Landrat Scherer unterstützt Ernys Antrag
Die Hoffnungen von Gerdi Himmelsbach und Stefanie Schindler für den Erhalt der Klinik in Gengenbach sind gestern zwar geplatzt, doch konnten die Initiatorinnen einer Unterschriften-aktion die Argumente von Landrat Frank Scherer teils nachvollziehen. Die Hoffnungen ruhen jetzt auf einer psychosomatischen Station.
Gerdi Himmelsbach und Stefanie Schindler schlugen sich gestern wacker. Mit mehr als 8000 Unterschriften im Gepäck waren die Initiatorinnen der Aktion vor der Krankenhausausschusssitzung im Landratsamt nach Offenburg gefahren, um Landrat Frank Scherer zwei Ordner zu übergeben.
»Es geht um die Menschen. Wenn die Notfallversorgung in Gengenbach geschlossen ist, brauchen die Menschen aus Nordrach und Oberharmersbach sehr lange, bis sie in Offenburg sind«, verdeutlichte Himmelsbach.
Auch Stefanie Schindler sprach von Ängsten in der Bevölkerung.
Doch Landrat Frank Scherer erklärte, dass ein Krankenhaus nicht automatisch eine ambulante Notfallaufnahme haben muss. Christian Keller, Geschäftsführer des Ortenau-Klinikums, ergänzte, dass lebensbedrohliche Erkrankungen wie Schlaganfälle oder Herzinfarkte ohnehin nicht in Gengenbach behandelt werden.
Millionen-Minus
Für die Sitzung selbst hatte das Ortenau-Klinikum einen Verlust in Gengenbach von rund 2,2 Millionen Euro im vergangenen Jahr ausgewiesen. Diese Finanzlage würde sich alleine durch Tariferhöhungen weiter verschlechtern.
Hinzu komme, dass das Land bauliche Investitionen nur noch an großen Häusern fördert, und das auch nur noch mit bis zu 50 Prozent.
Für Gengenbach prognostiziert das Ortenau-Klinikum alleine in den nächsten Jahren rund 1,5 Millionen Euro Kosten für Sanierungen und Instandhaltung von technischen und medizinischen Anlagen, die der Kreis alleine tragen müsste.
Vor Beginn der Krankenhausauschussitzung machte der Landrat nochmals deutlich, dass er alle neun Standorte im Ortenaukreis im Blick haben müsse.
»Wenn wir nichts tun, dann haben wir Mitte der 2020er-Jahre ein Defizit von 20 Millionen Euro pro Jahr.« Es gebe niemanden im Raum, der gerne ein Haus schließt oder gar finanzielle Vorteile davon hätte: »Es gibt ein klares Bekenntnis zur flächendeckenden Versorgung auf hohem Niveau in öffentlicher Trägerschaft.« Dazu gehören aber Umstrukturierungen.
Kleinere Standorte zu halten sei auch von Seiten des Gesetzgebers immer schwerer. »Es gibt Vorgaben zu Mindestmengen und Spezialisierungen. Außerdem wird es immer schwieriger, qualifiziertes Personal zu finden, was Auswirkungen auf die Qualität hätte.«
Plan Kurzzeitpflege
Aus Sicht des Ortenau-Klinikums könnte das Gengenbacher Haus ein ambulant-stationärer Schwerpunkt zur Kurzzeitpflege als Nachsorge nach Operationen werden. Sollten die geplanten 45 Betten nicht ausgelastet sein, könnten diese mit stationären Patienten aus dem Pflege- und Betreuungsheim Fußbach belegt werden.
Eine weitere Option ist eine Einrichtung für schwerstpflegebedürftige Kinder und Jugendliche, die teilweise vollständige Beatmung oder ein Atemmanagement brauchen.
Geprüft wird jetzt noch, ob die Anbindung an die Kinderklinik in Offenburg gewährleistet ist. Alleine durch diese Schritte werde es keinen Verlust mehr in Höhe von 2,2 Millionen Euro wie im Vorjahr in der alten Klinik geben, prognostiziert das Ortenau-Klinikum.
Ja im Ausschuss
Ausdrücklich unterstützt Scherer die Initiative von Gengenbachs Bügermeister Thorsten Erny, zusätzlich die beiden Fachabteilungen der stationären Psychosomatik aus Lahr und Offenburg in Gengenbach zu bündeln, auch wenn Sozialminister Manfred Lucha das bisher als ausgeschlossen ansieht.
Der Krankenhausausschuss hat gestern dem Kreistag für seine Sitzung am 25. Juli empfohlen, Ernys Antrag bis dahin zu prüfen und im positiven Fall auch zu beschließen. Geprüft wird auch, in Gengenbach Pflegekräfte auszubilden.
Gerdi Himmelsbach zeigte sich gestern nach der Sitzung nur halbwegs zufrieden: »Ich habe Verständnis für Landrat Scherer, wie er alle Standorte halten möchte. Aber uns wäre der Erhalt der bisherigen Klinik viel lieber gewesen.«
ORTENAU: weiterer Bericht