Mit Humor geht vieles leichter
Mein Lieblingsbuch (8): Wilfried Hättig hat viel von Manfred Rommels Buch „Trotz allem heiter“ profitiert. Darin können gerade Gemeinderäte eine Menge lernen, findet er.
Lesen in Zeiten des Virus – das geht und ist sehr zu empfehlen. Wenn wir auf den Schwingen der Fantasie reisen, erleben wir Unerwartetes. Heute berichtet uns Wilfried Hättig aus Diersburg, welches Buch er immer wieder am liebsten mag.
Wilfried Hättig hat ein Buch von Manfred Rommel mitgebracht – „Trotz allem heiter“. Ehe ich ihn dazu befragen kann, sagt er, was er an Rommel persönlich so schätzt: Seinen Realismus und seine Bescheidenheit. Bundeskanzler Helmut Schmidt habe ihm einmal geraten, als Bundeskanzler zu kandidieren, obwohl Rommel nicht in der SPD war. Aber das wollte er nicht. Sein Handicap war, dass er ein bisschen gelispelt hat.
Aber Rommel sei auch für seinen trockenen Humor bekannt gewesen. „Humor ist keine Sünde, sondern eine Tugend, hat er mal gesagt.“ Er hat auch gesagt: „Panik sucht immer einen Schuldigen.“ Das sei wie bei Bürgermeister Klaus Jehle, den manche Bürgerinnen und Bürger nach dessen Neujahrsansprache als rechtsradikal hinstellen wollten. „Ich bin übrigens deswegen aus der SPD ausgetreten“, sagt Wilfried Hättig.
Legen wir los: Wie heißt das Buch und worum geht es?
Manfred Rommel, der Sohn des Feldmarschalls Rommel, war vom 65 bis 74 OB von Stuttgart. Er hat mehrere Bücher geschrieben. Meine Frau hat es gelesen und gesagt, das ist auch für dich interessant in deiner Tätigkeit als Gemeinderat. Das stimmt, er scheint darüber, wie Politik im Grunde läuft. Mit Verständnis und Gegenverständnis. Er hat zum Beispiel auch gesagt, viele Beamten sollten ihren Vorgesetzten widersprechen. Aber sie machen es nicht aus Angst vor Repressionen.
Sie haben vorhin im Gespräch gesagt es geht auch um Gemeindepolitik?
Es geht auch um Gemeindepolitik, ja. Rommel schreibt, es ist wichtig, eine gute Infrastruktur zu schaffen; gute Schulen, gute Kinderspielplätze, gute Baugebiete – damit eine Gemeinde attraktiver wird für die, die zuziehen möchten. Das ist eins der Erfolgsrezepte in der Gemeindepolitik. Das stimmt ja auch. Und das haben wir in Hohberg die ganze Zeit gemacht. Das hat zwischen Gemeinde und Gemeinderat die ganzen Jahre gut funktioniert. Mit dem Buch ist es einem dann bewusster geworden, wie wichtig manche Sachen sind.
Haben Sie das Buch schon zweimal gelesen?
Ja, manche Sachen. Ich wollte wissen, was genau damit gemeint ist. Wieso ist Humor eine Tugend? Humor ist das andere Weinen, um mit Katastrophen fertig zu werden, sagen die Psychologen. Er hilft uns, Schweres zu verarbeiten.
Die nächste Frage Kennen Sie Stellen des Buches auswendig ist schon beantwortet. Sie haben ja schon zwei Stellen auswendig zitiert.
Ja, die sind mir wichtig.
Wie war die erste Begegnung mit dem Buch? haben wir auch schon behandelt, Ihre Frau hat gesagt, lies das mal, das ist was für dich.
So war es.
Wo steht das Lieblingsbuch in Ihrer Wohnung?
Ich habe kein Bücherregal, aber das Buch hat jahrelang auf meinem Nachttisch gelegen. Manchmal schaue ich wieder rein.
Das heißt, es liegt immer noch auf dem Nachttisch?
Oft ja. Ich habe aber auch viel Bücher verliehen und nicht zurückbekommen. Man muss es aufschreiben, wem man was verliehen hat. Was auch wichtig ist, Rommel hat Tchernobyl erwähnt und geschrieben, mit Tschernobyl hat sich zum ersten Mal das Denken gegenüber der Atomkraft geändert. Später kam dann, gerade in Baden-Württemberg, mit Fukushima der Anstoß, dass man sich entschlossen hat, sich von der Atomkraft zu trennen. Aber Tschernobyl war der Anfang, weil man da ja schon betroffen war mit radioaktiven Pilzen und so. Das war auch eine sehr interessante Passage in dem Buch.
Haben Sie schon mal Bücher verkauft?
Nein, immer nur verliehen. Da denke ich jetzt an den Asterix Verleihnix. Die habe ich früher auch gerne gelesen, die Asterix-Bände. Im Band 1982, beim Wagenrennen, gab es das Corobavirus mit Maske.
Seherische Fähigkeiten.
Allerdings. Ich hab Asterix früher gerne gelesen. Es war immer lustig. Und du hast viel über Geschichte gelernt.
Ja, und ganz nebenbei noch Latein …
Genau, Divide et impera. Drei der vier lateinische Sprüche reichen schon, um was her zu machen.
Gut, zurück zu den Fragen: Was war Ihr Lieblingsbuch als Kind?
Drei Musketiere und Robinson Crusoe. Und Karl May natürlich noch.
Sie sind von Rommels Buch immer noch begeistert – ich schätze, Ihre Frau auch?
Natürlich.
Was würden Sie unternehmen, um einem Kind das Lesen schmackhaft zu machen?
Ich habe auf Gran Canaria einmal erlebt, wie Vater, Mutter und Tochter am Tisch saßen und das Mädchen im Handy Märchen beim Essen anschaute. Es war schauderhaft. Und einen Tisch weiter saß eine Frau mit drei Kindern, die alle in einem Kinderbuch. Die Frau las auch in einem Buch. Es kommt drauf an, was man vorlebt. Wenn ich einem Kind ein Buch schmackhaft machen wollte, würde ich sagen, das ist spannend, da sind Abenteuer drin, das bringt dich weiter.
Oder zusammen mit Kind lesen?
Oder mit Kind zusammen lesen, ja. Oder vorlesen und an einer bestimmten Stelle aufhören, damit das Kind neugierig wird.
Letzte Frage: Ein Buch ist …
Wissenserweiterung in jeder Beziehung.
HINWEIS: Die Serie »Mein Lieblingsbuch« erscheint unregelmäßig. In der nächsten Folge beantwortet Kaplan Georg Henn unsere Fragen.