"Löwen" seit 1861 im Besitz der Familie Deuchler
Mit den Neurieder Geschichtsblättern haben Helmut und Inge Roth vom Historischen Arbeitskreis Ichenheim eine Publikation über die Geschichte der ältesten Ichenheimer Gastwirtschaften »Schwanen«, »Löwen« und »Hechten« erstellt. Heute stellen wir ihre Recherchen zum »Löwen« vor.
Der erste erfassbare Löwenwirt war 1575 Theobald Rod. Er war gleichzeitig Lehenmeister des Klosters Gengenbach. Aus einem Erblehenbrief weiß man, dass er bei der Zerstörung des Fronhofs ums Leben kam, leider ist sein Todesjahr nirgends erwähnt.
Seine Witwe führte das Wirtshaus einige Jahre weiter. Ihr folgte der Löwenwirt Bartholomae Wuntennast. Als die Gemeinde von Abt Roman mit dem halben Teil der Fronhofgüter belehnt wurde, bekam der »Löwen« mit Matthäus Mertzheimer einen neuen Wirt.
Ihm folgte als Löwenwirt Stephan Derendinger und sein Sohn Jakob, beide waren wie Mertzheimer nebenberuflich Bäcker. 1804 übernahm Bernhard Derendinger den »Löwen« und erwarb 1812 die Fronhofgüter seines Vaters vom Staat für 2421 Gulden als Eigentum.
1823 heiratete seine Tochter Luise den Metzgermeister Franz Wöhrle, Sohn des Ochsenwirts in Ortenberg, der schon im Alter von 41 Jahren starb. Seine Witwe heiratete 1841 den Postassistenten Franz Josef Müller aus Offenburg, der 1843 vom Bezirksamt Lahr als Postexpeditor in Ichenheim verpflichtet wurde. Nach seiner Einheirat übernahm er die Posthalterei vom Schwanenwirt.
Am Rande des Ruins
Franz Josef Müller hatte für die Übernahme der Post einen schlechten Zeitpunkt gewählt. Er beklagte sich bei der Post, wollte nur weitermachen, wenn sein Gehalt auf 100 Gulden erhöht werde. Seine Klage wurde abgelehnt. Er geriet in den Verdacht, an der badischen Revolution teilgenommen zu haben und wurde 1849 aus dem Postdienst entlassen. Daraufhin stand er am Rand des Ruins und starb 1854. Seine Frau und Kinder wanderten nach Amerika aus.
Mit Carl Stiegler aus Ortenberg kam ein neuer Wirt in den »Löwen«. Er gab allerdings ein nur kurzes Gastspiel und verkaufte den »Löwen« 1861 an den vormaligen Hechtenwirt Johann Valentin Deuchler, Sohn des Johann Valentin Deuchler, Mühlenbesitzer aus Plobsheim. Sein Nachfolger Karl Deuchler stellte 1889 einen Bauantrag zwecks Errichtung eines Tanzsaals, der nach Auskunft der inzwischen verstorbenen Mitbesitzerin des »Löwen« schon 1890 erbaut wurde und 1920 abgebrannt ist. Ihr Großvater Karl Friedrich Deuchler heiratete 1920 Frieda Biegert, die aus dem Gasthaus »Schwert« in Dundenheim stammte. Zusammen mit seiner Frau erbaute er 1928 mit der Badischen Hallenbaugesellschaft und Architekt Karl Meier den heutigen Löwensaal in seiner jetzigen avantgardistischen Form.
Bekannt und beliebt
Nach dem Tod Karl Deuchlers 1965 führte seine Frau Frieda das Lokal noch einige Jahre weiter, das im ganzen Ortenaukreis und darüber hinaus bekannt und beliebt war.
Danach konnte ein völlig ungeeigneter Pächter den guten Ruf des »Löwen« nicht halten. Nach dessen Abgang übernahm Frieda Deuchler erneut das Gasthaus, um dessen guten Ruf wiederherzustellen. Mit ihrem Tod endete die Ära Deuchler im »Löwen«. Er bleibt aber im Besitz der drei Enkelinnen und wurde an unterschiedliche Pächter vergeben. Es ist bis heute eine Stätte für Feinschmecker und Feiern.
Seit Jahren ist der Globus Weltladen im »Löwen« beheimatet. Im Löwensaal hält der Kulturverein »Läwe im Lewe« seine Veranstaltungen ab.
INFO: Die Publikation gibt es für fünf Euro bei Helmut und Inge Roth, Blumenstraße 2, • 0 78 07 / 95 89 89, oder immer dienstags ab 19 Uhr in der ehemaligen katholischen Kinderschule in der Hauptstraße 75.