Am Bahnhof Riersbach entsteht kein Dampflok-Museum

Oberharmersbachs historischer Lokschuppen ist verkauft!

Dietmar Ruh
Lesezeit 4 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
30. August 2017

113 Jahre alt und ein Stück Eisenbahngeschichte des Harmersbachtals: Der Lokschuppen im Oberharmersbacher Bahnhof Riersbach ist denkmalgeschützt. Die SWEG verkauft nun 1305 Quadratmeter Gelände und das Gebäude an privat. ©Dietmar Ruh

Mit einem Stimmenpatt lehnte der Gemeinderat Oberharmersbach am Montag den Vorschlag der Verwaltung ab, ein Vorkaufsrecht für den historischen Lokschuppen auszuüben und daraus ein Museum zu machen. Damit dürften auch die Pläne für touristische Dampfzugfahrten im Harmersbachtal gestorben sein.
 

Die Stühle reichten am Montag im Sitzungssaal des Rathauses nicht aus, um allen Zuhörern Platz zu bieten. Das Thema der Sitzung war auch nicht alltäglich, schließlich ging es um ein Stück Eisenbahngeschichte im Harmersbachtal. 1904 wurde die Harmersbachtalbahn zwischen Biberach und Oberharmersbach in Betrieb genommen, 1904 ist auch das Baujahr des Lokschuppens, der am Bahnhof Riersbach steht. 

Die Gemeinde Oberharmersbach plante, aus diesem Schuppen ein »Dampflokomotive-Werkstattmuseum« zu machen. Diese Pläne wurden möglich, da die SWEG als Besitzerin das Gebäude offiziell »entwidmet« hatte, sprich die Nutzung nach dem Eisenbahnverkehrsgesetz erloschen war. Der Weg war damit frei für eine weitere Nutzung, die Eigentümerin bot Gelände und Gebäude wohl auch Anfang dieses Jahres im Bundesanzeiger zum Verkauf an.

Über Entwidmung und  konkrete Verkaufsabsichten sei die Gemeinde nicht informiert worden, bekundete Bürgermeister Siegfried Huber und verwies auf eine jahrelange Vorgeschichte, während derer sich die Absichten der SWEG immer wieder geändert hätten.

Vertrag vom Notar

Als die Gemeinde von den Verkaufabsichten erfuhr, war der Verkauf dann schon fast über die Bühne: SWEG und der Oberharmersbacher Dominik Isenmann waren sich einig geworden und hatten dies bereits notariell beurkundet. Der Vertrag trat allerdings noch nicht in Kraft, da abzuklären war, ob die Gemeinde ein Vorkaufsrecht ausübt. 

Dies wollte die Verwaltung, wollte zu den gleichen Konditionen in den Vertrag eintreten, unter anderem mit der Begründung der »Wahrung des historischen Erbes«. Dafür sollte gleichzeitig ein Bebauungsplan »Gemeindebedarfsfläche Museum« aufgestellt werden, der diesen Anspruch aufs Vorkaufsrecht untermauert. Der Aufstellungsbeschluss für diese Pläne ging zwar mit knapper Mehrheit durch, hatte aber die Klausel, dass der Beschluss nur gültig ist, wenn der Gemeinderat auch vom Vorkaufsrecht Gebrauch macht. Dies tat er dann bei der Abstimmung darüber allerdings nicht. Mit 5:5 Stimmen gab es ein Patt, der Verwaltungsvorschlag war abgelehnt.

- Anzeige -

Klingt kompliziert und das war es am Montag auch für alle Beteiligten und Zuhörer. 

Nicht gerade einfacher machte die Beschlussfassung die Tatsache, dass sich der Gemeinderat bereits vor einigen Wochen mit dem Thema Vorkaufsrecht befasst und der Ausübung zugestimmt hatte. Allerdings nichtöffentlich. Und das war nicht rechtens, musste auch Bürgermeister Siegfried Huber eingestehen, der eine entsprechende Auskunft der Rechtsaufsicht verlas. Ergo, musste Huber zurückrudern, der Gemeinderat seinen nichtöffentlich gefassten Beschluss wieder aufheben, was er bei zwei Gegenstimmen auch tat.

Museum vom Tisch

Seit Montag ist also das Thema »Dampflok-Museum« in Oberharmersbach vom Tisch. Durch den Verzicht aufs Vorkaufsrecht kann der Vertrag zwischen SWEG und Isenmann rechtsgültig werden. Die Gegner des Museums hatten vor allem die schwierige finanzielle Lage der Gemeinde und die zu erwartenden Sanierungskosten ins Feld geführt.

