"Offenburg Open" feiert Vernissage

Künstler Sebastian Wehrle (rechts), der bei Schokolade und Wein ausstellt, sorgte gestern bei der Vernissage von »Offenburg Open« für eine Überraschung. Er enthüllte ein neues Bild seiner Reihe »Schwarzwaldmaidli«. ©Ulrich Marx
Mit einem Bekenntnis zur deutsch-französischen Freundschaft und dem Bekenntnis zu Europa eröffneten Oberbürgermeisterin Edith Schreiner und Michael Schmidt, Bürgermeister in Straßburg, die erste Schaufensterausstellung »Offenburg Open« in der Innenstadt.
Ein bisschen marschieren musste man bei dieser ungewöhnlichen Vernissage: 20 Stationen besichtigte gestern eine Gruppe Interessierter im Rahmen der Eröffnung der ersten, großen Schaufenster-Ausstellung. Die ganze Innenstadt wurde bei »Offenburg Open« zur Galerie. Organisatorin Ute Dahmen, die den Impuls zur Ausstellung gegeben hatte, führte persönlich zu den einzelnen Geschäften, wo dann auch die Künstler etwas zu ihrem Werk sagten.
»Zwei Minuten, nein, zwei Sätze«, hatte Oberbürgermeisterin Edith Schreiner in ihrer Eröffnungsrede pro Künstler zum Amüsement ihrer Zuhörer angekündigt. Ilse Teipelke, die bei Doro Mode den Auftakt machte, hielt sich daran: Sie stellte die IT-Bag à la Teipelke und einen durchsichtigen Badeanzug vor; gestaltet aus buntem Plexiglas, passten sie sich harmonisch in den Rest der Deko ein.
Ebenfalls vollständig integriert wirken die schwarz-weißen Fahnen von Michel Cornu, die fast wie ein Vorhang wirkten. In der Kreuzkirchstraße sind zudem noch Fotografien von Francois Nussbaumer bei Engels und Völker sowie ein sommerfröhliches Gemälde in Himmelblau-Gelb von Werner Schmidt bei Feuer und Wärme zu sehen.
Einen besonderen Auftritt haben die Skulpturen von Armin Göhringer, der bei Mode Zinser ausstellen durfte. »Ich bin ein Grenzgänger«, sagte Göhringer und meinte damit, dass er an die Grenzen des Möglichen geht. Wie weit er damit gekommen ist, zeigen die filigranen Objekte aus Holz, bei denen er sich zum einen mit Linien beschäftigt, zum anderen damit, wie viel Material er mit der Kettensäge entnehmen kann, ohne dass das Gebilde einstürzt.
Einen weiteren Blick warfen die Vernissagegäste in das Schaufenster von Textil-Eck Herrbrich. Dort stellt Martin Sander aus. Er hat Personen an der Zauberflötenbrücke fotografiert und daraus Miniaturen gemacht. Einfach auf Holzplatte, ohne Hintergrund, nur mit einem Schatten stehen da nun nach Aussage des Künstler »Teenies, die cool wirken wollen und Männer mit modischen Entgleisungen«. Er legt Wert darauf, die Menschen »so wie sie sind ohne idealisierte Darstellung zu zeigen«.
Gegenstände im Wasser
Etwas warten mussten die Kunstinteressierten auf Altmeister Raymond Waydelich, der sich noch vor der Video-Installation seines Landmannes Robert Cahen aufgehalten hatte, der sich bei Iffland Hören in einer Videoinstallation mit »Fallengelassenem« im Schwimmbad und in Worten befasste. Dafür hatten die Besucher gleich etwas zu Lachen, denn Waydelich wollte »unbedingt ins Schaufenster der Versicherung BGV, »Badisch gut versichert«, wo er nun eine »Titanic« ausstellt.
Humor bewies auch der Offenburger Johannes Mundinger, der oft im öffentlichen Raum künstlerisch aktiv ist: Das Lied »Goldene Zitronen« – was könnte besser zum Feinkost- und Teegeschäft Raphaels passen – inspirierten ihn zu seinem Gemälde, das man hören oder dessen Text man lesen konnte. Auch Rainer Braxmaier machte es passgenau: Rote Schuhe zeigt er bei Schuh Schäfer – selbstverständlich als Paar. Auch Maren Ruben hat ihre Zeichnung auf Papier eigens für die Maße des Fensters bei Optik Bengel angefertigt.
Für eine Überraschung sorgte Sebastian Wehrle, der nicht nur seine Fotomodelle mit Schwarzwälder und Elsässer Tracht mitbrachte, sondern überdies ein neues Foto enthüllte. Es zeigt ein vietnamesisches Model in der Tracht seiner Großmutter.
FINISSAGE: Bis zum Samstag, 27. August, sind die Werke in den 20 Schaufenstern zu sehen. Die Finissage findet am 27. August im Rahmen eines »White Dinner« mit Livemusik ab 18 Uhr auf dem Rathausplatz statt. Die Teilnehmer werden gebeten, weiß gekleidet zu kommen und ein eigenes Picknick, also Essen und Trinken, sowie Geschirr mitzubringen.
Niederschwelliges Angebot
In ihrer Eröffnungsrede erklärte Oberbürgermeisterin Edith Schreiner, dass »Offenburg Open« ein in der Ferienzeit niederschwelliges kulturelles Angebot für die Daheimgebliebenen und die Touristen aus dem Elsass sei. Sie hofft, dass dadurch auch der ein oder andere sich angesprochen fühlt, später die Museen und Galerien in der Stadt zu besichtigen. Sie freute sich, dass 20 Künstler den Mut hatten, für einen Monat ihre Kunstwerke hierfür zu verleihen.
Der Straßburger Bürgermeister Michael Schmidt betonte vor allem, »dass uns die Kultur näher zum Nachbarn bringt«. Er appellierte, dass »wir weiter und enger zusammenstehen müssen«. Deutschland und Frankreich seien Eins und stünden für ein starkes Europa, sagte Schmidt unter dem Applaus der Gäste.
Sie stellen ihre Werke aus
Folgende 20 Künstler stellen bei »Offenburg Open« bis 27. August in folgenden Geschäften aus:
Ilse Teipelke, Doro Mode; Sebastian Wehrle, Schokolade & Wein; Germain
Roesz, Hörgeräte Friederichs; Gabi Streile, Andrea
Kuhn Schmuck; Robert
Cahen, Iffland Hören; Raymond Waydelich, BGV
Versicherungen; Johannes
Mundinger, Raphaels TeeWein-Feinkost; Marianne
Hopf, Buchhandlung Akzente; Martin Sander, Näharena by Textil-Eck Herrbrich;
Sylvie Villaume, Witt Weiden; Maren Ruben, Optik Bengel; Dan Steffan, Steffi’s Kindermoden; Armin Göhringer, Mode Zinser; Rainer Nepita, Buchhandlung Roth; Roger
Dale, Schwarzwald-Apotheke; Marc Felten, Sport
Grimm; Rainer Braxmaier,
Schuh Schäfer; Michel Cornu, Raumausstattung Bie- ser; François Nussbaumer, Engel & Völkers und Werner
Schmidt, Feuer und Wärme.