Offenburg - Fessenbach

NS-Unrecht soll aufgearbeitet werden

Thorsten Mühl
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07. April 2015

Wolfgang Gall, Leiter von Museum und Stadtarchiv, soll in Zell-Weierbach beratend bei der Aufarbeitung des NS-Unrechts helfen. ©Christoph Breithaupt

Die Bürgerliste Zell-Weierbach (BLZW) hat zur Aufarbeitung von NS-Unrecht im Ortsteil die Einrichtung einer Arbeitsgruppe angeregt. Im Ortschaftsrat wurde am Mittwoch zum Thema eingehend diskutiert, ein zweiter Antrag wurde vertagt.

Offenburg-Zell-Weierbach. Da sich am 8. Mai die Kapitulation Nazideutschlands zum 70. Mal jährt, hatte die Ortschaftsratsfraktion der BLZW zur Sitzung am Mittwoch zwei Anträge zur Diskussion im Gremium gestellt. Beide beinhalteten die Aufarbeitung bestehender historischer »weißer Flecken« im größten Offenburger Ortsteil. Fraktionsvorsitzender Heribert Schramm stellte dar, es solle darum gehen, eine Arbeitsgruppe einzurichten, die das Schicksal örtlicher Opfer – zum Beispiel politischer NS-Gegner, rassisch, ihrer Orientierung wegen oder aus Gründen von Behinderung Verfolgter, Kriegsgefangener und Zwangsarbeiter – erforschen und dokumentieren sollte. Zum Thema sei in Zell-Weierbach so gut wie nichts bekannt. »Wir möchten, dass die Erinnerungslücken in Zell-Weierbach geschlossen, den Opfern ein Gesicht gegeben und ihrer angemessen gedacht wird«, sagte Schramm in der Begründung des BLZW-Antrags.
In der Ratsdiskussion wurde das Vorhaben, sich mit diesem gleichermaßen brisanten wie schwierigen Thema auseinanderzusetzen, generell befürwortet. Ortsvorsteher Willi Wunsch (CDU), zugleich Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins, verwies allerdings darauf, dass weder Ortsverwaltung noch Heimatverein aus Gründen zeitlicher Auslastung die Arbeitsgruppe per se unterstützen könnten. Mit dem Mahnmal für die Kriegsopfer bei der Schule und einer Straßenbenennung sei bereits einiges zur Aufarbeitung beigetragen worden, so Wunsch. Wenn sich Ortschaftsräte am Projekt beteiligen wollten, dann bitte lediglich auf freiwilliger Basis und nicht aufgrund eines bindenden Ratsbeschlusses. Der Rat beschloss einhellig, für eine der kommenden Sitzungen Wolfgang Gall (Leiter des Stadtarchivs und -museums) einzuladen. Gall soll seine generelle Meinung zum Thema Arbeitsgruppe geben und das Gremium bei möglichen weiteren Schritten beratend begleiten, so der Konsens im Ortschaftsrat.
Bis auf Weiteres zurückgestellt wurde ein zweiter BLZW-Vertrag, die im Foyer der Ortsverwaltung hängende Gedenktafel an die Zell-Weierbacher Soldaten um eine Zusatztafel für Kriegsopfer zu ergänzen.
Später entscheiden
Heribert Schramm brachte sein Problem mit der Formulierung »Dem Vaterland treu« deutlich zum Ausdruck. Der damit erweckte Eindruck, der Krieg sei zur Verteidigung Deutschlands erfolgt, werde durch die neuere Geschichtsforschung nicht gedeckt. Vielmehr habe es sich um »einen Weltanschauungs- und Vernichtungskrieg« gegen fremde Völker gehandelt. Auch im Ort hätten Opfer darunter zu leiden gehabt, denen gedacht werden sollte. In der längeren Diskussion wurde als Konsens erzielt, dass die bestehende Tafel als historisches Dokument keinesfalls verändert wird.
Bezüglich einer Zusatztafel soll erst entschieden werden, wenn die Erforschung neue Erkenntnisse über Opfer in Zell-Weierbach erbringt. Dann könnten auch weitere Belange, etwa, was die Namensnennung von Opfern (Datenschutz) und Inhalte einer Zusatztafel betreffen, diskutiert werden. Gerade die Belange seien wichtig und müssten, worauf mehrere Ratsmitglieder fraktionsübergreifend hinwiesen, Berücksichtigung finden. Gedacht werden soll der NS-Opfer weiterhin in den Feierlichkeiten am Volkstrauertag.

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