Offenburger "Alpenkräutler" feiern Josefstag - Frauenpower
Als Papst Pius IX. 1870 den heiligen Josef zum Patron der Kirche erklärte, gab es den Handwerkerstammtisch »Alpenkräutler« noch nicht. Kein Grund für die Offenburg Handwerker, den Namenstag ihres Schutzpatrons nicht zu einem ihrer Festtage zu erheben und am Dienstag entsprechend zu feiern.
Für die »Alpenkräutler« ist der Josefstag auch ein Anlass, zum Starkbier einzuladen. So trifft sich im Teelokal »Brünnele« eine illustre Gesellschaft, um dem Trunk zu huldigen und Reden von der Leiter zu hören.
In diesem Jahr war einiges anders, denn Starkbierpräsident Horst Dreier hatte neben einer Anordnung der Offenburger Hexenzunft auch Frauen eingeladen. Unter ihnen welche, die eine besondere Beziehung zu den »Alpenkräutlern« hätten, wie er erklärte.
Eigener Frauentisch
Da die »Alpenkräutler« mit Ehrenpräsident Berthold Maier auch einen Frauenbeauftragten ihr Eigen nennen, war dem weiblichen Geschlecht ein eigener Tisch reserviert, an dem sich Regina Geppert (Frauenbeauftragte der Stadt Offenburg) und Carolin Schoch (gleiche Funktion bei der Hexenzunft) mit Marlene Wieland (Zunftmeister der Krabbenaze) und weiteren weiblichen Zunftangehörigen trafen.
Unter ihnen war mit Silvia Boschert auch die Präsidentin des Ortenauer Narrenbundes, seit einigen Jahren als »Badenia« nicht nur gern gesehener Gast, sondern auch brillante Leiterstürmerin. Ein Ruf, dem sie auch diesmal gerecht wurde, denn ihre teils in Reimform vorgetragene Leiterrede strotzte nur so von Spitzen in alle Richtungen. Als Frau ließ sie auch die katholische Kirche nicht außen vor, als sie festgehalten haben wollte: »Bevor die Römer Frauen zu Weiheämtern zulassen, öffnet sich der bisher streng männlich geprägte und verwaltete Alpenkräutler-Stammtisch Frauen.« Beifall, der sich steigern sollte, als das närrische Urgestein eine Strophe der »Schwarzwaldmarie« für die »Alpenkräutler« umdichtete.
»Im Himmel kein Bier«
Zuvor hatte Max Lichtenauer als Bruder Barnabas die Entstehung des Starkbieres erklärt und bekräftigt, dass Flüssiges niemals das Fastengebot breche. Weshalb er riet: »Trinkt, so lang es schmeckt im Leben, im Himmel wird’s kein Bier mehr geben.«
Dem wollte Hexenmeister Sven Schaller noch eins draufsetzen und verkündete, dass die »Alpenkräutler« zu Offenburg gehören wie Grünes in der Bohnensuppe.« Und eine Erkenntnis gab die Oberhexe noch in die gesellige Runde. Nämlich die: »Unser Herrgott muss ein Alpenkräutler sein.«
So hochgelobt war es für den Gastgeber dieses Tages ein Leichtes, eine Saalrunde anzusagen und zum Singen der 93. Strophe der »Hymne an den Tee« aufzufordern, ehe Wurstsalat und Brägele aufgetragen und diesem Traditionsessen kräftig zugesprochen wurde.
Ein würdiger – mit dem Badnerlied endender – Josefstag 2019, der vieles brachte, was Generationen bisher versäumten – oder sich nicht trauten.