Leon Pfaff befasst sich mit der Geschichte Zell-Weierbachs
Leon Pfaff arbeitet in den nächsten Jahren die Geschichte Zell-Weierbachs auf. In der Sitzung des Ortschaftsrats informierte er, über sein Vorgehen und was er für Vorstellungen für das Projekt hat.
Schon in den während der Corona-Pause abgehaltenden Sitzungen ging es im Zell-Weierbacher Ortschaftsrat immer wieder um das Thema Geschichtsprojekt. Von der BLZW-Fraktion einst angeregt und dann durch vereinte Anstrengungen mit Heimat- und Geschichtsverein, Ortsverwaltung und Stadt auf den Weg gebracht, konnte nun ein erster Vorbericht dargestellt werden. Das Projekt sei, wie Ortsvorsteher Willi Wunsch (CDU) sagte, nicht in den städtischen Haushalt aufgenommen worden. Daher müssten alternative Formen der Finanzierung gefunden werden.
Studiert in Freiburg
Mit Leon Pfaff (Jahrgang 1996) aus Zell-Weierbach, der in Freiburg Geschichte studiert, wurde eine Person mit örtlichen Wurzeln gefunden, die sich der Aufgabe widmen wird, für den Zeitraum zwischen 1918 und 1950 Aspekte wie gesellschaftliche Strukturen, politische und wirtschaftliche Entwicklungen sowie den wirtschaftlichen Stand im damaligen Zell-Weierbach zu beleuchten.
Ziel sei laut Pfaff, als Grundlage die örtlichen Verhältnisse seit 1918 – abhängig von der Quellenlage und deren Auswertung sowie in wissenschaftlicher Vorgehensweise – unter die Lupe zu nehmen. Als Quellenmaterial könnten Zeitzeugen-Interviews, Akten, öffentliche Nachrichten, zum Beispiel aber auch ein Brief aus dem Nachlass des damaligen Pfarrers Fischer herangezogen werden. In diesem Kontext könnten auch theologische Positionen der damaligen Zeit betrachtet werden, schilderte Pfaff dezidiert sein geplantes Vorgehen. Anhand von privaten Aufzeichnungen, Vereinsunterlagen, aber auch Registern könnten weitere Themen betrachtet werden.
Beim Stichwort Register nannte der Projektbeauftragte das Beispiel Zwangsarbeiter und Punkte, um sich dieser diffizilen Thematik nähern zu können. Die Zeitschiene sieht vor, zum 1. Dezember die Zeitzeugen-Interviews abzuschließen, weitere zentrale Schritte sollen zum 1. Juli 2021, 1. Juli 2022 und 31. März 2023 umgesetzt werden. In zweieinhalb Jahren soll dann auch die Projektarbeit mit einem entsprechenden Manuskript offiziell abgeschlossen werden.
Beim Thema Zeitzeugen-Interviews betonte Pfaff mehrfach, dass es „mir nicht darum geht, alte Wunden aufzureißen“. Niemand müsse sich verpflichtet fühlen, ihm Dinge zu erzählen, die nicht gewollt seien. Erfreulich sei, dass über den Heimat- und Geschichtsverein acht Zusagen für Interviews vorliegen. Pfaff kündigte an, seine Recherchen werde er im Generallandes- und im Stadtarchiv, aber auch in Zell-Weierbachs Ortsarchiv vornehmen. Dies bilde die Grundlage für seine Masterarbeit. Er zeigte sich für jede Form der Unterstützung dankbar, dafür soll auch über Aufrufe im Mitteilungsblatt geworben werden.
„Nicht beschönigen“
„Ich will in dieser Arbeit niemanden anprangern. Dinge sollen nicht romantisiert, aber auch nicht beschönigt dargestellt, jedoch klar benannt werden“, hat sich Leon Pfaff vorgenommen. Er will den Ortschaftsrat über Zwischenschritte zum Projekt einige Male auf dem Laufenden halten. Aus dem Rat wurde breites Zufriedenheit vermittelt. Herbert Lenz (CDU) sprach von einer „großen, verantwortungsvollen Arbeit“, deren Ergebnisse gespannt erwartet würden.
Heribert Schramm (BLZW) fand es wichtig, dass jemand mit Zeller Wurzeln die praktische Projektarbeit übernehme. Das Projekt biete „Potenzial, um Pionierarbeit zu leisten“ mit Blick auch auf weitere Offenburger Stadtteile. Schramm bat darum, auch andere Opfergruppen der NS-Zeit einzubeziehen und regte an, zum Beispiel auch Veränderungen im Verhältnis zwischen Mann und Frau im zu betrachtenden Zeitraum zu untersuchen.