In Müllen gibt‘s Funde aus vier Epochen
Gertrud Kuhnle vom Landesamt für Denkmalpflege berichtete in der Ortschaftratssitzung über den Stand der Ausgrabungen in Müllen. Archäologisch ist das eine Fundgrube.
Informationen zur Ausgrabungsstelle „Bei der Kirche“ stand unter anderem auf der Tagesordnung des Ortschaftsrats Müllen. Dazu hatte Ortsvorsteherin Hilde Wurth-Schell (UL) die Gebietsreferentin und wissenschaftliche Grabungsleiterin des Landesamtes für Denkmalpflege, Gertrud Kuhnle, eingeladen. Eine große Zahl von Zuhörern bewies, dass sie damit genau richtig lag. Anwesend war auch Bianca Egert von der Südwest-Archäologie, die die Grabungen vor Ort leitet.
Erschließung eingestellt
Bekanntlich sind die Erschließungsarbeiten im geplanten Baugebiet „Bei der Kirche“ in Müllen seit Februar 2019 eingestellt, weil archäologische Funde aus der Römerzeit auftauchten. Im Rahmen von Gemeinde- und Ortschaftsratssitzungen haben sich die jeweiligen Gremien unter Übernahme der Kosten für die Ausgrabungsarbeiten mehrheitlich entschieden (wir haben berichtet).
Seit August dieses Jahres wird deshalb von der Firma Südwest-Archäologie im Auftrag vom Denkmalamt gegraben. Die Arbeiten erwiesen sich auf Grund des trockenen Sommers und des Regens im Frühherbst als äußerst schwierig, dennoch bezeichnete sie die Referentin als erfreulich, denn es konnten dabei hochwertige und wissenschaftlich interessante Funde aus vier Epochen geborgen werden, das heißt, dass Siedlungen aus dem 2.-3., Jahrhundert, 4.-5. Jahrhundert, 8.-9. Jahrhundert und 12.-16. Jahrhundert nachgewiesen wurden. Kuhnle beschrieb zunächst die Vorgehensweise. Danach werden die Fundstellen eingegrenzt, gemessen, gezeichnet und fotografiert. Das Gleiche geschieht mit den Funden, die zurzeit aus verschiedenen Gruben, die an Hand der gefundenen Gegenstände auf die jeweilige Zeit hinweisen, geborgen werden.
In einer Power-Point-Präsentation sahen die Zuhörer eine Reihe von Gegenständen, aber auch Mauerresten, was bisher an das Tageslicht befördert wurde. Dazu gehören Keramik- und Tonscherben, Knochenreste, Ziegeln und Gegenstände aus verschiedenen Materialien. Mörtelschichten an den Mauerresten und sogar noch eine erkennbare Wandmalerei waren dabei besonders aufschlussreich.
Als eine kleine Sensation bezeichnete Kuhnle jedoch einen Ziegel aus der römischen Besiedelung, auf dem der Stempel der 8. Römischen Legion eingebrannt ist.
Anschließend hatten die Rätinnen und Räte sowie die Zuhörer Gelegenheit, zu fragen. Sie bezogen sich vor allen Dingen auf den weiteren Verlauf und die voraussichtliche Dauer der Ausgrabungen.