Projekt von "Haus des Lebens": Junge Frauen spielten Politik
Das „Haus des Lebens“ in Rammersweier brachte den Bewohnerinnen vor der Bundestagswahl Parteien und ihre Programme näher. Es war keine leichte Kost, doch sei das Projekt als gelungen zu bezeichnen.
In der „heißen Phase“ vor der Bundestagswahl im September hatten sich auch die Bewohnerinnen der Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtung „Haus des Lebens“ in Offenburg intensiv spielerisch mit den unterschiedlichen Konzepten und Inhalten der jeweiligen Parteien beschäftigt.
Wie es in einer Mitteilung weiter heißt, begleiteten die pädagogischen Fachkräfte, Ruth Karcher und Andrea Burkart, sowie Marilena Matusche (Auszubildende zur Jugend- und Heimerzieherin) die Frauen dabei, Informationsmaterial zu beschaffen, auszuarbeiten und auszuwerten.
Klar positionieren
Die Spielregel lautete, in die Rolle eines Spitzenkandidaten zu schlüpfen, sich bezüglich Kleidung und Gestik entsprechend zu präsentieren und seine Meinung beziehungsweise die Meinung der jeweiligen Partei zu den verschiedenen Themen vor der 25-köpfigen Besuchergruppe zu vertreten und sich klar und deutlich zu positionieren oder auch gegenüber anderen Parteien abzugrenzen.
Ruth Karcher eröffnete das Podiumsgespräch und begrüßte die angereisten Podiumsteilnehmer und Zuschauer. Moderatorin Marilena Matusche griff folgende Themen auf und hinterfragte diese kritisch. Dabei achtete sie streng auf die vereinbarte Redezeit der Teilnehmer, die sich wie Politiker präsentieren mussten.
◼ Bildung: Diese ist die Basis, um im Leben voranzukommen – welche Ideen haben Sie, um die Bildung von jungen oder alleinerziehenden Müttern zu fördern?
◼ Arbeit: Alleinerziehende Mamas arbeiten hart, sie haben einen 24-Stunden-Job. Die provozierende Frage lautete: Sollen diejenigen, die nicht arbeiten, ein Grundeinkommen erhalten? Wenn ja, wie viel? Genauso viel wie jemand, der hart arbeitet? Wie können junge Menschen bei der Arbeitssuche unterstützt werden?
◼ Soziales: Mehrfachbelastung von Frauen im Alltag: Frauen sind die Familienmanagerinnen. Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz – auch für ältere Kinder bis zwölf Jahre? Grundsicherung für Kinder?
◼ Meinungsfreiheit: Darf jeder wirklich alles sagen? Darf jeder jeden beleidigen? Darf jeder jeden ermorden (Beispiel Idar-Oberstein)?
◼ Gesundheit: Viele Menschen glauben, dass die Corona-Pandemie nicht bewältigt werden kann. Wie erklären sich das Politik und Wissenschaft?
◼ Sicherheit: Das Gefühl der Menschen zur inneren Sicherheit gerät immer mehr ins Schwanken. Wie kann man Abhilfe schaffen? Wie kann der Zusammenhalt innerhalb der Gesellschaft gestärkt werden? Terror und Gewalt – wie kann Deutschland oder Europa dies in den Griff bekommen?
◼ Integration: Muss der polnische Spargelhelfer oder der indische Arzt im Krankenhaus einen deutschen Pass haben?
◼ Außenpolitik: Das Bündnis NATO – Sicherheit, Stabilität, Ziele, atomare Bedrohung: Sollten deutsche Soldaten im Krieg die USA unterstützen?
◼ Umwelt/Klimakrise: Wie beurteilen die Frauen Kohleausstieg und E-Autos?
◼ Fazit: Es war keine einfache Kost. Mit Disziplin und Engagement sei dieses Politik-Projekt aber gelungen. Jede Mitspielerin habe viel gelernt und sogar Interesse an der Politik gefunden. Auch für das Publikum, bestehend aus Bewohnerinnen und Belegschaft, war das interessant.