Offenburg
Mitreißendes Herbstkonzert
Herbert Gabriel
23. November 2010
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Der Musikverein Griesheim hat mit seinem Herbstkonzert die Erwartungen mehr als erfüllt. Die Musikerinnen und Musiker boten ein Programm, das abwechslungsreich und für jeden Geschmack ansprechend gewesen ist.
Offenburg-Griesheim. Seit September hat Dirigent Matthias Rosa die Musikerinnen und Musiker auf den Konzertabend eingestimmt, in Proben des gesamten Ensembles und der einzelnen Register ist bis kurz vor Konzertbeginn auch am letzten Ton gefeilt worden.
Anspruchsvolle Titel
Es hat sich bezahlt gemacht, denn was die Kapelle an diesem Samstagabend geboten hat, war prima. Vor allem, weil der Musikverein Griesheim vor nicht allzu langer Zeit vom Zerbrechen bedroht gewesen war. Nach dem Auftritt der Jugendkapelle, die mit drei anspruchsvollen Titeln zu Hoffnungen Anlass gibt, gehörte die Bühne der »großen Kapelle«.
Leicht beschwingt eröffnete sie den Abend mit »Little Opening«, um den Zuhörern danach Australien näher zu bringen, wo die Komposition »Ross Roy« von Jakob de Haan einen Schulalltag umsetzte. Ruhig und flott im Wechsel, am Ende von Pauken dominiert, war dieses Stück eine erste Qualitäts-Visitenkarte.
Zum Ausflug in die Welt der Böhmisch-Mährischen Musik wurde anschließend eingeladen.
Peter Nenninger und Alexander Schadt als Solisten zeigten, dass es gelingen kann, in schnellen Wechseln, im Zusammenspiel zwischen Trompeten und tiefem Blech melodiös zu musizieren.
Rasant ging es weiter, eher behutsam endete »Sinfonia per un addio«, bevor sich Dirigent Matthias Rosa mit Melanie Späth, Elke Gebhard, Nicole Lutz und Doris Gebhard zur »Schnick-Schnack-Polka« zusammenfand. Fünf Klarinetten – ein Ohrenschmaus und frenetischer Beifall dafür.
Kurze Verschnaufpause für Orchester und Publikum, mit Unterhaltungsmusik nach konzertantem Teil sollte der Abend ausklingen. Der zweite Teil begann mit einem Ausflug in die Zeit der Goldgräber, Indianer und Siedler. »Silver Creek Valley« setzte musikalisch die Jahreszeiten um, ließ Western-Fluidum spüren.
Mitreißend, einfach mitreißend, mehr lässt sich zu »Feel the beat« nicht sagen. Dafür umso mehr zu »Starlight Express«, jenem Musical, das zu den erfolgreichsten weltweit gehört. Wie die Griesheimer Musiker den Wettlauf der Lokomotiven umsetzten, Peter Nenninger als Solist seinen Teil dazu beitrug, war überzeugend. Man glaubte, den Konzerthöhepunkt zu erleben.
Der kam allerdings mit »Spirit of 69«, einer Reminiszenz an die wilden Jahre, als in Woodstock ein neues Kapitel Musikgeschichte geschrieben wurde.
»I’m a believer«, von Neil Diamond komponiert und von den »Monkees« in die Charts gebracht, ist heute noch ein Ohrwurm und faszinierte auch in Griesheim. Oft als »Schmusewalzer« abqualifiziert folgte »Massachusetts«, das die Bee Gees zu Weltruhm sangen und mit »Country Rose« des unvergessenen John Denver ein Finale, das dem gesamten Abend würdig war.
Wenn die Gäste bereits bei den letzten Titeln rhythmisch mitklatschen, dann sind Zugaben fällig. Und die hatte
Matthias Rosa sorgfältig ausgewählt. »Furchtlos und treu«, ein Marsch zum Abkühlen der Gemüter, »Ich war noch niemals in New York« für alle mit Fernweh und mit der Jugendkapelle gemeinsam »Eye of the Tiger« als Dank fürs Kommen, aufmerksames Zuhören.
Noch lange saßen die Zuhörer beisammen, brannte in der renovierten Gottswaldhalle in Griesheim Licht. Und ebenso lange wurde darüber Lob gespendet, dass der Musikverein Griesheim mit der auf viele Schultern verteilten Moderation dieses Abends einen Weg beschritten hat, der sich als gut und ausbaufähig erwiesen hat.