Holz, Stein und orientalische Traumwelten
Zwei spannende und durchaus gegensätzliche Künstler stellen derzeit im Rathaus Hofweier aus: Gerhard Bohnert aus Renchen und Hussam Almhyesin aus Dereso (Syrien). Platz gibt es im Rathaus für beide genug. Und die Besucher tauchen in zwei völlig verschiedene Kunstwelten ein.
Zwei Künstler stellen ganz frisch im Rathaus Hofweier aus. Hussam Almhyesin (38) ist einer von ihnen. Sein erstes Leben endete im Jahr 2015. Da floh er mit seiner Familie aus dem Bürgerkriegsland Syrien. Sein zweites Leben begann am 16. Dezember 2015, als alle wohlbehalten Hofweier erreichten. Seitdem lebt die siebenköpfige Familie (das sechste Kind ist unterwegs) in der Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Gasthaus Engel.
Wegen der Flucht hat Hussam nur wenige Bilder, die er ausstellt – doch er zeigt sie gerne. Seit Dienstag hängen sie im Erdgeschoss des Hofweierer Rathauses.
Das Verwaltungsgebäude bekommt so einen leicht orientalischen Glanz. Hussams Bilder sind bunt, Traumwelten, ihre verschlungenen Pfade führen den Betrachter zu vielen kleinen Schätzen.
Große Gemälde
Hussam, der in Syrien in der Fabrik, als Maler und als Computerspezialist gearbeitet hat, malt seit 1997. Vor allem große Bilder liebt er, die ganze Wände einnehmen – wie sein sieben mal drei Meter großes Gemälde im Pfarrsaal Hofweier. »Ich male meine Träume«, sagt Hussam, und das umfasst vor allem den Traum nach Frieden. In Syrien und auf der ganzen Welt. Ansonsten malt er viel aus seinen Erinnerungen, aber nie 1:1, er macht vielmehr sein eigenes Kunstwerk, sagt er.
Das Netzwerk Flüchtlingshilfe hat Hussam Almhyesin das Geld gespendet für seinen künstlerischen Neustart in Deutschland; und die Diersburger Künstlerin Janine Kälble hat mit ihm Leinwände, Pinsel und Farben in Freiburg gekauft.
Die weiteren Pläne? In Deutschland bleiben, den Führerschein machen – und vielleicht ein größeres Haus für die wachsende Familie bekommen.
Gerhard Bohnert aus Ulm ist unter anderem Landwirt mit einem eigenen Wald. Da liegt es nahe, dass er Holz für seine Skulpturen nimmt. Derzeit sind einige von ihnen im ersten Stock des Rathauses zu bewundern. Das Holz bearbeitet er pfiffig und voll überraschender Ideen. Manchmal ist es auch etwas ganz Naheliegendes, auf das auch nicht jeder sofort kommt. Dem gewaltigen Naturerlebnis des Sturmes Lothar etwa setzt er Herzen aus Holz entgegen. Als Symbol für seine Liebe zur Natur – die natürlich auch ihre gewaltigen Kräfte mit einschließt. Die Herzen hat Bohnert aus dem gesunden Holz umgeknickter Stämme geschnitzt.
Mehr Stein
In jüngster Zeit hat sich der Ulmer mehr auf Stein verlegt – denn er will etwas Bleibendes schaffen. Wer sich ein Bild von diesen spannenden Künstlern machen will – bis Ende Juli besteht während der Öffnungszeiten des Rathauses die Möglichkeit dazu.
◼ Gerhard Bohnert stellt übrigens bei der Aktion Kunst im Garten von Dagmar Gießler aus – am Sonntag, 14. Mai, ab 11 Uhr in Niederschopfheim, Große Ritti 19. Außerdem mit dabei: die Kreativgruppe um die Gastgeberin und Karola Rapp.