Krügers Wochenschau: Was schenkt man einem Mann?
Jetzt brennt bald das dritte Licht auf dem Adventskranz, die Häuser erstrahlen seit Wochen in einem hellen Glanz oder ertrinken in bunten Leuchten. Genau, die Adventszeit hat uns wieder; und da spielt es auch keine Rolle, dass wir in diesem Dezember einen Freitag, den 13., haben (nämlich heute).
Der Dezember ist geprägt von einer fast besessenen Rastlosigkeit. Jeder muss noch schnell besinnlich werden, Ereignisse und Feiern im Advent organisieren, zu dem wiederum viele abgehetzte Leute kommen; um danach zur nächsten Veranstaltung zu eilen. Der Advent ist halt eine besinnliche Zeit.
Da ist was los
Und die Verwaltungen? Hauen jetzt echt einen raus. Mit dem Jahresende drohen Fristen (spätestens im Januar), und so muss der Haushalt verabschiedet werden. Zuvor muss man ihn lange beraten, um ihn noch halbwegs geradezubiegen. Die Verwaltungen klagen, Bund und Land geben die Belastungen nach unten weiter, die Kommunen seien die letzten in der Fresskette, sie müssten das ausbaden. Stimmt, Bund und Land sollten nicht nur Aufgaben nach unten delegieren, sondern auch das Geld dazu. Und doch stehen andere an der allerletzten Stelle der Fresskette: die Bürger von Hohberg und Neuried. Die Gemeinde kann vielleicht noch ein bisschen die Gebühren erhöhen und Wohltaten kürzen – der Bürger kann das nicht. Den trifft es hart, wirklich alles wird teurer. „Hey Boss, ich brauch mehr Geld!“, das funktioniert nur begrenzt.
So bleibt auch diesmal zum Jahresende ein langes Klagelied und ein Sitzungsmarathon. Neuried hat schon am 13. November vorgelegt mit einer Sitzung, die etwas aus dem Ruder lief: Eine prall volle Tagesordnung und ein Punkt (die Träger der Kitas stellen sich vor), der richtig opulent war. Eine Menge Leute, die viel zu sagen hatten, drückten alles in die Breite. Nach knapp drei Stunden war man gegen 22 Uhr fertig. Mit dem öffentlichen Teil. Vielleicht sollte man einfach etwas weglassen, wenn man ausufernde Tagesordnungspunkte einbaut.
Die Fristen
Aber die Fristen, die Fristen. Hohberg versucht es mit der wundersamen Vermehrung an Sitzungsterminen. Im Dezember sind es gleich drei. In einer wird der Wirtschaftsplan für die Abwasserbeseitigung eingebracht, in der nächsten wird das gebührenrechtliche Ergebnis Abwasserbeseitigung für die Jahre 2019 bis 2021 korrigiert und festgestellt. Und die Gebührenerhöhung gibt es auch noch obendrauf. Das alles ist wichtig, doch etwas gestrafft wäre sexy.
Nun ist der Advent auch eine Zeit des Schenkens. Ich habe von einer guten Freundin einen Adventskalender bekommen. Der besteht aus Papiertüten mit dem Datum drauf und Klämmerchen mit ebensolchem Datum. Und natürlich Geschenken drin. Das war wirklich ganz lieb. Ich muss mich darauf beschränken, ihr den Kaminofen so oft wie möglich anzufeuern, um mich zu revanchieren und mit ihrem Hund auszugehen, an Adventsgeschenke habe ich nicht gedacht.
In der Tüte zu Nikolaus lagen Socken. Lachen Sie nicht, es waren Nikolaussocken, mit Zipfelmütze, Rentier, Schneeflocken drauf. Ich finde sie süß. Und vor allem, sie sind warm. Das ist etwas, was in diesen Tagen nicht zu unterschätzen ist. Ein paar Tage später hatte ich früh morgens einen MRT-Termin. Meine gute Freundin hat ihn mir empfohlen, schließlich ist sie Radiologin. Mit deutlich über 60 sind wir ja nicht mehr taufrisch, meine Halswirbelsäule knirscht täglich ein Lied davon.
In der Umkleide der Praxis zog ich das aus, was ich ausziehen musste, um schadlos die Röhre zu entern. Als ich zum MRT ging, fragte ich die Fachkraft, ob ich auch die Socken ausziehen muss. „Nein, lassen Sie die an. Ach, die sind ja herzig, Nikolaussocken. „Ja“, sagte ich stolz, „die habe ich geschenkt bekommen.“ Die Fachkraft grinste: „Naja, was soll man einem Mann Ihres Alters auch sonst schenken?“
Ich hatte dann zehn Minuten Zeit, während die Röhre hämmerte und klopfte, und ich darin hin und her fuhr, darüber nachzudenken. Socken. Ein Mann meines Alters ...