Junge Theaterakademie sticht mit "Odysseus" in See
Ab dem 1. Dezember führt die Junge Theaterakademie »Odysseus« auf: 30 Akteure auf der Bühne des Salmen setzen die Geschichte von Irrfahrt und Heimatlosigkeit in Bezug zur Gegenwart.
Nach aufwendigen Produktionen wie etwa »Alice im Wunderland« will Paul Barone mit der Jungen Theaterakademie nun die Requisiten drastisch reduzieren. Er inszeniert »Odysseus«, und das Ensemble mit 30 Akteuren stellt auch die Umgebung dar, Bäume oder Wasser etwa.
Dafür wurden eigens Kostüme genäht: Zehn Schülerinnen, die an der Hauswirtschaftlichen Schule gerade ihre mittlere Reife machen, stellten sich mit ihrer Lehrerin Ingrid Neliba der Herausforderung. »Es war ein gutes Projekt, und wir sind fertig geworden«, freut sich Emely Federau. Schwierig war es beispielsweise, Schnitte von Größe 42 auf 34 zu verkleinern. Die Schnittteile für ein Kleid zu sortieren, sei ebenfalls etwas anderes als eine Tasche zu nähen. Vor allem, wenn es 16 Stücke in zwei Farben sind. »Es war schon eine Herausforderung, das Kleid für Circe zu nähen«, sagten Deborah Broß und Jessica Männle.
Onisha Wilsi wird es tragen, in ihrer Traumrolle: »Ich wollte schon in der Grundschule diese Rolle spielen, aber dann hieß es, ich sei zu jung«, sagt die 18-Jährige. Nun kann sie die Rolle als »etwas verrückt und bösartig, aber auch lieb« ausgestalten. Sie spielt aber nicht nur, sondern hat auch einen eigenen Text für das Stück beigesteuert.
»Die Texte aus dem Epos wechseln sich mit den Beiträgen der Jugendlichen ab«, erklärt Barone. Aaron Werner beispielsweise hat die Geschichte seiner Mutter aufgeschrieben, die aus Bosnien fliehen musste. Im Stück stellt er einen Gefährten des Odysseus dar: »Er will lieber Sicherheit anstatt in die Heimat zurückkehren.« Undine Gloski spielt die Königin des guten Volkes der Phäaken. »Wir haben erst eine Weile improvisiert, bis wir dann etwa um Ostern die Rollen verteilt haben«, erinnert sie sich. Dann wurden die Einzelszenen entwickelt. Vor den Sommerferien gab es bereits eine Probewoche, berichtet Farin Moghimi, die die Calypso gibt.
Sehr persönliches Stück
Inzwischen geht es schon um den letzten Feinschliff. Während Barone das Gesamtkonzept koordiniert und umsetzt, schaut Patrick Labiche ganz genau hin. »Ich arbeite das Talent heraus und sage, wo es noch besser geht«, motiviert er die jungen Schauspieler. Für den gebürtigen Franzosen ist »Odysseus« ein sehr persönliches Stück: »Ich lebe inzwischen länger in Deutschland als in Frankreich und kann immer weniger sagen, was Heimat ist.«
Diesem Begriff will Barone in dem von der Bürgerstiftung Offenburg geförderten Stück jugendgerecht auf die Spur kommen, so wie in der ersten Produktion der Freiheit und als nächste Europa. Deshalb verbindet er den alten Stoff mit aktuellen Fragen: »Die Idee war von Anfang an da.« Er möchte damit bei der jungen Generation einen Diskurs um die Herausforderungen der Demokratie anstoßen.
»Rudermusik«
Fünf Proben soll es noch geben, am 1. Dezember findet die Premiere statt. Gerhard Möhringer-Groß schreibt noch an der Musik. »Ich wusste, dass es eng wird«, sagt er, aber aufgrund der guten Zusammenarbeit in der Vergangenheit wollte er die Anfrage nicht ablehnen. Sein Spagat ist es, die dynamischen, temperamentvollen Schiffahrtszenen mit den eher ruhigeren Passagen zusammenzubringen. Auf vier Bühnen wird gespielt, begleitet von acht Musikern. Wenn das Schiff, eine Bühne im Publikum, ausläuft, können die Zuschauer das an der »Rudermusik« erkennen.
Eine Bühne ist einem Erzähler vorbehalten, der die Geschichte seinerseits vorantreibt.
INFO: Premiere ist am Freitag, 1. Dezember, um 19 Uhr im Salmen. Weitere Aufführungen am Samstag, 2. Dezember, 14.30 und 19 Uhr. Eintritt frei, Spenden erbeten.