Internationales Fest: Ein kunterbuntes Miteinander
»Liebe geht durch den Magen«, sagt ein Sprichwort. Dass dieses Motto zwischen Völkern nicht weniger wahr ist als zwischen einzelnen Menschen, bewies das Internationale Fest am Wochenende in der Offenburger Innenstadt einmal mehr.
»Gemeinsam – Gerechtigkeit – Frieden«: Diese auf Plakaten im Bühnenhintergrund geschriebenen Anliegen stehen für die große Idee, die hinter dem Internationalen Fest steht. Auch die Ansprache von Oberbürgermeisterin Edith Schreiner zur Festeröffnung am Samstag und das gemeinsame Friedensgebet der Religionen am Sonntag standen dafür, dass die Menschen aller Nationen und Religionen derzeit eben noch auf dem Weg und leider noch nicht am Ziel eines friedlichen und respektvollen Miteinanders sind. »Im Kleinen«, da wo sich Frauen, Männer und Kinder aus der ganzen Welt Aug’ in Aug’ und auch »auf Augenhöhe« begegnen, da klappt es schon bedeutend besser, wie hier auf dem Offenburger Marktplatz.
Gutes Essen und Musik haben sich einmal mehr als hervorragende Katalysatoren erwiesen. »Wir sind wegen der Falafel hier, die waren schon vor zwei Jahren so toll«, sagten gestern Susanne, Sonja, Patrick, Anja und Philipp, die aus Offenburg und Neuried stammen. Sie lobten, »das ganze Fest« sei »sehr schön«. Mit dieser Meinung waren sie nicht allein, alle Bänke waren voll besetzt. »Gestern Abend war hier kein Durchkommen«, berichteten Matthias und Sabrina, »die Reggae-Musik war aber auch super«.
Regen störte nicht
Kunststück, eine der wenigen »tropischen Nächte«, die Südbaden im Jahreslauf so zu bieten hat, war die perfekte Umgebung für die karibischen Klänge von »Riddim Posse« und die Spanisch-Latin-Pop-Band »Diego’s Canela«, die am früheren Abend spielte. Ein paar Regentropfen störten die gigantische Stimmung nicht im geringsten.
Beim Internationalen Fest in Offenburg sind übrigens mit Ausnahme der Pole wahrhaftig alle Kontinente dabei: Sogar Australien, denn der Stand des Afro-karibischen Restaurants »Savanna« hat sogar »Känguru« auf der Karte. Kadir aus Willstätt, dessen Familie aus der Türkei stammt, hat bei einem heimatlich vertrauten Gericht zugegriffen: »Köfte – also Frikadelle!« Mit Nachbarinnen und Familie saß Nilufal aus Afghanistan zusammen. »Wir wohnen in Gengenbach und sind zum ersten Mal hier«, erzählte sie. Das Fest gefalle ihr »sehr gut«, auch die Musik von »Papyros’N« aus Straßburg.
»Wir genießen das«
Derweil waren die Flamenco-Tänzerinnen von Barbara Cramer, die kurz nach zwei Uhr dran sind, »sehr aufgeregt – aber wir genießen das auch!« International seien sie aufgestellt, »aber eine Spanierin ist nicht dabei«, sagte die Trainerin schmunzelnd. »Ist aber egal – es kommt auf das Gefühl an!«
Wie aus dem Festplakat entsprungen, stand Aicha in einem traditionellen afrikanischen Gewand vor der Bühne. Und tatsächlich – die Frau aus Togo, die 2002 nach Offenburg kam und heute in Teningen wohnt, war wirklich das Originalmodel von dem Foto! »Das Bild ist 2005 entstanden« erinnerte sie sich und erzählte, dass sie alle zwei Jahre wieder sehr gern hierher kommt.
»Ich habe mich in Offenburg immer wohl gefühlt, das seinem Namen alle Ehre gemacht hat. Begegnung, Leben und Respekt, darauf kommt es an und das finde ich auf diesem Fest wieder!«, betonte sie.
125 Nationen
Mehr als ein Drittel der circa 60 000 Einwohner der Stadt Offenburg hat einen Migrationshintergrund. Damit liege die Stadt deutlich über dem Durchschnitt in Deutschland, so die Stadtverwaltung. Zum Stichtag 31. Dezember 2016 lebten in Offenburg 59 916 Menschen aus 125 verschiedenen Ländern.
Vor dem Hintergrund dieser multikulturellen Gesellschaft veranstaltet der Integrationsbeirat der Stadt Offenburg das Internationale Fest. Die Veranstaltung gibt es bereits seit 1995, seit 2006 findet sie alle zwei Jahre statt.
In diesem Jahr gab es 58 Stände auf dem Marktplatz. Spezialitäten gab es aus Brasilien oder Peru genauso wie aus Afghanistan und Syrien, Indien und Thailand. Außerdem waren verschiedene Einrichtungen und Vereine vertreten, darunter zum Beispiel das Ausländerbüro, der Migrationsdienst von Caritas und Diakonie, das Bunte Haus oder die Flüchtlingshilfe Rebland.
Im Rahmen der Eröffnung sind auch die Ehrenamtlichen in der Flüchtlingsarbeit geehrt worden. Sie erhielten von OB Edith Schreiner einen Kulturgutschein und einen Verköstigungsgutschein fürs Internationale Fest. Stellvertretend für die insgesamt rund 350 Ehrenamtlichen wurden Vertreter der verschiedenen Initiativen, Vereine und Gruppierungen auf die Bühne gebeten.
Am gestrigen Sonntag gab es bereits zum vierten Mal ein Friedensgebet der Religionen mit Vetretern von neun Glaubensgemeinschaften, die in Offenburg Anhänger haben.