Neurologe Bernhard Oehl berichtete bei Kolpingsfamilie
Über seine seit 16 Jahren währende Arbeit in Togo sowie Einblicke zu Land und Leuten hat Bernhard Oehl am Donnerstagabend bei der Kolpingsfamilie Zell-Weierbach informiert. Die rund 30 Besucher zeigten großes Interesse und stellten viele Fragen.
Mit rund 30 Besuchern traf die erste Veranstaltung der Kolpingsfamilie Zell-Weierbach im neuen Jahr am Donnerstagabend auf reges Interesse. Zu Gast war dabei Bernhard Oehl, der in Wort und Bild Einblicke in seine humanitäre Arbeit der vergangenen 16 Jahre in Togo gab. Das rund 57 000 Quadratkilometer große Land (etwas größer als Baden-Württemberg) markiert einen schmalen Streifen an der Südwestküste Afrikas, der von etwa sieben Millionen Menschen bewohnt wird. Zwischen 1884 und 1916 deutsche, danach französische Kolonie, ist der Staat seit 1960 eigenständig.
Bernhard Oehl, der 2014 nach Offenburg kam und als Oberarzt in der Neurologie am Ortenau-Kinikum arbeitet, ist seit 2002 jährlich zwei bis drei Wochen vor Ort. Er schilderte den Kontinent Afrika, speziell aber Togo, als »faszinierendes Land«. Die Menschen seien ihm lebensfroh und freundlich begegnet, die Vielschichtigkeit zeige sich am Nebeneinander verschiedenster Lebensarten und Religionen. Gerade hier zeigte Oehl eindrücklich den auf natürliche Heiler und Ursprung ausgerichteten Glauben, beispielsweise den Voodoo-Kult.
Auf der anderen Seite sei, beispielsweise durch die deutsche Kolonialzeit und Schweizer Ordensschwestern geprägt, auch die christliche Religion stark verwurzelt. Durchaus mit Sorge würden in jüngster Vergangenheit immer stärker aufkommende Koranschulen beobachtet. Welche Auswirkungen die Entwicklung zeige – nicht zuletzt wird ein Erstarken der bisher meist im nordafrikanischen Raum präsenten, islamistischen Terrormiliz Boko Haram befürchtet – »können wir aus heutiger Sicht absolut noch nicht sehen«, schilderte Oehl.
Der Alltag in Togo sei geprägt durch die tropische Lage, zwei Regenzeiten ermöglichten auch zweimalige Ernte. Für das Nahrungsangebot seien die Yams-Wurzeln typisch, aus denen Brei (Fufu) hergestellt wird. Meist wird dazu Gemüse, zusammen mit scharfer Soße, gegessen. Weitere typische Produkte des Landes seien Kaffee, Pfeffer, abgebaut wird zudem Phosphat. In Sachen Infrastruktur hätten sich laut Oehl in den vergangenen Jahren Verbesserungen ergeben, zum Beispiel beim Straßenbau oder durch Errichten eines Flughafens. Transportprobleme seien indes weiter alltäglich, »zehn Personen in einem PKW sind keine Seltenheit«, konstatierte Oehl.
Es braucht Spenden
Seit 1999 besteht vor Ort ein seitens der Hospitalschwestern von Beaune (Burgund) betreutes Gesundheitszentrum. Die Einrichtung versorgt in seinem Einzugsgebiet rund 1000 Menschen. Die Patienten bezahlen eine kleine Gebühr, Defizite werden zumeist über Spenden ausgeglichen. Neben Malaria und Wurmerkrankungen zählt vor allem Epilepsie zu den meist verbreiteten Erkrankungen Togos. Zum Vergleich: Während Epilepsie in Deutschland unter ein Prozent der Bevölkerung betrifft, sind es in Togo sieben Prozent.
Mittels regelmäßiger Sprechstunden und Aufklärung versuchen Ärzte und Schwestern vor allem, eine bessere Behandlung zu erzielen. »75 Prozent der Epilepsie-Patienten sind leider schlecht behandelt«, zeigte Oehl eindrücklich auf. Er gab noch einige weitere Einblicke in seine vielfältige Arbeit in Togo, zu der in der Vergangenheit auch Hilfstransporte, die Unterstützung von Schul- und Brunnenprojekten sowie die Verbeserung der medinizischen Grundausstattung zählten.
Zum Abschluss des informativen Abends überreichte Josef Basler, Vorsitzender der Kolpingsfamilie, eine Spende von 500 Euro an Bernhard Oehl für die Fortsetzung der Arbeit und Projekte in Togo. Die Spende speist sich aus verschiedenen Aktionen der Kolpingsfamilie aus 2018, beispielsweise den Altpapiersammlungen.