Kirchengemeinde St. Ursula lud zu Speisung wie früher
Die Türen zu öffnen und Gastfreundschaft als Akt christlicher Nächstenliebe zu praktizieren: Das war die Intention, die Besucher von Beratungsstellen und Bewohner stationärer und ambulanter Einrichtungen zum Mittagessen einzuladen – als Gäste der katholischen Kirchengemeinde St. Ursula.
Die Tische im Gemeindesaal St. Fidelis waren für fast 200 Besucher hergerichtet, für die am Tag zuvor Mitglieder der Pfarrgemeinderäte und des Pastoralteams fleißig gearbeitet hatten. Es galt unter Anleitung von Ingrid Neliba 35 Kilogramm Gemüse, 20 Salatköpfe, 18 Kilogramm Putenfleisch, sechs Kilogramm Champignons, zehn Liter Sahne mit 20 Kilogramm Mehl und 260 Eiern zu Spätzle und Geschnetzeltem zuzubereiten und am Sonntag frisch auf die Tische zu bringen.
»Es war ein offenes Angebot zur zwanglosen und zu nichts verpflichtenden Begegnung an alle, die Beratungsstellen besuchen, in stationären oder ambulanten Einrichtungen wohnen oder sonst auf Hilfe angewiesen sind«, erklärte Marcel Oertwig, Pastoralreferent der Seelsorgeeinheit, was das Pastoralteam angestoßen hat und mit den Pfarrgemeinderäten und deren Ehrenamtlichen letztendlich realisierte.
Die Aktion war als Zeichen der Kirche zu verstehen, die sich auch der biblischen Gastfreundschaft verpflichtet sehe, wie es Dekan Matthias Bürkle formulierte. Der Einladungsort wurde in der Nachfolge des ehemaligen Kapuzinerklosters gewählt. Gerade die Klöster seien doch früher die Stätte gewesen, wo Bedürftige ohne Ansehen der Person gespeist wurden. Und in Offenburg gebe es kaum einen Ort, der dieser Tradition mehr gerecht würde, als eben der Gemeindesaal im Untergeschoss der Pfarrkirche in unmittelbarer Nähe des weit über Offenburg hinaus bekannten Klosters.
Mit Herzblut und voller Freude habe er miterlebt, wie sich die angesprochenen Christen bereits im Vorfeld eingebracht hätten und nun auf ihre Gäste warteten, so der Dekan. Von denen hatte er selbst einige dort abgeholt, wo sie sonst ihren Tag verbringen.
Zögerlicher Besuch
Denn nur zögerlich waren Angesprochene eingetroffen, was, auch dies war Gesprächsstoff unter den Einladenden, trotz intensiver und breitgestreuter Werbung ihre Zahl überschaubar machte. Wohl auch darum, weil an einem Samstag die gewohnten Betreuer und Ansprechpartner gefehlt haben, die aus den Einrichtungen heraus zum Kommen animiert hätten und selbst mitgegangen wären.
Das bedauerten auch die anwesenden Pfarrer beider christlicher Kirchen, die sich vom Gedanken dieser Einladung angetan zeigten und in ihren Gemeinden für die nächste Einladung im Rahmen der Armutswoche werben wollen.
In den Einrichtungen allerdings wird das, was am Samstag als Anstoß für Begegnung und ein zwangloses Miteinander gedacht und erlebt wurde, die Runde machen. Denn nach dem Mittagessen sind viele in Folie gepackte Portionen Kuchen und Torte mitgenommen worden und werden so auch denen eine Freude bereiten, die am Samstag den Weg nach St. Fidelis nicht gefunden haben.