Kaltloch-Gesellschaft feierte 150. Geburtstag
Zur Feier ihres 150. Stiftungsfestes hatte die Kaltloch-Gesellschaft Offenburg am Samstag in den Schillersaal eingeladen. Deren Mitglieder setzten sich vor allem in der Anfangszeit für ein liberales Denken in der Gesellschaft ein. Zum Jubiläum ist auch eine Festschrift erschienen.
Etwa 100 geladene Gäste, darunter Abordnungen der befreundeten Herrengesellschaften, nahmen den Festakt zum 150-jährigen Bestehen der Offenburger Kaltloch-Gesellschaft zum Anlass, sich über Tradition und Zukunft einer der ältesten bürgerlichen Gemeinschaft Badens auszutauschen. »Die Geschichte der Kaltloch-Gesellschaft ist eng mit der der Stadt Offenburg verbunden«, sagte Heribert Hauschild, seines Zeichens Hochmeister der Vereinigung. Die Ziele der Kaltloch-Gesellschaft seien seit Gründung im Jahr 1864 weitgehend verwirklicht, so Hauschild, unter anderem der Zusammenschluss und die Demokratisierung Deutschlands.
Doch Stagnation im Bestreben, am Bau einer liberalen Gesellschaft mitzuwirken, sei für die 65 Offenburger Mitglieder in keinem Fall ersichtlich. Das 150. Jubiläum berechtige zwar durchaus dazu, »stolz auf die Vergangenheit zurückzuschauen, doch der Blick muss auch in die Zukunft gerichtet sein«.
Unabhängig von Ständen
Bürgermeister Christoph Jopen ging in seiner Gratulation auf das Überdauern von menschlichen Beziehungen durch alle Zeitenwenden, Umbrüche und Gefährdungen ein. »Die Jahre der Badischen Revolution 1848/49 lagen 15 Jahre zurück, als sich die ersten bürgerlichen Vereine wieder an die Öffentlichkeit wagten«, erinnerte Jopen. »Bis heute schließen sich hier Menschen zusammen, deren Namen in unserem Offenburg einen wichtigen Part spielen«, betonte er. Bereits damals traf man sich frei von Standes- oder Zunftzugehörigkeit im Gesellschaftslokal in der Küblergasse, dem »Kalten Loch«.
»Was für Welten liegen in dieser Distanz von 150 Jahren«, sagte Historiker Martin Ruch in seinem Vortrag am Festabend, in dem er die Entwicklung der Herrengesellschaft skizzierte – »Kaiserreiche, Weimarer Republik und zwei Weltkriege«. In seiner Festschrift beschreibt Ruch den Zusammenhang der Gesellschaft mit der lokalen und weltgeschichtlichen Historie. Das Aufkommen einer liberalen Grund- und Aufbruchsstimmung nach der gescheiterten Badischen Revolution, die in Offenburg begann, sahen die Gründungsmitglieder um Emmerich Barth als Auftrag zur Erstarkung einer freien Gesellschaft beizutragen. Offenburg habe in diesen Jahren noch einen »durchaus ländlichen Charme« gezeigt, doch die Industrialisierung war auch hier angekommen.
Damals wie heute sei die Gesellschaft den gleichen Zielen verpflichtet, die da heißen: Einigkeit, Recht und Freiheit. Es sind ganz sicher kleine Keimzellen für große Gedanken und Ideale, die die Herrengesellschaften pflegen und hegen. Freilich kommt heute der gesellige Teil bei Treffen überwiegend zum Tragen. Sogar Damen seien seit jüngstem in die Kaltloch-Gesellschaft als Gäste integriert, ließ Hauschild mit einem Schmunzeln verlauten.
Was zählte und zählt, seien tolerante Kameradschaft, Weitergabe von Wissen um Tradition und Werte, Bereitschaft Zukunft mitzugestalten. Und nicht zuletzt ein bürgerliches Gemeinschaftsgefühl in Zeiten der immer stärker werdenden Orientierungslosigkeit. Auch dafür stehen Hochmeister, Ritter, Knappen und Brunzer der ehrwürdigen Kaltloch-Gesellschaft Offenburg seit nunmehr 150 Jahren.
Die Festschrift zum 150. Geburtstag der Offenburger Kaltloch-Gesellschaft von Martin Ruch ist ab sofort im Buchhandel erhältlich: »Die Kaltloch-Gesellschaft zu Offenburg 1864 – 2014«, 192 Seiten, ISBN 978-3-943874-05-1, 38 Euro.