Solche Kosten kommen nun auch auf den künftigen Besitzer zu der zum Kaufpreis übrigens nichts sagen wollte. Dominik Isenmann (35) betonte aber gestern auf OT-Anfrage, dass er bereits Pläne für eine Sanierung habe. Mit dem Denkmalamt möchte er hierfür eng zusammenarbeiten. Der Oberharmersbacher ist sich der historischen Bedeutung des Lokschuppens bewusst: »Ich werde ihn restaurieren!« Der Industriemechanikermeister hatte von sich aus mit der SWEG Kontakt aufgenommen, da er einen Platz für sein Gewerbe gesucht hat. Im Lokschuppen möchte er Autos, vorzugsweise Oldtimer reparieren und restaurieren. 

Das Thema Dampflokfahrten im Tal dürfte mit der Umnutzung des Lokschuppens auch obsolet sein. Damit die Oberharmersbacher Lok 20 – wie von den Talgemeinden angedacht – regelmäßig Touristen durchs Tal ziehen könnte, hätte sie einen Stellplatz im Tal gebraucht – ansonsten würden jedes Mal Transferkosten anfallen. Und das würde sich nicht rechnen, so Bürgermeister Huber. Indes, ein Antrag bei Leader war bislang dafür eh noch nicht gestellt worden.

