Mit leisen Tönen gegen das Gewitter anspielen
Eine ganz neue Erfahrung machte am Freitagabend die Band »Jimmy’s Soul Attack« bei ihrem Open-Air-Auftritt. Den verhagelte ihr ein heftiges Gewitter über Emmas Seegarten. Doch es ging weiter – drinnen und unplugged.
»Jimmy’s Soul Attack« steht für schwungvollen, präzisen und mitreißenden Sound. Soul- und Bluesklassiker, glasklar gespielt, die auf der Bühne gelebt werden. »Attack« ist wörtlich gemeint – um die Soundattacke hinzubekommen, braucht es gute Musiker, stimmgewaltige Sängerinnen und eine ausgefeilte Technik.
Das alles gab es am Freitag wieder in Emmas Seegarten – ein genussvoller Abend mit den Perlen der Soulmusik, interpretiert von Joachim »Jimmy« Gottschalk und seinen Musikern, sollte es werden.
Normaler Start
Und so ging es kurz nach 20 Uhr auch los: »Sir Duke« legte flott los, Soul-Klassiker »Lady Marmelade« war ein einziges Versprechen (Voulez-vous coucher avec moi?), »Mama told me not to come« weckte Erinnerungen. Richtig gut die beiden Sängerinnen Patricia Schmid und Elli Bruch. Und natürlich Jimmy Gottschalk, der zwischen Mikro und Gitarre hin und her wechselte. Von Klaus Bayer gab es als Sahnehäubchen ein Gitarrensolo dazu. Alles mitreißend, alles wie gewohnt. Kurz darauf glänzte Jimmy Gottschalk noch mal – als James Brown in »Cold Sweat«. Sein Gesang war verdammt dicht am Original.
Schon beim Lied zuvor »I say a little Prayer« hatte der Regen eingesetzt. »Der geht schnell vorbei«, hoffte Jimmy Gottschalk noch. Nein. Der Regen blieb eine Weile, das Gewitter entlud sich, so schien es, direkt über dem Seegarten.
»Ich hätte heulen können«, sagt Klaus Bayer. Es war, als hätte man ihnen den Stecker gezogen. Wochenlanges Proben, eine extra ausgetüftelte Anlage, die fein abgestimmte Beleuchtung – alles futsch. »Es hat dermaßen auf uns eingestürmt. Die Techniker versuchten zu retten, was zu retten war.« Es waren rund 250 Besucher im Biergarten, einige aus Frankreich (von Saverne). Ein Drittel floh nach Hause, etwa 150 Leute blieben und suchten Schutz in der Gaststätte und im Zelt. »Da spielen wir weiter«, schildert Klaus Bayer die spontane Idee der Band.
In der Gaststätte; das ging aber nur ohne Anlage. »Wir traten total unplugged auf. Die Sängerinnen waren großartig ohne Mikro, die Gitarren und der Bass hatten zwei kleine Boxen«, berichtet Klaus Bayer. Der Schlagzeuger holte sich ein Cajon von zu Hause. Die Leute mussten mucksmäuschenstill sein, um alles zu hören – und sie waren es.
Das Programm bauten die Musiker spontan um – was halt ohne Technik ging: »Street life« mit Glanzleistung von Sängerin Elli Bruch, dazu »Proud Mary«, »With a little help from my friends«.
Es war eine Wohnzimmer-Clubatmosphäre, die auch mal ein längeres Solo auf der Gitarre zuließ.
Für »Jimmy’s Soul Attack« und das Publikum jedenfalls war das eine ganze neue Erfahrung in den 20 Jahren des Bestehens – und es war eine spannende.