Mit dem Imbisswagen in der Krise etwas Gutes tun
Catering-Betreiberin Renate Dietz-Gorges hat mit mehreren Unterstützern eine „Suppenküche“ für Bedürftige organisiert. Am Donnerstag stand der Imbisswagen erstmals vor der Reithalle.
„Was Du dem Geringsten meiner Mitbrüder getan hast, das hast du auch mir getan.“ Dieses Bibelzitat aus dem Neuen Testament regte in Zeiten der Corona-Pandemie und der Kontaktverbote die Offenburger Geschäftsfrau und Catering-Betreiberin in der Reithalle und im Salmen, Renate Dietz-Gorges, dazu an, aktiv zu werden. Auch bei Dietz-Gorges sind wegen der Beschränkungen und des Stillstands im Kulturbetrieb die Umsätze eingebrochen – aber: Es gibt viele, den es noch weitaus schlechter geht, wie die Obdachlosen, Armen und Unterstützungsbedürftigen in der Stadt.
„Ich wollte etwas mit meinen Mitarbeitern auf den Weg bringen, einfach etwas Gutes tun“, sagt die Griesheimerin. Und da kam die Idee mit einer Suppenküche. Dietz-Gorges informierte das Kulturbüro und die Stadtverwaltung und mögliche Sponsoren wie Edeka Südwest, Sparkasse Offenburg/Ortenau und Schwarzwaldsprudel. „Als ich von Renates Idee zum ersten Mal gehört habe, war mir gleich klar: Da machen wir mit“, erklärt Duschan Gert, Geschäftsführer von Schwarzwaldsprudel. Und auch Dietz-Gorges’ Geschäftspartner waren Feuer und Flamme.
300 Portionen Suppe
Am Donnerstag startete die erste Suppenküche vor der Reithalle. 300 Portionen Gemüsesuppe wurden vom Caterer-Team zubereitet. Dazu gab es 600 Wiener Würstchen von Edeka Südwest. „Das Essen wird in unserem alten Imbisswagen ausgeteilt, in dem stand übrigens ab 1965 auch meine Mutter“, so Dietz-Gorges. Und damit es in Zeiten strenger Abstandsregelung auch geordnet zuging, wurden vor der Ausgabestelle von den TBO Absperrgitter aufgestellt.
Bereits kurz vor 11.30 Uhr, dem Start der Suppen-Ausgabe, war ein Teil des aufgebauten Gabenzauns mit über 30 gefüllten Plastiktüten bestückt. Vom Duschgel über Einwegrasierer, Zahncreme und Zahnbürste bis zum Pfefferminzbonbon – die Auswahl der gespendeten Waren konnte sich sehen lassen. „Man sieht, die Offenburger sind ebenfalls dabei“, freute sich Dietz-Gorges.
Auch die ersten hungrigen Gäste hatten sich schon vor der Reithalle eingefunden. Duschan Gert und Renate Dietz Gorges teilten die ersten Suppen und Würste aus. Am Anfang war der Andrang noch verhalten. Erst nach und nach trudeln weitere Essensgäste ein. Lächelnd nehmen sie das Essen entgegen und griffen am Ausgang auch zu einer Flasche Sprudel. Auch einen Mundschutz konnten sich die Gäste kostenlos mitnehmen. Dietz-Gorges hat die selbst genähten Stoffmasken von Freunden aus Hornberg organisiert.
Auch Bernhard zählte zu den ersten Nutzern der Suppenküche. „Ich bin seit ein paar Tagen obdachlos“, erzählte der 60-Jährige. Bernhard stammt aus der Pfalz und schläft jetzt im Zwingerpark. Über das gespendete Duschgel und die neue Zahnbürste war er froh, und auch die Gemüsesuppe mit Nachschlag samt Wienerle hat ihm geschmeckt.
Bernhard ist der Tipp mit der Suppenküche per Zufall zu Ohren bekommen. „Es muss sich halt erst mal richtig unter den Leuten rumsprechen. Nur wenige lesen da Zeitung oder hören Radio“, bemerkte Dietz-Gorges. „Ich denke, dass es von Mal zu Mal mehr Leute werden.“ Als sie das erste ehrliche „Dankeschön“ von einem Gast gehört habe, „war es mir mehr wert als vieles andere“.
Auch Duschan Gert macht sich Gedanken über die derzeitige Situation, „Durch diese Krise müssen wir einfach zusammenhalten und noch mehr zusammenrücken“, sei er überzeugt. „Die Menschlichkeit wird derzeit enger, das bemerkt man. Ich hoffe eigentlich nur, dass es auch nach der Krise anhält.“
Termine
Am Donnerstag nach Ostern, 16. April, gibt es in der Zeit zwischen 11.30 und 14. 30 Uhr erneut eine Suppenküche, und Renate Dietz-Gorges plant, diese besondere Aktion auch danach weiterzuführen.