Oberharmersbach: »Wir wurden vom Borkenkäfer kalt erwischt«
Zwar wird ab Mitte September der Borkenkäfer nicht mehr schwärmen, aber für die Waldbesitzer bedeutet dies noch keine wesentliche Arbeitsentlastung. Während einer Informationsveranstaltung der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Oberharmersbach am Mittwochabend im Stubensaal zeigte sich noch ein ganz anderes Problem: Der Markt ist mit diesen Mengen schier überfordert.
»Wir haben Sie eingeladen, um das gemeinsame Vorgehen zu besprechen und vor allem die Problematik am Holzmarkt erläutern«, begründete Bürgermeister und FGB-Vorsitzender Richard Weith den Zusatztermin mit den beiden Revierleitern Hans Lehmann und Klaus Pfundstein sowie Kurt Weber, Geschäftsführer beim »Waldservice Ortenau« (WSO).
»Wir wurden kalt erwischt«, erinnerte Revierleiter Hans Lehmann an die ersten Augusttage. Punktuell auf der ganzen Fläche sei der Käferbefall aufgetreten. Die Sägewerke hätten sich teilweise schon bis Herbst eingedeckt, die Urlaubszeit habe die Nachfrage stocken lassen, und dann sei die Holzmasse zur Zeit des »zweiten Saftes« angefallen, in der sich eingeschlagenes Holz vor allem bei Buchdruckerbefall schnell bläulich verfärbe.
»Wir haben in manchen Regionen noch -zig Tausende Festmeter Sturmholz vom Winter im Wald liegen, und jetzt die Kalamität mit dem Käfer«, beklagte Kurt Weber die anfallenden Holzmassen. Der Befall sei in der Ortenau sehr unterschiedlich, in manchen Betrieben jedoch habe das Käferholzes schon die Hälfte des normalen Jahreseinschlags erreicht.
Gut sortieren
Weber mahnte, die Sortimente je nach Stärke und Schädigung gut zu sortieren, um einigermaßen vernünftige Preise zu erzielen. Der Absatz nach Frankreich gerate in Stocken, weil man dort mit denselben Problemen zu kämpfen habe. Es sei auch keine Lösung, Holz in größeren Mengen und mit erheblichen Preisabschlägen nach China zu exportieren.
»Ihr habt vorbildlich reagiert«, bescheinigte Hans Lehmann den Waldbesitzern. Jetzt müsse das Holz abfließen. Wichtig sei auch das Hacken des Wipfelholzes, wobei zunehmend die Lagermöglichkeiten für Hackschnitzel erschöpft seien. »Das Spritzen des Holzes auf dem Polder ist momentan nicht zu vermeiden«, wies er auf ergänzende Maßnahmen hin. Das Verbrennen von Reisig hingegen war bei der bisherigen Wetterlage tabu.
Umsicht sei wichtig, damit der Käfer im kommenden Jahr nicht noch größeres Kopfzerbrechen bereite. Wie er weiter ausführte, sei die Käferpopulation dieses Jahr früher dran gewesen. Man zähle jetzt die dritte Generation, was etwa einer Vermehrung auf rund 800 000 Borkenkäfer entspräche.
Alle Mühen seien vergeblich, wenn das Wetter nicht mitspiele und die Wasservorräte nicht aufgefüllt würden. »Die regelmäßige Kontrolle wird zur Daueraufgabe, um künftig noch Schlimmeres zu verhüten«, gab er den Waldbesitzern mit auf den Weg.