Musikalisches Zwiegespräch
Der Tiefgang biblischer Psalmen, dazu die meisterliche Kompositionen von Felix Mendelssohn-Bartholdy, die gute Akustik der Kirche und ein Ensemble, das überzeugte: das geistliche Kirchenkonzert in der Zunsweierer Pfarrkirche St. Sixtus war Genuss pur und machte den Spätnachmittag zu einem wunderschönen Erlebnis
Hauptakteure des Kirchenkonzerts am Sonntag waren der Projektchor mit dem Kirchenchor St. Sixtus als Kernstück und den drei Solisten Astrid Weber und Lucia Schienle, beide Sopran, sowie Gerald Lauby, Tenor. Die instrumentale Seite steuerte das Projektorchester der Kantorei St. Ursula bei.
Felix Ketterer leitete das über mehr als 100-köpfige Ensemble unaufgeregt und sicher. Er trieb an, drosselte Geschwindigkeit und Lautstärke. Durch seine souveräne Leistung gab er allen Sicherheit, was der musikalischen Qualität zugute kam. Das Publikum in der mehr als halbvollen Kirche honorierte die Leistung zum Schluss im Stehen mit langem Beifall.
Den ersten Teil bildete Psalm 95. Das Orchester begann und ließ mit seinem ausgewogenen Klang Vorfreude aufkommen. »Kommt, lasst uns anbeten« setzte Tenor Gerald Lauby ein. Seine sonore, wohltönende Stimme füllte den Kirchenraum. Das Orchester schmiegte sich dem Solisten an, übernahm die Führung, um wieder die Begleitung zu übernehmen. Dazu ging die Dynamik über alle Stufen vom zarten Piano bis zum kräftigen Forte.
Kräftige Akzente
Sopranistin Astrid Weber setzte im zweiten Satz ein, die Frauen kamen dazu, die Melodie wogte förmlich in Chor und Orchester. Im fugenartigen Teil baute sich immer wieder der Klang auf bis zum Höhepunkt, Pauken und Blechbläser setzten kräftige Akzente. Der dritte Satz »Denn in seiner Hand ist, was die Erde bringt« sangen beide Solistinnen ein herrliches Duett. Die Stimmen von Astrid Weber und Lucia Schienle verschmolzen zu einem wunderbaren Klangbild, von der eingängigen Melodie noch unterstützt.
Tenor Gerald Lauby sang den vierten Satz. Aus dem Solo wurde ein Zwiegespräch mit dem Chor, das im Ritardando leise verklang. Tenor Lauby begann wieder, im schnellen Teil hörte man die hupenartigen Einwürfe der Hörner, danach gab es ein wunderbares Zwiegespräch mit den Frauen.
Der Hirsch schreit
Psalm 42 »Wie der Hirsch schreit« begann mit seiner kräftigen, schnellen Melodie. Die Frauen begannen, einfühlsam begleitet, die Männer setzten leise ein, nach dem Crescendo strahlte das Ensemble, um wieder leise weiter zu machen. Das Zuhören war ein echter Hochgenuss. Immer wieder baute sich der Klang neu auf, die Hörner kamen im Höhepunkt mit dazu, der Chor jubilierte. Sopranistin Weber begann mit Streichern und der Oboe, es folgten die Frauen. Orchester und Männer begannen von neuem: kräftig, feierlich. Mit den Frauen zusammen war die Melodie strahlend schön, man wechselte sich ab bis zur Wiederholung der Melodie im Orchester. Die Sopranistin übernahm später, Männer und Solistin verwoben die Melodie zu einem wunderbaren Klang.
Toll: Die Männer nahmen sich so zurück, dass die Sopranistin gut zu hören war. Das war vollkommene Harmonie – eine Leistung der Extraklasse. Und ein höchst feierlicher Teil, auch durch das hohe Blech und den Pauken, ob gewirbelt oder mit Einzelschlägen. Immer wieder baute sich der Klang auf, die Accelerandi erzeugten zusätzliche Spannung, der Chor jubilierte mit den Instrumentalisten um die Wette zu einem beeindruckenden Gesamtkunstwerk.
Der Beifall war entsprechend heftig und lang, zum Schluss standen alle Kirchenbesucher, wollten nicht mehr mit Klatschen aufhören. Als Zugabe gab es noch einmal den ersten Satz des Psalms 95.