Nikolaus kam ins Gefängnis: So war der Familienbesuchstag in der JVA
Beim dritten Familienbesuchstages des Jahres in der Justizvollzugsanstalt Offenburg kam der Nikolaus und verteilte kleine Geschenke. Ziel der Aktion war es, die Bindung zwischen inhaftierten Vätern und ihren Kindern zu stärken, teilt die JVA mit. Denn: Stabile Familienverhältnisse wirken rückfallpräventiv.
Wie die JVA erklärt, liegt im Rahmen des Projekts „Familienfreundliche Vollzugsgestaltung“ besonderes Augenmerk darauf, eine kindgerechten Umgebung in der JVA zu schaffen. So wurden die Besuchsräume zuletzt mit einer Sitzgruppe, einem Spielteppich, Büchern und Spielsachen ausgestattet und die Bediensteten lockern die Kontrolle bei Kindern mit kleinen Handpuppen als Geschenk auf. In Zusammenarbeit mit einer Familientherapeutin und einer Mitarbeiterin aus dem Eltern-Kind-Projekt Chance der Sozialen Rechtspflege Ortenau können sich Inhaftierte außerdem unter Beteiligung des hiesigen Sozialerziehungswissenschaftlers in einer Vätergruppe treffen und austauschen, teilt die JVA weiter mit.
Gute-Nacht-Geschichte aufzeichnen
Mit kleinen Bastelprojekten und „Papa-hat-dich-lieb-Päckchen“ würden die Väter eine Präsenz im Zuhause der Kinder schaffen, so gestalteten sie Kindertassen und bunte Wanduhren für’s Kinderzimmer. Über den kirchlichen Dienst können Inhaftierte zudem eine Geschichte vorlesen, die auf CD gebrannt und den Kindern zugesandt wird. Auch gebe es die Möglichkeit zusätzlicher Besuche durch die Kinder, die Mütter erfahren „draußen“ Unterstützung und Beratung.
Das Highlight für die Inhaftierten und die Familienangehörigen seien aber die Familienbesuchstage, die in diesem Jahr bereits dreimal stattfinden konnten. Über einen Zeitraum von drei Stunden treffen sich ausgewählte inhaftierte Väter mit den kleinen und großen Kindern, oft begleitet durch die Mutter, erklärt die JVA. In ungezwungener Atmosphäre in der Sporthalle können die Familien so Zeit miteinander verbringen. Das Angebot sei dabei vielfältig: vom Tischtennis-Spielen über eine wilde Rallye mit Kinderfahrzeugen und Hüpftieren hin zu einer kleinen Stärkung mit selbstgebackenen Kuchen und Plätzchen von den Vätern ist alles dabei, was das Treffen unvergesslich macht.
Wie normale Familien
Das bunte Treiben erinnere an ganz normale Familien in einem Indoorspielplatz. Eine besonders schöne und nachhaltige Erinnerung sei das gemeinsame Foto der Kinder mit dem Vater, das vor Ort ausgedruckt, dem Kind mit nach Hause und dem Vater mit auf den Haftraum gegeben wird. Auf den Fotos ist nicht zu erkennen, dass es in einem Gefängnis aufgenommen wurde. Wie die JVA mitteilt, ist es für viele Kinder über Monate, manchmal auch Jahre hinweg, die einzige bildliche Darstellung der Vater-Kind-Beziehung.
Große Freude löste am jüngsten Familienbesuchstag der Besuch des Nikolaus aus, der einen Ball und eine Tüte voll Süßigkeiten mitbrachte. Bei der Verabschiedung, die laut der JVA Offenburg häufig von traurigen Gefühlen begleitet wird, erhielten die Kinder noch einen heliumgefüllten Luftballon.
INFO: Das Projekt „Familienfreundliche Vollzugsgestaltung“ ist eine Initiative des Ministeriums der Justiz und für Migration des Landes Baden-Württemberg. Es soll dazu beitragen, den Kontakt zwischen inhaftierten Eltern und ihren Kindern zu erleichtern und dabei eine kindgerechte Umgebung zu schaffen, die den Bedürfnissen der Familien gerecht wird.