»Hör auf dein Herz«
Offenburg. Großes Lob verdient die Grimmelshausen-Theater-AG – vor allem für die Zusammenarbeit mit der Jugend-Kunstschule und der Musikschule. Alle zusammen haben viel Kreativität geweckt, um die 20 Szenen des Sprech-, Tanz- und Musiktheaters »Roter Ritter Parzival« auf die Salmen-Bühne zu bringen. Mit der auf Seide gemalten keltischen Dreifach-Spirale, dem zentralen, farblich variierten Symbol des Bühnenbilds werden wir in uralte Zeiten versetzt. Voll bunter Fantasie sind die Kostüme der 30 Akteure, herausragend die des bösen Zauberers Klingsor, der schönen Orgeluse (beide Caroline Scheringer) und des roten Ritters Iter (Elisa Oswald). Wenn man weiß, dass Parzival von seiner Mutter Herzeloide ein Narrenkleid bekommt, um eine Lachnummer zu werden, dann leuchtet ein, warum er in einem »Spättle«-Hemdchen herumläuft.
Kreativ war auch Ines Zimmermann von der Musikschule, die die Musik komponiert hat. Begleitet von Uschi Groß (Klavier) und Lukas Herrmann (Oboe) spielte sie auf Quer- und Blockflöten leitmotivische Ouvertüren zu den einzelnen Figuren und Szenen. Dramatische Sequenzen und Cluster begleiteten die Zweikämpfe und Katastrophen.
Alle diese Einzelbereiche zur Bühnenwirkung zusammenzuführen, war die Arbeit des Regisseurs Paul Barone, der den Text von Nora Khuon und Markus Bothe nur wenig verändert hat und Jan Esslinger (Ritter Gawain, Gitarre) zwei Lieder singen ließ. Alle Akteure vereinten sich im Schlusschor, der die zentrale Botschaft, wie ein echter Ritter handeln soll, kindgerecht formulierte: »Hör auf dein Herz!« Die Autoren bekamen 2010 für ihren »Roten Ritter« den »Faust-Preis« für Kinder- und Familientheater. Barone hat für Parzivals drei Entwicklungsstufen drei verschiedene Darsteller gewählt, (sehr gut!): für den dummen Bub Charles Thibaud, für den lernwilligen Draufgänger Lukas Rieder und für den Artus-Ritter Max-Ferdinand Wagner. Weniger einleuchtend war die Verdreifachung der Hexe Kundrie durch Swenja Elbert, Shirin Helling und Beatrice Wellmann. Geschah das aus Symmetrie zu Parzival? Oder weil es mehr Mädchen bei Theater-AGs gibt? Von ihrem Text verstand man wenig, weil sie schrill durcheinander kreischten.
Ausgezeichnet waren die Regie-Einfälle in Verbindung mit der Choreografie (Patrick Labiche): Die verwirrend tanzenden Zinnen von Klingsors Schloss, die Waldlichtung mit den im Wind sich wiegenden Bäumen (Mädchen) und die den Gral andeutenden Hüterinnen im Kreis um Amfortas. Ein zum Schluss fortissimo umjubeltes Auftakt-Projekt der Theater-Akademie, das große Erwartungen geweckt hat. Die Story sollte einen anregen, nicht nur nach „Parzival“, sondern auch nach dem eigenen Lebenssinn zu fragen.
Aufführungen: Samstag, 24. November, 16 Uhr, Familienvorstellung, und Dienstag, 27. November, 19 Uhr, im Salmen.