Offenburger Fasent-Urgestein Rudi Junker ist tot
Ein Offenburger Fasent-Urgestein, Muttersprochler und Hobbygärtner lebt nicht mehr. Rudi Junker, Ehrenmitglied der Althistorischen Narrenzunft, verstarb vergangene Woche im Alter von 90 Jahren.
Sein verschmitztes Lächeln war legendär und sein oft trockener Humor beispielhaft. Rudi Junker als Fasent-Urgestein zu bezeichnen, ist keinesfalls eine Übertreibung. Er war für viele Offenburger das Gesicht der Althistorischen Narrenzunft und damit auch für seine beliebte Bohneburger Fasent. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag vergangene Woche verstarb Junker im Alter von 90 Jahren im Kreise seiner Familie. Fast vor einem Jahr, am 4. November, feierte der Offenburger mit Familie, Freunden und Weggefährten noch seinen 90. Geburtstag.
Legende geworden
Als Fasnachter ist Junker längst zu Lebzeiten eine Legende geworden. „Mit 90 bin ich zwar nicht mehr so gut zu Fuß, aber ich habe meinen Rollator vor der Tür stehen, den ich meinen Rolls-Royce getauft habe“, äußerte der Verstorbene noch bei seinem letzten Geburtstags gegenüber dem Offenburger Tageblatt.
Der gebürtige Offenburger, der als Sohn von Zimmermeister Ludwig Junker und Ehefrau Alice in der Friedenstraße aufgewachsen ist, trat zunächst beruflich in die Fußstapfen seines Vaters und seines vier Jahre älteren Bruders Horst. Als die Lehre noch nicht ganz beendet war, sollte er noch kurz vor dem Kriegsende Soldat werden. Es kam aber nicht mehr so weit. Junker wurde am 12. April 1945 während des Artilleriebeschusses von Offenburg durch Granatsplitter verwundet und kam ins Lazarett.
Nach seiner Genesung beendete Junker zunächst seine Lehre und arbeitete dann im elterlichen Betrieb. Anfang der 50er-Jahre absolvierte Junker das Technikum in Karlsruhe und arbeitete als Bautechniker zunächst in mehreren Konstruktionsbüros, bevor er bei der Städtischen Wohnbau für die Grunstücksbetreuung verantwortlich wurde. Nach zehn Jahren wechselte Junker ins Bauamt der Stadt, in dem er mit viel Engagement bis zu seinem Ruhestand 1993 tätig war.
Im Privatleben kam bei Rudi Junker keine Langeweile auf. So kannten ihn viele ältere Offenburger als aktiven Musiker bei der Tanzband „Teddys“. Seit 1951, als er aktives Mitglied der Althistorischen wurde, war Junker aus der Offenburger Fasent nicht mehr wegzudenken. Ob als Trommler beim Fanfarenzug, Ranzengardist oder vertretungsweise mit der Veef als Andres – bereits in seinen Jugendjahren war Junker eine große Nummer in der Bohneburger Fasent. Auch bei der Redoute als „Abrosi“ war Junker unvergessen. Seine Auftritte mit seinem verstorbenen Fasentkumpel Willi Müller waren legendär und bleiben auch heute noch unvergessen.
Publikum begeistert
Viele Jahre war er als Bott aktiv und von 1966 bis 2001 Pfeddri der Zunft. Bis Anfang 2000 gab es kaum einen Kellerabend oder eine Redoute ohne einen Bühnenauftritt von ihm. Mit seinem urwüchsigen Humor verstand es Junker, das Publikum zu begeistern. Er war nicht nur Ehrenmitglied, sondern wurde auch zum Ehrennarrenrat ernannt. Dabei war ihm die alemannische Mundart stets wichtig. So zählt er zu den Gründungsmitgliedern der Muttersproch-Gesellschaft Offenburg.
Eine weitere Leidenschaft war bis ins hohe Alter hinein das Gärtnern, ganz egal ob direkt am Eigenheim oder in seinem beliebten Schrebergarten. So trat Junker 1968 der Gemeinschaft der Gartenfreunde bei und war lange im Vorstand aktiv. Dies alles wäre natürlich nicht ohne den Rückhalt seiner Ehefrau Inge, geborene Haas, möglich gewesen, die er am 2. Februar 1963 vor den Traualtar geführt hat. Drei Kinder, zwei Töchter und ein Sohn, gingen aus der Ehe hervor. Seine sieben Enkel waren Junker bis zuletzt eine große Freude.
Die Urnenbeisetzung von Rudi Junker findet am Mittwoch, 21. Oktober, um 11 Uhr auf dem Weingartenfriedhof statt.