Hitzige Debatten über Vergütung der Volksbank-Aufsichtsräte
»Vertrauen Sie Ihrem Aufsichtsrat!«: Heftig diskutiert wurde bei der Vertreterversammlung der Volksbank in der Ortenau die zur Abstimmung stehende Satzungsänderung über die Aufsichtsratsvergütung, der am Ende 85,3 Prozent der anwesenden 493 Vertreter zustimmten. Jochen Basler übergab die Liste mit 2100 Unterschriften zum Erhalt der Zweigstelle Zell-Weierbach.
Volksbank-Vorstand Clemens Fritz hatte als Verantwortlicher für das Filialnetz bei der Vertreterversammlung am Dienstagabend in der Oberrheinhalle die sicher nicht vergnügungssteuerpflichtige Aufgabe, die bereits vorab in den Medien heftig diskutierte Satzungsänderung über die Aufsichtsratsvergütung zu erklären. Ausführlichst legte Fritz die Beweggründe des Vorstands und des Aufsichtsrats dar, die bisherige, aus dem Jahr 1966 stammende Vergütungsregelung für Mitglieder des Aufsichtsrats zu reformieren.
Bisher 144 000 Euro
Die bisherige Obergrenze für die Vergütung sämtlicher Aufsichtsratsmitglieder habe sich nach der damaligen Tarifgruppe 6 gerichtet und sei somit auf 144 000 Euro pro Jahr begrenzt. Durch die Fusion mit der Volksbank Achern habe sich die Zahl der Aufsichtsratsmitglieder von elf auf 18 Aufsichtsräte erhöht. »In den vergangenen zehn Jahren ist die Arbeit jedes Aufsichtsratsmitglieds um das Dreifache gestiegen«, sagte Fritz weiter. Intensive Vorbereitungen der Sitzungen seien vonnöten, dazu kämen Schulungen.
500 Euro pro Monat
Rund 500 Euro erhalte ein normales Aufsichtsratsmitglied derzeit monatlich für sein Engagement überwiesen, wie Genossenschafts-Justiziar Andreas Fandrich die Ausführungen ergänzte. »Entgegen der Diskussion in den Tageszeitungen bestimmte auch bisher der Aufsichtsrat über seine Vergütung«, informierte Fritz weiter. Die vorgestellte Satzungsänderung sehe eine Anpassung der Höchstgrenze der Vergütung auf zwei Promille der Eigenmittel der Bank vor. Beim aktuellen Stand wären dies 584 000 Euro. »Wir brauchen eine Anpassung auch für die Zukunft, wenn wir eine bestimmte Grenze an Mitarbeitern überschreiten, vergrößert sich unser Aufsichtsrat laut EU-Recht um fast das Doppelte«, rechnete Fritz vor.
Rund 20 Beiträge am Mikrofon gab es darauf von den anwesenden 493 Vertretern. Joachim Schmidt aus Offenburg kritisierte die mangelnde Transparenz bei dieser Vorgehensweise und der damit einhergehenden Verdreifachung des Verfügungsrahmens im Aufsichtsrat. Auch Jochen Basler monierte mangelnde Transparenz in Bezug auf das Infoschreiben über die Satzungsänderung bei der Einladung zur Vertreterversammlung. Außerdem seien die Eigenmittel zur Feststellung der Vergütungshöchstgrenze nicht im dem mit der Einladung versendeten Geschäftsbericht genannt worden. Erst nach dreimaliger telefonischer Nachfrage bei der Volksbank sei ihm die Zahl genannt worden. »Ich halte dies für intransparent«, so Basler.
Vorstandsvorsitzender Markus Dauber erwiderte darauf, das die nötigen Zahlen nicht nur im Internet, sondern auch bei der Bilanzpressekonferenz veröffentlicht wurden. Nach mehreren weiteren Wortbeiträgen ließ sich Fritz auf eine Reduzierung der Höchstgrenze von zwei auf ein Promille ein, »falls die Vertreter das wünschen, damit können wir leben«.
Damit konnte allerdings Kurt Feger aus Zunsweier nicht leben: »Leute, wir sind hier doch nicht auf dem Basar. Bereiten Sie eine neue ausführliche Vorlage vor, und wir stimmen das nächste Jahr darüber ab.«
Unterschriften übergeben
Mittlerweile wurden die Bankvorstände von ihrem Justiziar Fandrich unterstützt, der nach einstündiger Diskussion zur Abstimmung des ursprünglichen Vorschlags mit zwei Promille aufrief. 85,3 Prozent, und damit deutlich über der satzungsgemäßen Drei-Viertel-Mehrheit, lautete das Votum der Vertreter.
Zum Schluss überreicht Basler die durch die BI zum Erhalt der Filiale Zell-Weierbach gesammelten 2100 Unterschriften: »Wir haben in der Zwischenzeit mit der Bank einen guten Kompromiss vereinbart, die Entwicklung werden wir aber weiter kritisch verfolgen.«
HINWEIS: Einen Bericht über die wirtschaftlichen Zahlen der Volksbank in der Ortenau lesen Sie morgen.