Närrisch verpackter Abschiedsschmerz
„Jetzt starten wir wieder voll durch“, rief Oberhexe Tobias Geiger am Samstagabend dem närrischen Publikum in der Festhalle Biberach zu. „Ramba Zamba in de Hall, endlich wieder Hexenball“, lautete das Motto der Biberacher Reiherhexen, mit dem sie den ersten Ball mit Publikum nach der coronabedingten Zwangspause feierten. Und wie sehr die Live-Atmosphäre gefehlt hatte, zeigte sich an einer proppenvollen Halle.
In den folgenden vier Stunden zeigten die Hexen ein kurzweiliges, unterhaltsames Programm mit Sprech-, Gesangs und Tanznummern, begleitet von der Band „Hemingway”. Wie immer war die närrisch gestaltete Bühne ein echter Hingucker.
Biberach musste im vergangenen Jahr von einigem Abschied nehmen. Es war zu erwarten, dass die Geschäftsaufgabe der Bäckerei Schwendemann, dass sich das geschlossene Traditiongasthaus „Kreuz” und nicht zuletzt der vom Gemeinderat aufgegebene Abenteuerspielplatz „Biberaue“ auf der Bühne wiederfinden würden. Auch der neue Bürgermeister Jonas Breig spielte natürlich eine Rolle. Der hatte sich in weiser Voraussicht bis zur Unkenntlichkeit als Hippie verkleidet.
Die Narren fanden ihn dennoch, und er musste einmal auf die Bühne und sich den peinlichen Fragen von Timo Lienhard, alias „Brisko Schneider” beim Sketch „Sex TV” stellen. Der sparte nicht mit zweideutigen Bemerkungen. Ob denn der 24-Stunden-Job eines Bürgermeister noch Zeit für die Liebe lasse?, wollte „Brisko“ vom Bürgermeister wissen. „Alles eine Frage der Organisation“, konterte Jonas Breig schlagfertig. Überhaupt: Kein Hexenball, ohne dass Timo Lienhard sich nicht mindestens einmal als Frau verkleidet zeigt. Diesmal sorgte er mitten im Frauenballett als vollbusige Britney Spears dafür, dass Tränen gelacht wurden.
Doch zurück zu Biberachs Abschiedsschmerz. Der wurde originell in den Sketch „Der Pate - Teil II” verpackt. Das italienische Familienoberhaupt kehrt nach längerer Abwesenheit in den Ort zurück und möchte von seinen erwachsenen Kindern wissen, wie die Geschäfte laufen. Zum Beispiel die Pizzeria „Casanova“ im Ort. Schlechte Nachrichten für den Patriarch. Die sei zu und „die Sonne sei endgültig untergegangen“. Zerknirscht nimmt der Pate das zur Kenntnis und fragt, ob man wenigstens im „Kreuz“ noch ein Schnitzel essen könne. Die Antwort ist bekannt. Ob es denn wenigstens mit der „Biberaue“ vorangehe? Eher nicht. Wo denn eigentlich „Donna Paletta“ sei? Man wisse es nicht, jetzt sei ein gewisser Breig Bürgermeister. „Breig? Was für ein Breig?“, schnaufte der oberste Italiener mit den Nerven am Ende und ließ den „Neuen“ zu sich zitieren. „Wir wollen bestehende Spielplätze aufwerten“, stammelte der in Sachen Biberaue. „Du kannst nicht ein Ferrari-Logo auf einen Fiat kleben“, kommentierte der Pate unter dem Applaus des Publikums.
Eine Biber-Demo
Die „Biberaue“ spielte auch bei Martin Geiger eine Rolle, der als „Michael Mittermeier“ die Bühne betrat. Zum im vergangenen Jahr veröffentlichten Video eines Bibers in der Friedenstraße hatte er seine ganz eigene Version: Das war eine Demo. Auf dem Schwanz des Bibers stand „Rettet die Biberaue“. "Der Bürgermeister kann froh sein, dass sich der Biber nicht vor dem Rathaus auf der Straße festgeklebt hat!“. Applaus und Gelächter waren ihm sicher. Übrigens auch all den weiteren Akteuren, die gekonnt die stets langen Warteschlangen bei der Bäckerei Totzke nachstellten. Die beste Gelegenheit, um Neues aus dem Ort zu erfahren. Genau solche Neuigkeiten hatte auch das Gesangsduo Hans-Peter und Lisa Fautz im Repertoire.
Was fürs Auge waren wieder Frauen- und Männerballett, die beide nicht ohne Zugabe von der Bühne durften. Die jungen Damen hatten sich diesmal was Besonderes einfallen lassen, packten mehrere fetzige Auftritte in ein Programm und ließen so jeweils kleinere Gruppen vor einem überdimensionalen Bildschirm über die Bühne tanzen.
Ein vielbeklatschtes Highlight des Abends kam ganz ohne Worte aus: David Riehle als „Magic-Oh“ zauberte Verblüffendes aus seinem Koffer. Mit umwerfender Mimik wurde Alltägliches zum Zaubertrick. Wer hätte beispielsweise gedacht, dass eine Flamme von einem Feuerzeug zum nächsten springen kann? „Magic-Oh“ hat’s genial bewiesen.