Kämmerer Nicolas Isenmann wechselt nach Biberach
Nordrachs Rechnungsamtsleiter Nicolas Isenmann (39) wechselt zur Gemeinde Biberach. Ab 1. Februar wird der Fachbedienstete für Finanzwesen seine Arbeit aufnehmen. Der Wechsel hat allerdings eine Besonderheit: Isenmann wird dem Rechnungsamt Nordrach mit zehn Prozent der Arbeitsleistung erhalten bleiben.
Die Stelle des Rechnungsamtsleiters im Rathaus Biberach war durch den krankheitsbedingten Ausfall des Kämmerers Bodo Schaffrath rund ein Jahr vakant. Als klar wurde, dass Schaffrath seine Arbeit nicht mehr aufnehmen konnte, schrieb die Gemeinde die Stelle des Fachbediensteten für Finanzwesen am 28. September aus. Am 20. November wählte der Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung Nicolas Isenmann zum neuen Leiter des Rechnungsamts. Der bisherige Kämmerer der Gemeinde Nordrach war einer von insgesamt zwei Bewerbern.
»Besonders in der kommunalen Finanzverwaltung herrscht ein großer Fachkräftemangel«, betonte in einem Pressegespräch am Mittwoch im Rathaus Biberachs Bürgermeisterin Daniela Paletta. Nordrachs Bürgermeister Carsten Erhardt ergänzt, dass Positionen in der Verwaltung zwar weiterhin gefragt sind, »in die Richtung Kämmerer möchte aber fast keiner«.
Erschwerend für die Gemeinden bei der Suche ist zudem die Tatsache, dass viele Kommunen bereits die Haushaltsführung auf Doppik umgestellt haben. Das macht den Kreis potenzieller Bewerber nochmals kleiner, denn Bewerber sollten die neue Art des kommunalen Haushaltsrechts natürlich beherrschen, wenn sie in eine Gemeinde kommen, die das neue Haushaltsrecht bereits haben.
»Schlechte Aussichten«
Sowohl Biberach als auch Nordrach haben ihre Haushaltsführung bereits umgestellt. »Aus all diesen Gründen waren für Nordrach die Aussichten relativ schlecht, einen Nachfolger für Nicolas Isenmann zu finden«, erklärte Carsten Erhardt. »Da Biberach und Nordrach bislang sehr gut zusammenarbeiten, wurde die Idee einer öffentlich-rechtlichen Vereinbarung geboren«, so Erhardt weiter.
Im Klartext heißt das: Nicolas Isenmann wird bei der Gemeinde Biberach als Leiter des Rechnungsamts beschäftigt. Die Gemeinde Nordrach »kauft« von Biberach zehn Prozent dieser Tätigkeit fürs eigene Rechnungsamt. Zehn Prozent entsprechen rund vier Stunden in der Woche. Die Übereinkunft wird zunächst auf drei Jahre geschlossen. Natürlich reichen vier Stunden in der Woche nicht, um die Finanzen einer Gemeinde zu führen oder gar einen Haushaltsplan vorzubereiten. Das weiß auch Nordrachs Bürgermeister. Im Rathaus der Gemeinde wird daher Angelika Sum die »tägliche Routine« im Rechnungsamt übernehmen. Für die Jahresrechnung oder die Haushaltsplanung ist dann Nicolas Isenmann zuständig.
Bürgermeister Carsten Erhardt ist überzeugt, dass die Zusammenarbeit funktionieren wird. »Diese Konstellation ist in der Form einmalig im Ortenaukreis und eine interkommunale Zusammenarbeit, die zukunftsweisend ist«, betonte der Rathauschef. »Natürlich ist das Finanzwesen beider Gemeinden strikt getrennt«, versicherte Erhardt. Die Vereinbarung ist mit der Kommunalaufsicht abgesprochen.
Da Nordrach Teil der Verwaltungsgemeinschaft Zell ist, muss der Gemeinderat der Stadt Zell der Übereinkunft noch zustimmen. Normalerweise müsste die Stadt nämlich selbst einspringen, wenn in einer der Mitgliedsgemeinden das Rechnungsamt nicht besetzt ist. Die Zustimmung dürfte eine Formalie sein.
Nicols Isenmann ist gebürtiger Friesenheimer und seit rund acht Jahren Kämmerer der Gemeinde Nordrach. Nach seiner Ausbildung bei der Gemeinde Friesenheim erwarb er an der Verwaltungsschule Karlsruhe den Fachwirt. Ein Studium Public Management mit Bachelor-Abschluss folgte.
Neue Herausforderung
»Ich gehe nicht im Bösen«, betonte der Verwaltungsfachwirt, »ich suche eher eine neue Herausforderung«. Über seine Bewerbung hatte Isenmann Bürgermeister Erhardt bereits im Vorfeld informiert. Biberachs Rathaus kennt der designierte Rechnungsamtsleiter bereits, da er im Sommer beim Erstellen des Haushalts ausgeholfen hatte.