Jonas Philipzen: Warum die Menschen an Indien denken sollten

Jonas Philipzen aus Zunsweier (Mitte) gemeinsam mit taubstummen Schülern im indischen Patna. Für das Lucy-Hilfswerk hat er im vergangenen Sommer sieben Wochan an einer Schule für taube Kinder unterrichtet. ©privat
Hilfe für die Ärmsten der Armen: Der Zunsweierer Jonas Philipzen will auf die aufgrund des Coronavirus noch schwierigere Lage der Menschen in Indien aufmerksam machen.
Der 23-jährige Jonas Philipzen aus Zunsweier engagiert sich beim Lucy-Hilfswerk (siehe „Hintergrund“) für Indien und will auf die derzeit besonders schwierige Situation der Menschen vor Ort aufmerksam machen. Denn die aktuelle Corona-Pandemie stellt das Land vor ganz neue Herausforderungen. „In Indien herrscht eine komplette Ausgangssperre, und die Angst, dass dort das Gesundheitssystem zusammenbricht, ist groß“, erklärt Philipzen. Denn das indische Gesundheitssystem ist nach Angabe von Philipzen um einiges schlechter aufgestellt als etwa das deutsche.
Ein ganz großes Problem hätten zudem Tagelöhner, Menschen, die auf der Straße etwas verkaufen, Haushaltshilfen oder auch Taxifahrer. Denn diese dürften nicht arbeiten, verdienten nun nichts mehr und seien zudem nicht abgesichert. „Diese Menschen sind jetzt zu Hause eingesperrt, können kein Geld verdienen und haben kein Erspartes, müssen aber eine Familie ernähren. Sie brauchen Unterstützung“, so Philipzen.
Für diese Menschen werde es schnell in noch einem drastischeren Sinne als für die Menschen in Deutschland existenziell – sie befürchten zu verhungern.
Keine Distanz möglich
Und: Gerade für die Ärmsten der Armen sei die soziale Distanz nicht umsetzbar. „Während man sich hier in seine eigenen vier Wände zurückziehen kann, leben in Indien oftmals Großeltern, Eltern und Kinder zusammen in einer einfachen Behausung und teilen sich teilweise ein Bett. Intensive medizinische Versorgung und der Zugang zu Hygieneartikeln sind für einen Großteil der 1,3 Milliarden Menschen nicht gewährleistet“, wie es in einem von Philipzen mitverfassten Bericht für das Hilfswerk Lucy heißt.
Der Zunsweierer – aktuell lebt Philipzen in Freiburg – war selbst im Sommer des vergangenen Jahres über die Lucy-Hilfsorganisation für zehn Wochen in Indien, sieben davon hat er an einer Schule für taube Kinder Unterricht gegeben.
„Für die Schüler war es schön, mal jemanden kennenzulernen, der nicht aus Indien kommt“, erzählt er. „Die wenigsten verlassen das Land.“
Philipzen will darauf aufmerksam machen, dass man die Menschen, denen es noch schlechter geht und die noch größere Sorgen haben, nicht vergessen darf. „Es ist eine weltweite Krise und wir sollten über unsere eigenen Grenzen hinaus schauen“, so der 23-Jährige.
Laut Philipzen ist die Lucy-Hilfsorganisation rein ehrenamtlich. es gebe keine Verwaltungskosten, auch Helfer wie er würden auf eigene Kosten in das Land reisen.
Die Organisation
Das Lucy-Hilfswerk ist ein privates gemeinnütziges Hilfswerk mit Sitz in Oberrimsingen (bei Breisach am Rhein) und fördert seit mehr als 25 Jahren die Bildung von Mädchen und Frauen in Indien. Kooperationspartner des Hilfswerkes sind die Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz (Holy-Cross-Sisters), bei uns in der Region als „Hegner Schwestern“ bekannt. Das hat unter anderem Jonas Philipzen aus Zunsweier in einem Bericht über die Arbeit der Organisation verfasst.
Die Verantwortlichen des Hilfswerkes erhielten demnach mehrere Hilferufe der Schwestern mit der Bitte mitzuhelfen, besonders um die Versorgung der Kinder mit Grundnahrungsmitteln zu gewährleisten. Laut Philipzen werden Spendengelder etwa für Essenpakete benötigt, die die Schwestern vor Ort verteilen. Eine erste kleine Spendensumme konnten die Verantwortlichen von Lucy bereits nach Indien transferieren, um in der Region Hazaribagh die ärgste Not zu lindern, heißt es in dem Bericht über die Organisation – „Allerdings wird es ein Marathon werden.“Das Lucy-Hilfswerk sei deshalb gerade jetzt verstärkt auf Spenden angewiesen.
Weitere Informationen gibt es auf der Homepage des Hilfswerks unter www.lucy-hilfswerk.org.