Neue Serie: Was läuft verkehrt im Verkehr in Offenburg?
Offenburg ächzt unter dem Verkehr. Es herrscht Unzufriedenheit auf Offenburgs Straßen. Wo die Probleme sind und wie es besser werden kann, beleuchten wir in einer neuen achtteiligen Verkehrsserie.
Offenburg ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Sowohl die Zahl der Einwohner als auch die der Arbeitsplätze ist gestiegen. Das ist erfreulich, bringt aber auch deutlich mehr Verkehr mit sich. Manchmal hat es den Anschein, das Offenburger Verkehrsnetz kann mit dem Wachstum der Stadt nicht Schritt halten. Autofahrer ärgern sich über zugestaute Straßen und häufig rote Ampeln, Radfahrer über holprige Radwege und unsichere Schutzstreifen, ÖPNV-Nutzer über ein zu geringes Angebot und zu hohe Preise, Fußgänger über rücksichtslose Autofahrer und Radler sowie über unnötige Barrieren im Straßenraum.
Es herrscht überdies Innovationsstau, bestes Beispiel hierfür ist das Radwegnetz, das einst als das beste im Land ausgezeichnet wurde und nun ziemlich in die Jahre gekommen ist. Der Kampf um Offenburgs Straßenraum ist entbrannt, viele Lobbygruppen fordern Verbesserungen, am lautesten die Radfahrer mit der BI Rückenwind und der neu gegründeten Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC).
Auch bei der Stadtverwaltung ist dieser Verbesserungs- und Veränderungswunsch angekommen. Bis Mitte 2022 soll unter großer Beteiligung der Bürger der Masterplan Verkehr entstehen. „Darin werden die Maßnahmen und Szenarien für die nächsten zehn bis 15 Jahre festgeschrieben“, erklärt der städtische Verkehrschef Thilo Becker (37, parteilos). Bis Ende des Jahres wird die Ausschreibung vorbereitet, dann startet der Diskussionsprozess, ehe die finale Beratung im Gemeinderat erfolgt.
Alle Themen, die Gegenstand des Masterplans sein werden, beleuchten wir auch in unserer Verkehrsserie. Zum Auftakt erklärt Verkehrschef Becker im OT-Interview, wie er Offenburgs Verkehr besser machen will. Autofahrer, die auf neuere und bessere Straßen hoffen, werden von Becker enttäuscht. Immer neue Spuren, um die Straßen zu entlasten, habe man in den 70er-Jahren gebaut, mit dem Resultat, dass diese „heute schon wieder zugestaut sind“, sagt Becker.
Folglich setzt der Fachbereichsleiter Tiefbau und Verkehr auf die umweltfreundlichen Alternativen Rad- und Fußverkehr sowie ÖPNV. Er rechnet vor: „Im Moment liegt der ÖPNV-Anteil im Binnenverkehr von Ortsteilen in die Innenstadt bei drei Prozent. Wenn wir da auf den für die Stadt typischen Wert von 13 Prozent hochkommen, würde das im Umkehrschluss bedeuten, dass wir ein Viertel weniger Autos hätten. Das würde manchen Stau vermeiden.“
Auch der Ausbau des Radwegenetzes wird laut Becker zum Thema werden. Da der Platz auf Offenburgs Straßen endlich ist, werde man über die Verteilung der Flächen diskutieren müssen. Das kann die Autofahrer treffen in Form von weniger Straßenraum, aber auch den Wegfall von Parkplätzen zugunsten des Radverkehrs hält Becker für denkbar.
Autos auf Gewinnerseite
Die Autofahrer sieht der Fachbereichsleiter dennoch auf der Gewinnerseite, da sie von der Entlastung durch Radverkehr und ÖPNV ja profitieren. Außerdem kündigt Becker für das nächste Jahr eine bessere Taktung der Ampelanlagen an. Die Umlaufzeiten sollen verkürzt werden, dadurch erhofft sich die Stadt einen besseren Verkehrsfluss.
Die nächste Folge unserer Serie beschäftigt sich im Detail mit der täglichen Odyssee der Pendler auf ihrem Weg nach Offenburg. Wie das Offenburger Radwegenetz wieder die Nummer eins im Land werden kann, ist Thema der dritten Folge. Im vierten Serienteil gehen wir der Frage nach, wie es sein kann, dass für den große Entlastung versprechenden Autobahnzubringer Süd zehn Jahre Planungszeit veranschlagt werden. Wie das Umsteigen auf Bus und Bahn leichter fällt, unter anderem mit dem Ein-Euro-Ticket, thematisieren wir in der fünften Folge.
Autoarme Innenstadt
Um die autofreie Innenstadt geht es im sechsten Serienteil. Hierzu stellt Becker klar, dass eine komplett autofreie Innenstadt derzeit nicht möglich sei und man deshalb von autoarme Innenstadt sprechen müsse. Das leidige Problem mit der Parkplatzsuche beleuchten wir in der siebten Folge. Zum Finale der Serie untersucht ein ADAC-Experte die Stärken und Schwächen des Offenburger Verkehrs. Zuletzt mündete dies in einer Gesamtnote von 2,93. Am 5. Dezember verraten wir, ob die Note besser geworden ist.
HINWEIS: Meinungen und Ideen der Leser zu den einzelnen Serienteilen sind ausdrücklich erwünscht. Sie können an lokales.offenburg@reiff.de gesendet oder auf www.facebook.com/mittelbadische.presse gepostet werden.
Verkehrschef beantwortet Fragen der Leser
Was finden Sie positiv, wenn sie auf Offenburgs Straßen mit dem Auto, dem Bus, dem Fahrrad, dem Pedelec, dem E-Roller oder zu Fuß unterwegs sind? Was gefällt Ihnen weniger, was regt Sie gar auf? Welche Anregungen wollten Sie schon immer weitergeben und vor allem: Welche Frage wollten Sie dem städtischen Verkehrschef Thilo Becker schon immer stellen?
Im Rahmen unser großen achtteiligen Verkehrsserie sind Meinungen und Vorschläge ausdrücklich erwünscht. Die OT-Leser dürfen außerdem Fragen an den städtischen Verkehrschef formulieren, die Thilo Becker auch beantworten wird.
Formulieren Sie einfach Ihre Fragen und senden Sie diese per E-Mail an lokales.offenburg@reiff.de, Stichwort „Verkehr in Offenburg“. Sie können uns gerne auch ein Fax an 0781/504-3539 schicken oder einen Brief an OT-Lokalredaktion, Hauptstraße 83a, 77652 Offenburg, senden. Wir werden die Fragen dann an Thilo Becker weiterleiten, der die Leserfragen beantworten wird. Im besten Fall ergeben sich daraus Ansätze, wie das tägliche Unterwegssein in Offenburg leichter wird.
Unsere Serie erscheint immer samstags. Auch auf www.facebook.com/mittelbadische Presse können Sie die Themen diskutieren. Hitradio Ohr und Mittelbadische Presse.TV werden zusätzlich in Beiträgen die Verkehrsteilnehmer zu Wort kommen lassen. Auch auf dem Instagram-Kanal der Mittelbadischen Presse gibt es pfiffige Schlaglichter aus dem Verkehrsgeschehen.