Lieber live auf der Bühne

David Stocker, Vorsitzender der Laienspielgruppe Dundenheim. ©Privat
In unserer Serie Ortsgespräche unterhalten wir uns mit Menschen aus der Nachbarschaft – über die spannenden Sachen, die sie so tun. Und wie sie mit der Corona-Situation zurecht kommen. Heute: David Stocker, Vorsitzender der Laienspielgruppe Dundenheim.
Herr Stocker, Theater spielen war auch schon mal einfacher als in Coronazeiten. Wie hat Sie die Pandemie zurückgeworfen?
Zurückgeworfen hat uns die Pandemie zu Glück nicht. Nur weitergebracht eben auch nicht…
Welche Projekte mussten Sie absagen?
Leider sehr viel – im Prinzip fast alles. Wir konnten im Januar 2020 noch ganz normal unser Kinder- und Jugendstück aufführen. Wir hatten da jeweils zirka 350 Gäste in der Halle. Wenn ich mir davon heute Bilder anschaue, wird mir ganz mulmig… Danach ging es leider sehr schnell.
Wir mussten unsere Sommerfeste mit den Kindern und Jugendlichen absagen. Wir mussten unsere Theaterbesuche bei befreundeten Bühnen absagen. Wir konnten auch nicht mit der Neurieder Bevölkerung unsere Theaterfahrt durchführen. Sogar die Generalversammlung mit Helferfest ist der Pandemie zum Opfer gefallen.
Dieser Verzicht ist irgendwie noch okay – aber ja, auch das Kinder- und Jugendstück welches im vergangenen Januar hätte präsentiert werden sollen, fand pandemiebedingt nicht statt. Dass es einen Winter gibt, in dem in Dundenheim kein Kinder- und Jugendstück präsentiert wird, gab es weder in meiner elfjährigen Zeit als Vorsitzender, noch in der gesamten Vereinsgeschichte.
Gab es Ersatz? Kleine Veranstaltungen etwa?
Ersatz? Kann man so schöne Momente ersetzten? Man kann Alternativen suchen und anbieten. Das haben wir tatsächlich gemacht. Unsere Jugendleiterinnen sind zum Beispiel mit der Kinder- und Jugendgruppe zu Fuß mit Maske und Mindestabstand vom Vereinsheim in Dundenheim an den Fußballplatz gewandert, haben dort coronakonform eine Runde Fußballgolf gespielt um die Gruppe weiterhin in Kontakt zu halten. Ich bin sehr froh und dankbar um unsere kreative und motivierte Jungendleitung. Das war ein schöner Tag für alle.
Auch ein coronakonformer Kinobesuch in Offenburg fand unter der Verantwortung unserer Jugendleiterinnen statt. Ohne jedoch ihre Arbeit zu schmälern, ein Ersatz ist das nicht. Menschen die sich im Arm haben, gemeinsam mit ihren Körpern theaterspielen, feiernd im Bus fahren oder lachend am Tisch sitzen und gemeinsam essen und trinken. Das kann man (zum Glück) durch nichts ersetzen.
Was wollen Sie nachholen? Und wann?
Nachholen wollen wir nichts. Wenn jetzt alle Vereine nachholen, was sie abgesagt haben, wenn alle Familien nachholen, was sie abgesagt haben, dann kommen wir wirklich in einen Freizeitstress. Wir wollen wieder Theater spielen, wir wollen wieder Feste feiern! Wir wollen wieder füreinander und miteinander ein Vereinsleben haben. Am liebsten jetzt sofort.
Wir haben in der Vorstandschaft digitale Sitzungen abgehalten und überlegt, wie wir weiter machen können, wenn wir weiter machen dürfen. Liebend gerne würden und werden wir am Vereinsheim ein kleines Sommerfest abhalten, sobald das in dem Rahmen erlaubt ist, wie wir es uns vorstellen können.
Sogar die Regie hat bereits das kommende Kinder- und Jugendstück ausgesucht. Auch die Rollen sind bereits vorab verteilt. Sobald wir dürfen, legen wir los! Wir freuen uns schon sehr darauf, wenn die Bühne wieder mit buntem Leben gefüllt ist.
Geht Theater online? Oder zumindest die Proben?
Ja das geht! Sogar am Telefon, wie unsere Freunde vom Theater BAAL aktuell zeigen.
Unser Regisseur Bernhard Wolf wird die nächsten Theaterproben und die Aufführung jedoch weder am Telefon machen, noch in einer Videokonferenz, sondern ganz klassisch in Präsenz live auf der Bühne. Und dafür hat er meine und unsere volle Unterstützung.
Wie lange müssten Sie proben, bis Sie wieder ein Stück einstudiert haben?
Kinder können viel! Kinder lernen schnell! Wenn sie wollen. Und da wir wissen, dass sie wollen, planen wir aktuell nicht mehr Probenzeit ein, als sonst üblich. Das heißt, dass mit den Proben für das Januarstück ganz normal im September begonnen wird. Für die Kinder ist es zweitrangig (nicht egal!) ob in der Halle nur 100 Menschen mit 1,5 Meter Abstand sitzen, oder 350 Menschen mit 30 Zentimeter Abstand. Das ist eher eine finanzielle Frage.
Da wir in den letzten Jahren sehr gut gewirtschaftet haben, können wir uns aktuell auch ein Stück mit den üblichen Ausgaben leisten, auch wenn wir beispielweise nur ein Drittel der Zuschauer in die Halle lassen dürfen. Es lohnt sich nämlich trotzdem. Oder vielleicht noch viel mehr. Denn Geld ist nicht alles. Sondern das oben erwähnte soziale Miteinander. Und das ist sowieso unbezahlbar.
Planen Sie ein Stück über Corona?
Definitiv nicht! Wir hören aktuell jeden Tag von Corona. Im Theater will man Lachen, man will den stressigen Alltag vergessen, man will sich und anderen etwas Gutes tun. Dafür brauchen wir kein Corona.
Die Ortsgespräche sind eine Interview-Serie, die in lockerer Reihenfolge erscheint.