Grünen-Politikern Leid geklagt

Nordracher Landwirte fühlen sich durch Vorschriften drangsaliert

Herbert Vollmer
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18. Juli 2021
Politik trifft in Nordrach Landwirtschaft (von links): Bernd Repple, Martin Furtwengler, Stefan Vollmer, Harald Bröker, Wolfgang und Maria Schwarz, die Landtagsabgeordneten Thomas Marwein (Offenburg) und Martina Braun (Villingen-Schwenningen).

Politik trifft in Nordrach Landwirtschaft (von links): Bernd Repple, Martin Furtwengler, Stefan Vollmer, Harald Bröker, Wolfgang und Maria Schwarz, die Landtagsabgeordneten Thomas Marwein (Offenburg) und Martina Braun (Villingen-Schwenningen). ©Herbert Vollmer

In Nordrach wurden Vertreter der grünen Landesregierung ins Gebet genommen und ihnen verdeutlicht, mit welchen Problemen Hofbesitzer vor Ort kämpfen müssen. Dabei gab es auch Kritik an den Verbänden. Im Kern geht es nur um Vorschriften, denen Praxistauglichkeit fehlt,

Thomas Marwein (Offenburg) und Martina Braun (Villingen-Schwenningen), beide Landtagsabgeordneten der Grünen, stellten sich Nordracher Landwirten. Eingeladen hatten die Landwirte Bernd Repple sowie Maria und Wolfgang Schwarz zu einem Vor-Ort-Termin. An dem Gespräch haben auch die Nebenerwerbslandwirte Martin Furtwengler und Stefan Vollmer sowie der Holzeinkäufer des Sägewerks Echtle, Harald Bröker, teilgenommen.

Bernd Repple ist Eigentümer des Rautschhofs und noch einer der wenigen Vollerwerbslandwirte im Tal. Er bewirtschaftet 53 Hektar Wiesen- und 17 Hektar Waldfläche. Er hält auf seinem Biolandbetrieb 43 Mutterkühe. Maria und Wolfgang Schwarz, Eigentümer des Riehlehofs, haben eine Hoffläche von 38 Hektar, davon acht Wiesen und 30 Wald. Wegen Futtermangels haben sie die Mutterkühe auf vier reduziert.

Martina Braun ist mit der Landwirtschaft bestens vertraut, stammt sie doch aus einer Familie in Furtwangen, die bereits in der siebten Generation einen großen Schwarzwaldhof bewirtschaftet. Sie bestätigte, „dass ganz viel an der Praxis vorbeiläuft“ und nannte die Aktion „Rettet die Bienen“, die noch rechtzeitig gestoppt werden konnte. Stattdessen arbeite man jetzt an einem Biodiversitäten-Stärkungsgesetz, das die Belange der Landwirtschaft berücksichtige.

Beim Riehlehof kollidiert die Kartierung einer FFH-Fläche, die an die Hoffläche grenzt, mit einer möglichen Erweiterung. „Wir wurden nicht informiert“, kritisierte Maria Schwarz die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg. Stefan Vollmer sieht gar „Enteignung und Wertminderung“.

Problem kranke Bäume

Ähnlich sei die Situation bei den Streuobstwiesen. Es müsse möglich sein, Bäume zu entfernen, wenn diese von Misteln oder dem Feuerbrand befallen sind, ohne gegen Auflagen zu verstoßen, forderte Maria Schwarz. Sie beklagte auch, dass die Landwirte durch den Fall des Branntweinmonopols auf Schnaps sitzenbleiben.

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Martin Furtwengler „sieht einen kulturellen Bruch auf die Landwirte zukommen“. Um seinen Hof so zu erhalten, müsse er jährlich neben seinem Hauptberuf als Bauhofleiter 700 bis 800 Stunden als Landwirt arbeiten. Er bezweifelt, ob sich noch Leute finden lassen, die dies auf sich nehmen. „Wir haben niemanden, der unsere Interessen vertritt“, kritisierte Stefan Vollmer sowohl den Bauernverband als auch den Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband (BLHV).

Ein weiteres Reizthema ist der Wolf. „Wir brauchen den Wolf nicht im Schwarzwald“, sprach Martina Braun den anwesenden Landwirten aus dem Herzen. Es gebe keine wolfssicheren Zäune und Fördergelder nur für die Umzäunung von Schafs- und Ziegenweiden.

Bernd Repple hält im Gewann Holzhack eine große Herde Limousin-Rinder. Wenn er alle Weideflächen sichern wolle, müsse er 27 Kilometer Zäune bauen. Martina Braun versprach „eine klare Strategie“.

Einen weiteren Aspekt sprach Harald Bröker an. Wenn immer mehr Flächen eingezäunt würden, blieben die Rehe im Wald und sorgten dort für Schäden. Als einen Weg aus der Krise der Landwirtschaft sieht Martina Braun, dass die Erzeugerpreise steigen müssen. Mit Milchvieh könne man heute gerade einmal einen Stundenlohn von 3,50 Euro erwirtschaften und kündigte Gespräche mit dem Handel an.

Unmut bei Anträgen

Das Thema Wirtschaftlichkeit hänge von der Förderung ab. Das Ausfüllen von Anträgen führe zu viel Unmut und Unsicherheit, erklärte Harald Bröker. Im Wald stünden sich Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion teilweise gegenüber: „Wir werden von Vorschriften drangsaliert.“

Wer eine Holzbauinitiative starte, dürfe auf der anderen Seite nicht auch noch die Produktionsfläche wegnehmen, indem der Nationalpark weiter vergrößert werde. Er sprach sich stattdessen für eine naturnahe Waldwirtschaft auf der ganzen Fläche aus. Martina Braun berichtete, dass sich die Landesregierung noch im Juli bei einem Fachgespräch Holzmarkt damit beschäftige.

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