Kontaktladen: Nachfrage leicht gestiegen

Klaus Rieger, hier ein Foto von März 2014, ist seit gut 20 Jahren als Drogenberater tätig. Der Leiter des Kontaktladens spricht von einer positiven Entwicklung. ©Iris Rothe
Auch im vergangenen Jahr ist der Kontaktladen beim Offenburger Bahnhof als Anlaufstelle für Drogensüchtige gefragt gewesen. 80,5 Personen pro Tag haben die Einrichtung 2014 aufgesucht, etwas mehr als 2013. Laut Kontaktladenleiter Klaus Rieger hat sich dennoch vieles zum Besseren entwickelt.
Die Besucher haben die neuen Räume weiterhin gut angenommen und die Stimmung in der Einrichtung hat sich »positiv stabilisiert«: Das sind zwei wesentliche Erkenntnisse, die Klaus Rieger im vergangenen Jahr über den Kontaktladen beim Offenburger Bahnhof gewonnen hat. Wie der Leiter der zentralen Anlaufstelle für Drogensüchtige in seinem Jahresbericht schreibt, habe es 2014 weniger Probleme bei der Einhaltung der Hausordnung gegeben, die Verantwortlichen hätten »nur wenige kurzzeitige Hausverbote« aussprechen müssen.
Rieger berichtet vor dem Hintergrund der schwierigen Klientel von lediglich einem Polizeieinsatz. Auch die Zahl der Drogennotfälle habe sich auf »nur« drei Einsätze verringert. Dabei sein kein Besucher zu Schaden gekommen, versichert der Sozialpädagoge.
Umzug im Herbst 2012
Seit Herbst 2012 befindet sich der Kontaktladen nach dem Wegzug aus der ehemaligen Stadtbibliothek in der Gustav-Rée-Anlage in dem ehemaligen Post-Gebäude in der Hauptstraße 1a im nördlichen Bereich des Offenburger Bahnhofs. Anfang Mai 2013 war dort offizielle Eröffnung. Laut Rieger hat sich der Standort bewährt – sowohl wegen der »hervorragend ausgestatteten Räume« als auch wegen der Lage. Auch was die Akzeptanz der Anwohner angeht, gibt er Entwarnung: »Es gab auch in diesem Jahr keinerlei Probleme.«
80,5 Personen haben den Kontaktladen im vergangenen Jahr im Durchschnitt pro Tag aufgesucht, das sind etwas mehr als 2013. So hatte Rieger vor einem Jahr noch von durchschnittlich 78 Besuchern täglich gesprochen. Die meisten fallen in die Altersgruppe zwischen 36 und 50 Jahre (siehe »Hintergrund«) und sind abhängig von Heroin, Alkohol und anderen Drogen. Sie kommen aus der gesamten Ortenau, die meisten jedoch aus dem Offenburger Stadtgebiet.
Sechs Mitarbeiter
Betreut werden die Drogenabhängigen im Kontaktladen von sechs Mitarbeitern, die meisten von ihnen sind Sozialarbeiter. Wie Rieger informiert, hat es beim Personal in diesem Jahr einen Wechsel gegeben: Für Simone Bruder, die Ende 2014 wegen ihrer Schwangerschaft vorerst ausgeschieden sei, habe man in dem Sozialarbeiter Marius Wiech für 2015 einen qualifizierten Ersatz gefunden.
INFOS UND KONTAKT: Der Kontaktladen in der Hauptstraße 1a in Offenburg ist täglich von 9.30 bis 13.30 Uhr sowie nach Vereinbarung geöffnet und erreichbar unter • 07 81 / 78 07 12, E-Mail: kontaktladen-offenburg@agj-freiburg.de.
Zahlen und Fakten zum Kontaktladen
Der Kontaktladen in Offenburg wurde 1996 von der Offenburger Drogenhilfe e. V. eröffnet. Seit 2004 läuft er unter der Trägerschaft der AGJ, einer Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe. Einzugsgebiet ist der gesamte Ortenaukreis mit rund 400 000 Einwohnern.
Von den 80,5 Personen, die den Kontaktladen im vergangenen Jahr täglich aufgesucht haben, waren 85 Prozent Männer und 15 Prozent Frauen. Diese Geschlechterverteilung ist laut Kontaktladenleiter Klaus Rieger »seit Jahren stabil«.
Bezogen auf das Alter, teilt sich die Zahl von 80,5 wie folgt auf: 37,5 waren zwischen 36 und 50 Jahre alt, 25 zwischen 28 und 35 Jahre, 8,5 zwischen 22 und 27 Jahre, acht über 50 Jahre und 1,5 zwischen 18 und 21 Jahre alt. Diese Zahlen haben sich laut der Statistik, die Rieger in seinem Jahresbericht vorlegt, im Vergleich zum Jahr 2013 nur geringfügig geändert. Der Anteil der Spätaussiedler lag im vergangenen Jahr bei 15 Prozent und damit um fünf Prozent höher als noch im Jahr 2013.
Im Jahr 2014 wurden im Kontaktladen insgesamt 3047 Spritzen und Kanülen ausgegeben. Dies entspricht den Zahlen aus dem Vorjahr. Diese Spritzen und Kanülen werden im Rahmen eines vom Ortenaukreis finanzierten Spritzentauschprojekts kostenfrei zur Verfügung gestellt, um die intravenös Drogenabhängigen vor einer Infektion mit Hepatitis oder HIV zu schützen. Für eine gebrauchte Spritze wird jeweils wieder eine neue herausgegeben.