Mit Ideen aus der Krise
Eigentlich ist das Kerngeschäft von Christine und Ulrich Bönte aus Hofweier Hydrauliktechnik. Doch weil es derzeit nur recht bescheiden läuft, starten sie am Montag ein Zweitgeschäft.
Not macht erfinderisch, sagt Ulrich Bönte – und eröffnet am Montag einen Verkauf für regionale Produkte. Es wird Grundlebensmittel geben wie Kartoffeln, Äpfel, Brot und Nudeln. Und mit jetzt auch Klopapier. „Ich habe zehn Paletten bestellt“, berichtet Ulrich Bönte, „aber es gibt Lieferschwierigkeiten. Zum Glück habe ich für Montag einen Teil bekommen.“ Die Idee zum lokalen Vertrieb regionaler Lebensmittel ist dem Hohberger Unternehmer gekommen, weil sein Hauptgeschäft eingebrochen ist. Mit Hydrauliktechnik („44 Jahre Erfahrung“) ist in der Corona-Krise deutlich weniger zu verdienen als vorher, doch die Kosten laufen weiter. Die Kunden halten sich zurück, die Produzenten (in China und Italien) haben Engpässe. Die Böntes aber müssen die Halle mit 1000 Quadratmeter Produktionsfläche abbezahlen. 1200 Aufträge pro Jahr – das war einmal.
Jetzt Kurzarbeit
Die fünf Angestellten sind auf Kurzarbeit, die 450-Euro-Kräfte ohne Auftrag, wie Christine Bönte berichtet. Sie sagt aber auch: „Ich möchte sie so schnell wie möglich alle wieder zurückhaben.“
Ab Montag aber konzentriert sich alles in der Franckensteinstraße 8b erst einmal aus „Böntiis Laden“, wie das bereits angemeldete „kleine Zweitgewerbe“ heißt. Mit dem Verkauf regionaler Erzeugnisse wollen die beiden mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: Einen Teil ihrer Halle nutzen. Die sei sauber, weil ihre Produkte sauber seien. Bei unserem Besuch standen schon etliche Regale, alle aber unbestückt. Zweitens etwas dazu verdienen – Ulrich Bönte hofft, im zweiten Monat aus den Investitionen heraus zu sein.
Und natürlich denjenigen helfen, die regionale Lebensmittel produzieren, aber vor lauter Arbeit derzeit nicht dazu kommen, sie auch zu verkaufen. Die Böntiis unterstützen bewusst den Bäcker, Metzger und Obstbauern der Umgebung. „Wir möchten, dass die kleinen Unternehmen die Krise überleben“, sagt Ulrich Bönte. Eine Konkurrenz zu bestehenden Hofläden sei man nicht. Im Gegenteil, die Idee sei bei allen Produzenten gut aufgenommen worden. Einer etwa habe keine Äpfel mehr gehabt, kannte aber einen, der noch welche hatte und sagt, er kümmere sich darum. So viel Freundlichkeit ist Ulrich Bönte aus seinem Kerngeschäft nicht gewohnt: „Das sind knallharte Typen da.“ Entsprechend viel Spaß macht ihm der Lebensmittelsektor.
Den Kunden schließlich böte sich eine gebündelten Einkaufsmöglichkeit an Ort und Stelle. Oder auch ein Abhol- und Lieferservice, den die beiden mit den Chefs der Hubermühle aufbauen wollen. Am Dienstag sei Rolf Huber in der Franckensteinstraße gewesen, habe sich umgeschaut und sei begeistert gewesen, sagt Ulrich Bönte. Für die Auslieferung im Ort habe er extra zwei Fahrradanhänger gekauft. Bis Elgersweier und Zunsweier soll geliefert werden, dann aber mit dem Transporter.
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Die Bönte Hydraulik GmbH arbeitet weiter, Sohn Simon kümmert sich darum. Derzeit tröpfeln immer noch Aufträge herein. Die Böntes sind bereit, wenn es wieder so richtig mit dem Kerngeschäft losgeht. Und was geschieht dann mit „Böntiis Laden“? „Mal sehen“, sagt Ulrich Bönte, vielleicht mache man weiter; etwa in zwei Containern auf dem Firmengelände. Groß genug sei es ja.