen Augsburg nach Offenburg. Am 8. Dezember verstarb in der Fuggerstadt im Alter von 87 Jahren der Ehrenzunftrat der Offenburger Hexenzunft, Maternus Micelli, den man in der Stadt eigentlich nur unter dem Namen Terno Micelli kennt.
Bereits der Name des gebürtigen Offenburgers kündigt an, dass seine Vorfahren aus Italien stammen. Sein Großvater Giovanni Micelli wanderte im Jahre 1882 von der norditalienischen Stadt Udine ins badische Durbach aus. Terno Micelli kam am 18. Juli 1927 (Gedenktag des Hl. Maternus) in Bohlsbach, wo seine Eltern Otto und Anna Micelli lebten, als zweiter von drei Söhnen zur Welt.
Den Grundstein zu seiner großen Leidenschaft, der Musik, bekam Terno fast in die Wiege gelegt. Schon als kleiner Bub mit neun Jahren bekam er von seinen Eltern zu Weihnachten eine Zither. Allerdings war sein größter Traum ein Akkordeon, und seine Mutter finanzierte ihm heimlich den Akkordeonunterricht. Inzwischen lebte die Familie in der Rammersweierstraße in Offenburg. Seine Schulzeit absolvierte Terno in der Georg-Monsch-Schule. Danach begann er eine Lehre als Maschinenschlosser im Ausbesserungswerk der Reichsbahn.
Gleich nach seiner Gesellenprüfung kam im August 1944 der Einberufungsbescheid. Zusammen mit dem kürzlich verstorbenen Ehrenzunftmeister der Offenburger Hexenzunft, Walter Pfeiffer, war er in Bam­lach bei Bellingen stationiert.  Bereits die Schulbank drückten Micelli und Pfeiffer zusammen. Ende November 1944 erreichte Micelli noch die Einberufung zur Marine. Anfang 1945 geriet er in englische und französische Kriegsgefangenschaft. Erst am 27. Januar 1946 kam der damals 18-Jährige wieder nach Offenburg.
Im September 1949 wechselte Micelli als Maschinenschlosser zur damaligen Maschinenfabrik Martin. Im gleichen Jahr gründete er zusammen mit seinem Bruder Helmut und weiteren Kumpeln seine erste Band. »Unsere erste Gage waren Lebensmittel, die wir im Instrumentenkoffer nach Hause brachten«, erzählte Terno Micelli in seinen zum 84. Geburtstag, verfassten Lebenserinnerungen.
Einkaufsleiter
Bei einem Tanzabend in der Brauerei Joggerst lernte Terno seine spätere Ehefrau Paula kennen, und am 26. August 1950 wurde geheiratet. 1952 kam Sohn Volker zur Welt, 1964 folgte Sohn Axel. In Abendkursen beschäftigte sich Micelli mit der Buchhaltung und konnte somit bei der Firma Martin von der Produktion in die Verwaltung überwechseln. Bis zum Eintritt ins Rentenalter 1991 war Micelli auch im Nachfolgebetrieb »Witzig & Frank« als Einkaufsleiter beschäftigt.
1976 erwarb das Ehepaar ein Reihenhaus in Alberbösch. Viel Muse, das Rentnerdasein zu genießen, hatten die Micellis allerdings nicht, bereits 1992 musste Terno seiner wegen eines Krebsleidens verstorbenen Paula für immer Adieu sagen. Aber sehr bald darauf lernte er die Augsburgerin Erika kennen und lieben, 1994 heiratete das Paar in der Fuggerstadt.
Seit dem 11.11.1959 war Terno aktive Hexe in der Offenburger Hexenzuft. Bereits im selben Jahr stand er erstmals zusammen mit Walter Pfeifer und Ernst Krehl als Hexentrio, den späteren »Hexinos«, auf der Bühne des »Kuchiobends­«. Vier Jahrzehnte war er festes Mitglied bei den »Hexinos«. Aber Micelli brachte sich auch sonst aktiv in das Zunftgeschehen mit ein und agierte von 1970 bis 1990 als Zunftrat. Unter seiner Regie wurde der Hexenball zum größten Fasnachtsball der Ortenau. Von 1976 bis 1990 agierte Micelli darüber hinaus als stellvertretender Zunftmeister und war 1985 maßgeblich an der Entstehung der »Hexenfetzer« beteiligt. 1990 bekam Micelli neben sämtlichen Auszeichnungen der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte auch die Landesehrennadel. 
Seine zweite Leidenschaft war der Sport, ab 1952 spielte er aktiv Faustball beim OFV. Bei den deutschen Faustball-Meisterschaften erspielte sich Micelli den dritten Platz, bis zuletzt war er Mitglied bei den Faustballfreunden des Offenburger Männerbads. Terno Micelli wurde in Augsburg beigesetzt.

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