Luxus-Hotel in alter JVA öffnet im Spätsommer 2017

(Bild 1/3) ©Ulrich Marx
Die Bauarbeiten im Hotel »Liberty« laufen auf Hochtouren. Bereits im Spätsommer 2017 möchte Direktor Marc Aeberhard das Luxus-Hotel im alten Gefängnis eröffnen. Den Gästen möchte er im Haus mit 38 Zimmern insbesondere einen individuellen Service bieten – und etwas Demut lehren.
Marc Aeberhard schüttelt den Kopf: Nein, keine Klischees. Weder im gestreiften Outfit noch in Tracht werden seine Mitarbeiter im künftigen Hotel im Knast herumlaufen müssen. Es wird etwas sein, was zum Gesamtbild passt und Atmosphäre schafft, sagt der 47-jährige Schweizer beim Rundgang durch das alte Gefängnis, das einmal Hotel »Liberty« heißen wird. Dort wird eben die Fassade abgestrahlt, feiner Sand sammelt sich auf dem Boden. Und auch im Inneren geht es voran: Die künftigen Zimmer und Suiten entstehen.
Zwei bis drei Zellen müssen meist zusammengelegt werden, damit die erforderliche Größe zusammenkommt. »In den Zimmern mussten wir aus Brandschutzgründen auch die Gitter von den Fenstern nehmen«, sagt der Hotelier. Zudem wurden, außer in den Bädern, die Fenster bis zum Boden heruntergezogen – immer unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes, der bei den Gebäuden aus den 1840er-Jahren natürlich ein Wörtchen mitzureden hat.
Energien umpolen
Das Schwierigste sind aber nicht Statik oder Denkmalschutz, die Herausforderung wird es sein, den Geist des Hauses zu drehen, meint der Projekt- und Hotelmanager: »Da sind schlechte Gefühle und schlechte Energien drin.« Das umzupolen, verlange Anstrengung. Er setzt aufs Interieur der auch künftig mit Holzplanken ausgelegten Hotelzimmer: »Da muss alles sitzen.«
Aeberhard will Gegensätze betonen: gefangen versus geborgen, drinnen und draußen, dicke Mauern, dünnes Glas und nicht zuletzt männlich und weiblich. »Es war ein Männerknast«, gibt er zu bedenken. Drum rückt er nun die Vestalinnen ins Zentrum, die römischen Hüterinnen des Herdfeuers: Ein großer Grill soll mitten im Restaurant stehen. »Darauf machen wir alles – Fleisch, Fisch, Gemüse«, sagt er. Und später am Abend, wenn die Küche geschlossen hat, soll da ein offenes Feuer lodern.
Bisher leitete Aeberhard Luxus-Hotels auf den Malediven oder den Seychellen. »Auch das Hotel im ehemaligen Gefängnis wird eine Insel«, sieht er Parallelen. Er jedenfalls will alles daran setzen, um eine Anderswelt für seine Gäste zu schaffen. Fürs Hotelleriegewerbe ist er gerade dabei, herauszufinden, wie Luxus heute eigentlich definiert wird. »Das ist nicht mehr die goldene Badewanne oder der riesige Kristallkronleuchter«, steht für ihn fest. Statt auf Bling-Bling setze »New Luxury« auf immaterielle Werte. »Zeit und Raum stehen dabei ganz vorne«, sagt Aeberhard und will natürlich genau das in seinem künftigen Hotel bieten.
Dass es klein ist, sieht für ihn nach Vorteil aus: Es kann nicht nur individueller gestaltet, sondern die Gäste können auch individueller betreut werden. »Frühstück gibt es, wann der Gast es will«, nennt er ein Beispiel. Warum sollte er seine Besucher da festlegen – an seinen bisherigen Stationen gab es Besucher, die wollten trotz Zeitverschiebung nach deutschen Rhythmus essen.
Demut lehren
Trotzdem hat Aeberhard eine Message: Demut. Auf den Inseln war es leicht, meist machte das Wetter besonders verwöhnten Gästen deutlich, wo ihre Grenzen sind. Doch auch in Offenburg wird das durch das Gebäude klar. Hier saßen schließlich nicht nur gewöhnliche Diebe, sondern auch die Freiheitskämpfer von 1847 ein.