Weitere Artikel aus der Kategorie: Offenburg

Die B33 war zwischen Berghaupten und Gengenbach wegen eines Auffahrunfalls gesperrt.
vor 2 Stunden
Auffahrunfall mit Verletzten
Bei einem Auffahrunfall zwischen Berghaupten und Gengenbach sind nach ersten Informationen der Feuerwehr am Mittag mehrere Menschen verletzt worden. Die B33 war kurzzeitig gesperrt.
Natürlich versteckt der Osterhase die Ostereier – und auch wer daran nicht mehr glaubt, freut sich an den Feiertagen zumindest auf schöne Stunden mit seinen Liebsten.l
vor 2 Stunden
Offenburg
Ostern ist ein Fest für die ganze Familie. Das ist auch bei bekannten Offenburgern nicht anders. Das OT hat sie nach ihren Plänen und nach schönen Kindheitserinnerungen gefragt.
vor 5 Stunden
Offenburg
Traditionell oder außergewöhnlich, zuhause oder unterwegs mit Familie und Freunden: Wir haben fünf Menschen aus Offenburg gefragt, wie sie dieses Jahr ihr Osterfest verbringen.
Das bedeutendste Offenburger Kunstdenkmal, der Offenburger Ölberg aus dem Jahr 1524, erzählt detailreich die Geschichte vom Verrat an Jesu an Gründonnerstag.
vor 23 Stunden
500 Jahre Ölberg
500 Jahre Ölberg: Seit mindestens einem halben Jahrtausend besteht der Offenburger Ölberg, der 1524 erstmals erwähnt wurde. Da das bedeutende Kunstdenkmal die Geschichte vom Verrat an Jesu an Gründonnerstag erzählt, erinnert das OT heute an dieses Jubiläum.
Großen Zulauf hatte bei der Jobbörse der Infostand der Zimmerei Irslinger. Auch Bürgermeister Martin Holschuh (hinten Mitte), Rektorin Henrike Scharsig (vorne rechts) und Organisator Alexander Beathalter (links neben der Rektorin) waren an den Ständen unterwegs.
28.03.2024
"Quelle der Inspiration"
Rund 30 Firmen haben sich bei der dritten Schutterwälder Jobbörse am vergangenen Freitag in der Mörburghalle präsentiert. Unternehmen und Veranstalter ziehen eine positive Bilanz.
Vernissage der Ausstellung des VON (von links): Rüdiger Stadel (Mitglied kultureller Beirat der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte), Martin Seidel (Sparkasse Kinzigtal), Stefan Medel (Zunftmeister Gengenbach), Theo Schindler (Narrenmeister VON), Gunther Seckinger (VON-Vogt Ortenau), Thomas Rautenberg (Museumsleiter), Christian Daxer (Narrenrat), Gudrun Reiner (Vize-Narrenmeisterin VON), Thorsten Erny (Bürgermeister), Rudi Maurer und Gündüz Askin (beide Narrenräte).⇒Foto: Thomas Reizel
28.03.2024
Ausstellung des Verbandes Oberrheinischer Narrenzünfte
Das Gengenbacher Narrenmuseum startet am Samstag in die neue Saison. Und es hat für ein Highlight gesorgt: Der Verband Oberrheinischer Narrenzünfte präsentiert sich mit ausgewählten Exponaten in der Türmerstube des Niggelturms.
Auch im Fürstenberger Hof in Unterharmersbach startet ab April die Museums-Saison wieder. 
28.03.2024
Ein Besuch lohnt sich
Ab April ist geöffnet, im Storchenturm kann ab Ostersonntag Stadtgeschichte geschnuppert werden.
CDU-Kandidaten in Fessenbach (oben von links): Marc Zöller, Marcus Jogerst-Ratzka, Josef Hugle, Monika Freund (in der Mitte von links), Ludwig Holl, Katja Manandhar sowie (unten von links) Paul Litterst und Stephan Seitz.
28.03.2024
CDU-Kandidaten für Ortschaftsrat
Die CDU Fessenbach hat im Gasthaus "Linde" ihre Liste für die Ortschaftsratswahl am 9. Juni aufgestellt.
Das Windschläger Orchester trat mit dem Jugendorchester "Jowibo" unter der Leitung von Dirigent Philip Ott auf.
28.03.2024
Heiße Rhythmen aus Afrika
Beim Jahreskonzert des Musikvereins Windschläg am Samstag wurde das Publikum musikalisch nach Afrika entführt. Jugend- und großes Orchester hatten auch einen gemeinsamen Auftritt.
Luise Schubert feiert ihren 95. Geburtstag in ihrem Geburtshaus in Offenburg. 
28.03.2024
Offenburg
Die Offenburgerin Luise Schubert wird am Donnerstag 95 Jahre alt. Seit ihrer Geburt wohnt sie in der Kronenstraße in der Offenburger Vorstadt.
In der Brückenhäuserstraße wurde ein neuer Point of Presence, also ein Verteiler fürs schnelle Internet, aufgestellt. Dieser steht nahe des Gymnasiums.
28.03.2024
Schritt für schnelles Internet
Der Anschluss Gengenbachs an das Glasfasernetz ist einen Schritt nähergerückt: Am Freitag hat die Breitband Ortenau GmbH & Co. KG in der Brückenhäuserstraße nach eigenen Angaben vom Dienstag einen Point of Presence errichtet.
Ehrungen (von links): Silke Merzweiler (geehrt für 25 Jahre Mitgliedschaft) mit dem Vorsitzenden Jürgen Britsch und Reinhard Brunner, langjähriger Beisitzer, der aus dem Vorstand verabschiedet wurde.
28.03.2024
Generalversammlung
Generalversammlung des RMSV Bohlsbach: Bei den Neuwahlen wurden die Vorstände in ihren Ämtern bestätigt.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • HYDRO liefert etwa Dreibockheber für die Flugzeugwartung. 
    26.03.2024
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl fustionieren
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl schließen sich zusammen. Mit diesem Schritt befinden sich die Kompetenzen in den Bereichen Ground Support Equipment (GSE) und Aircraft- & Engine Tooling unter einem Dach.
  • Alle Beauty-Dienstleistungen bietet die Kosmetik Lounge in Offenburg unter einem Dach.
    26.03.2024
    Kosmetik Lounge Offenburg: Da steckt alles unter einem Dach
    Mit einer pfiffigen Geschäftsidee lässt Elena Plett in Offenburg aufhorchen. Die staatlich geprüfte Kosmetikerin denkt "outside the box" und hat in ihrer Kosmetik Lounge ein außergewöhnliches Geschäftsmodell gestartet.
  • Konfetti, Flitter und Feuerwerk beschließen die große Preisverleihung im Forum-Kino in Offenburg. Die SHORTS feiern 2024 ihr 25. Jubiläum. 
    26.03.2024
    25 Jahre SHORTS – 25 Jahre Bühne für künftige Filmemacher
    Vom kleinen Screening in 25 Jahren zum gewachsenen Filmfestival: Die SHORTS der Hochschule Offenburg feiern Jubiläum. Von 9. bis 12. April dreht sich im Forum-Kino Offenburg alles um die Werke junger Filmemacher. Am 13. April wird das Jubiläum im "Kesselhaus" gefeiert.
  • Das LIBERTY-Team startet am Mittwoch, 27. März, in die Afterwork-Party-Saison. 2024 finden die Veranstaltungen in Kooperation mit reiff medien statt. 
    22.03.2024
    Businessaustausch jetzt in Kooperation mit reiff medien
    Das Offenburger LIBERTY startet mit Power in die Eventsaison: Am Mittwoch, 27. März, steigt die erste XXL-Afterwork-Party mit einem neuen Kooperationspartner. Das LIBERTY lädt zusammen mit reiff medien zum zwanglosen Feierabend-Businessaustausch ein.