Lebensraum für Vögel, Insekten und Eidechsen

Ökologische Ausgleichsfläche in Elgersweier wurde begutachtet

Manfred Vetter
Lesezeit 4 Minuten
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24. August 2020

Landschaftsarchitektin Alexandra Stöhr, Lukas Hoffmann, Projektbetreuer des Regierungspräsidiums für die Deichsanierung und Thomas Berger, Leiter der Pflegekolonne, (von links) begutachten die ökologische Ausgleichsfläche. ©Manfred Vetter

Auf der ökologischen Ausgleichsfläche im Überflutungsbereich der Kinzig tummeln sich viele Eidechsen, Vögel und Insekten. Die Fläche muss gepflegt werden, wenn sie erhalten bleiben soll.

Der ökologischen Ausgleichsfläche im Überflutungsbereich der Kinzig geht es gut. Es haben sich Eidechsen und viele Insekten angesiedelt, verschiedene Vogelarten und sogar Feldhasen haben hier einen Lebensraum gefunden. Alexandra Stöhr, Landschaftsarchitektin und für die ökologische Baubegleitung des Projekts Dammsanierung verantwortlich, freut sich bei einer Begehung Anfang August, dass sich die Fläche so gut entwickelt hat. Jetzt ist das Gebiet als „Eidechsenfläche“ bekannt.

Die Geschichte der ökologischen Ausgleichsfläche begann 2014 mit der Sanierung des Kinzigdeichs von Elgersweier bis Berghaupten, aufgeteilt in vier Bauabschnitte. Der erste Bauabschnitt ging vom Großen Deich bis zur Kreisstraße Ortenberg-Elgersweier. Da solche Baumaßnahmen auch in die Natur eingreifen, sind Ausgleichsmaßnahmen durchzuführen. 

Verwilderte Baumschule

Im Überflutungsbereich stand eine Fläche zum Kauf zur Verfügung, auf der Ausgleichsmaßnahmen für das gesamte Projekt möglich waren. „Es war eine verwilderte Fläche. Darauf wuchsen Essigbäume, es fanden sich aber auch die Reste einer verwilderten Baumschule und eine alte, zerfallene Hütte“, erzählt Lukas Hoffmann, Projektbetreuer des Regierungspräsidiums für die Deichsanierung. „Die Fläche wurde gerodet, vor allem die Essigbäume mit ihren Wurzeln mussten sorgfältig entfernt werden.“ Stöhr ergänzt: „Die Idee dazu war uns  gekommen, als wir bei einer Begehung der Fläche etliche Eidechsen gesehen haben, die vor uns flüchteten.“ 

Später bot ein Landwirt seine Wiese in der Nachbarschaft zum Verkauf an. Er hatte viel Spaß, wenn er die Eidechsen beobachten durfte und verkaufte sie unter der Bedingung, etwas für die Tiere zu machen.

Für die kleinen Reptilien wurden eigens verschiedene Lebensräume geschaffen. Sie brauchen ein „Mosaik“ von Flächen mit niedrigem Grasbestand zum Jagen, hohes Gras und Büsche als Schutz und zum Ausruhen. Baumstämme dienen zum Sonnenbaden. In den Mieten aus Steinen, Rinde und Erde, Abfallprodukte der Bauarbeiten, können sie ihre Eier ablegen. Alte Baumstümpfe, die bei den Baumaßnahmen entfernt werden mussten, hat man wieder eingepflanzt.

Mit dem was da ist

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Die frisch gepflanzten Stümpfe werden bei trockenem Wetter gewässert. Einige sind angewachsen. Wichtig ist aber, dass die Eidechsen sich dort eingraben können. „Wir versuchen, mit dem Material, das wir vor Ort haben, wieder etwas Gutes zu schaffen“, sagt Stöhr. Bei einem Monitoring, erzählt sie, kam man auf etwa 500 Eidechsen auf der Fläche in allen Altersstufen.

Alte Baumstämme wurden aufrecht aufgestellt. Sie sind voller Insekten. Vögel suchen dort Nahrung, selbst Spechte kann man beobachten. Um Goldammern einen Lebensraum zu bieten, wurden Sträucher gepflanzt. Sie lebten vorher in einer Hecke am Langenbach. 

Zwei alte Streuobstwiesen wurden erhalten, eine neue gepflanzt. Diese wird noch so lange nach den Vorgaben des Landwirtschaftsamtes gepflegt, bis die Bäume lebensfähig sind. „Diese jahrelange Pflege ist nicht selbstverständlich, muss aber sein, damit die Bäume nicht vorzeitig vergreisen“, erklärt die Landschaftsarchitektin. Man findet hier auch Schwarzkehlchen, Garten- und Dorngrasmücken. Sie haben hier Habitate zum Brüten und Jagen. Auch für andere Tiere ist die Fläche ein wichtiger Rückzugsraum, etwa für Feldhasen. 

Es gibt die sehr seltene Schmetterlingsart „Nachtkerzenschwärmer“, die nach FHH-Richtlinie streng geschützt ist. Die Nachtkerze als Futterpflanze ist hier weit verbreitet. Stöhr ist begeistert: „Es freut mich, wenn man weiß, dass die Maßnahme Erfolg hat.“

Pflege ist notwendig

Um eine Fläche so zu erhalten, muss sie gepflegt werden. Thomas Berger ist Vorarbeiter der Pflegekolonne des Regierungspräsidiums, die für den Streckenabschnitt „Mittlere Kinzig“ zuständig ist. Die Fläche muss offen gehalten werden. Wegen der kleinteiligen Parzellierung ist viel Handarbeit notwendig. Mit der Motorsense wird das Gras gemäht: früh am Morgen und in Abschnitten. Morgens ist wichtig, weil dann die Eidechsen sich noch im Boden aufhalten.

Durch das abschnittsweise Bearbeiten wechseln gemähte Wiesenteile und Flächen mit hohem Gras ab, die Tiere haben weiter Unterschlupfe und sind nicht schutzlos ihren Fressfeinden ausgeliefert. 

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