Narren in Fessenbach traurig. Jubiläum fällt wegen Corona flach.
Das „Sexy-Männerballett“ wurde mit seinen 44 „Mannen“ um seinen großen Auftritt gebracht. Vielleicht könnte eine kommende Sause noch die Stimmung der Rebknörpli retten.
Es wäre so schön gewesen, im Rahmen des Jubiäums „44 Jahre Narrenzunft Rebknörpli Fessenbach“ die alten Erinnerungen an die Fessenbacher Fasent aufzufrischen. Dazu hatte man schon ein Programm mit einem Narren-Gottesdienst und einem Jubiläums-Obe am Freitag, 22. Januar, zusammengestellt. Auch das „Sexy-Männerballett“ sollte mit 44 „Mannen“ auftreten. Doch im Augenblick hadern die Narren mit dem Coronavirus, denn Fasnacht fällt (fast) ins Wasser. Auf jeden Fall soll es eine Fasentdaifi im Freien geben. Zudem sollen ein Narrenbaum aufgestellt und die Häuser der Aktiven mit Narrenfahnen geschmückt werden.
Vielleicht gibt es auch noch eine kleine Feier am 1. April, dem Gründungstag der Narrenzunft vor 44 Jahren. Immerhin leben noch 18 Gründungsmitglieder. Bei den Aktiven sind dies Uli Litterst, Isolde Naab, Ernst und Renate Keller, Andy Braun und Markus Litterst, bei den passiven Gründungsmitgliedern Trudel Braun, Erika Köster, Eugen Humpert, Gertrud und Albert Adam, Martin und Eckart Adam, Maria Litterst, Gerhard Braun, Gerd Groß, Elke Knausenberger und Robert Kreiner.
Doch wie war eigentlich die Fasnacht vor 44 Jahren in Fessenbach? Bevor die Rebknörpli-Narrenzunft 1977 gegründet wurde, gab es bereits eine lebendige Dorf-Fasent. Legendär waren die Bälle in den Gasthäusern „Traube“ und „Linde“. Die „Daifi“ des Fasentkindes mit Dorfbegehung am „Schmutzigen“ gehörte schon damals zu den Höhepunkten.
Unterm Rathaus daheim
Hermann Braun fungierte zunächst als Fasentspfarrer, für kürzere Zeit auch Georg Litterst, danach Markus Litterst. Abgelöst wurde Markus Litterst erst 2020 von Florian Zeil. Pünktlich um 6 Uhr wird es laut in den Gassen, und die Narren treffen sich im Narrenkeller unter dem alten Rathaus, der seit 1989 Heimstatt der Rebknörpli ist. Entstanden ist der Narrenkeller unter der Federführung von Fritz Hillenbrand, dem seinerzeitigen Zunftmeister (1986-1992). Hans Konprecht, Karl Leitermann, Berthold Litterst, Emil Litterst, Hubert Kiefer, Josef Köster und viele weitere haben sich beim Ausbau des Narrenkellers Verdienste erworben.Am 11.11. findet hier immer der „Gmiedlige Obe“ statt, wo sich närrische Prominenz mit den heimischen Narren trifft.
Eine starke Wiederbelebung der Fasent begann in den 1970er-Jahren. Vor allem Hans Conrad, Ehemann der „Linde“-Wirtin Helga Conrad, hat die Gründung der Zunft mit großem Einsatz vorangetrieben. Bei der Namensgebung sollte sich auch der Weinbau im Namen wiederfinden. Mit „Rebknörpli Narrenzunft“ fühlten sich Alt und Jung angesprochen. Hans Conrad wurde der erste Zunftmeister (1977-1986). Für die Entwürfe der Kostüme stand der Freiburger Bühnenbildner Walter Perlacher Pate.
Die Fessenbacher Fasnachtsgestalten, wie die zwei Wanderer aus dem Rebland, Uli Litterst und Beni Litterst, früher war noch Fritz Hillenbrand dabei, aber auch die Bänklisänger oder das Spätlese-Ballett und das Sexy-Männerballett, treten beim „Zunftobe“ auf. Ohne die drei Litterst-Brüder wäre die Fessenbacher Fasent undenkbar, denn Uli Litterst war nicht nur mehr als 25 Jahre Zunftmeister (1992-2019), er schreibt auch viele Beiträge für den „Gmiedlige Obe“, den „Zunftobe“, und mit seinem Sohn Moritz bringt er die Geschehnisse im Dorf prägnant unter die Leute.
Dass die Rebknörpli-Zunft keine Nachwuchssorgen hat, dafür machen sich die Aktiven stark, so am „Schmutzige Dunnschdig“ mit der Befreiung der Schüler und Kita-Kinder oder mit dem Eiersammeln am Fasent-Friddig.
Die Leviten gelesen
Der erste Zunftobe, noch als Rebknörpli-Ball angekündigt, fand 1978 in der 1976 erbauten Reblandhalle statt. In der Halle traten der ehemalige Zunftmeister Hans Conrad und sein Zunftgeselle Albert Adam, der auch viele Jahre Regie führte, oder Peter Busam auf. Erfahrene und talentierte Fasnachter waren auch Mechthilde Hurst und Hermann Braun, die den „Großkopferten“ in Offenburg schon mal die Leviten lasen. Weiter gehörten dazu Maria Litterst und Erika Köster, Klaus Leitermann und Günther Basler, beide glossierten als Bott das Dorfgeschehen. Das „Wein-Raritätenkabinett“ oder die „Bundesgartenschau“ von Albert Adam hatten oft politische Themen zum Inhalt. Auch Gertrud Adam und ihr Bruder Thomas Vogt waren mit von der Partie.
Sepp Litterst als Mann der ersten Stunde war für die Zunft, ihre Veranstaltungsplanung und ihre närrische Programmgestaltung eine wichtige Person. Er und seine Frau Angela haben ihren Humor an ihre drei Söhne, Uli, Clemens und Markus, und deren Nachwuchs weitergegeben.