Klezmer-Matinee »Angajo« in der Paul-Gerhardt-Kirche
Trotz Kälte und Schneetreiben konnten sich die Zuhörer am vergangenen Sonntag auf ein ungewöhnliches Konzerterlebnis bei der »Klezmer-Matinee« in der Paul-Gerhardt-Kirche einstellen und freuen. Und sie wurden für ihr Kommen belohnt.
Bereits zum dritten Mal gastierte dort das Trio »Angajo« – ein Name, der sich aus den ersten Buchstaben der Vornamen der Interpreten, Andreas Deges (Violine), Gaby Flick (Akkordeon) und Joachim Prasser (Akustik-Bass, Gitarre, Gesang), zusammensetzt. Dass die drei Musiker inzwischen keine Unbekannten mehr sind, zeigte sich deutlich: Die Zuhörerreihen waren im Nu komplett gefüllt.
Seit Jahren haben sich die drei der traditionellen Klezmer-Musik verschrieben, deren Wurzeln in den jiddischen »Shtetl« in Mittel- und Osteuropa liegen. »Was uns an dieser Musik so sehr fasziniert, ist die große Emotionalität: Melodien, die von überschäumender, mitreißender und jauchzender Fröhlichkeit zu ganz leisen und melancholischen Tönen wechseln«, erklärte Jo Prasser.
Balkan-Einflüsse
Diese Freude an der – auch stark durch Einflüsse des Balkans geprägten – Musik war dann auch im Konzert spürbar. Der musikalische Bilderbogen spannte sich von Tanzmelodien, die die »Klezmorim« früher bei allen möglichen Festen aufspielten, über Liebes- und Hochzeitslieder bis hin zu leisen und melancholischen Tönen, die die jahrhundertealte Sehnsucht der Juden nach Heimat und Geborgenheit ausdrückten. Erstmals waren neben den jiddischen Gesangsstücken auch zwei Lieder in hebräischer Sprache zu hören, die Prasser zum besseren Verständnis für die Gäste übersetzte.
Auch ein Stück (musikalischer) jüdischer Geschichte brachten »Angajo« den Gästen nahe: Das Titelstück »Baj mir bistu shein« und »Di grine Kusine« waren geprägt von Elementen der Jazzmusik, die die im vorletzten Jahrhundert nach Amerika emigrierten Juden in die Klezmer-Musik übernommen hatten.
Klatschen und wippen
Bereitwillig und begeistert ließen sich die Zuhörer auf die musikalische Reisen mitnehmen, und neben viel Zwischenapplaus gab es Musikbegeisterte, die es bei den temperamentvollen Tanzmelodien fast nicht auf den Plätzen hielt. Aber zum Glück konnte man mitklatschen, mitwippen, sich gedanklich den »Terkishen Honik« schmecken oder sich auf ein jiddisches Hochzeitsfest mit tanzenden, blumengeschmückten Mädchen entführen lassen.
Kleine Anekdoten, gewürzt mit dem typisch jiddischen Humor, unterstrichen die Leichtigkeit des Konzerts. Das dankbare Publikum belohnte das Trio mit einem begeisterten Schlussapplaus.