Offenburger Freizeitbad: Razzia auf der Großbaustelle
Mit einem Großaufgebot schlug am Montagvormittag das Hauptzollamt Lörrach an der Großbaustelle fürs neue Offenburger Freizeitbad auf. Alle 58 Beschäftigten wurden von den 24 Zollbeamten auf Schwarzarbeit kontrolliert. »Reine Routine«, betonte Einsatzleiter Ulrich Serve.
Es war eine spektakuläre Aktion, aus Sicht des Zollamts aber nichts Ungewöhnliches: Mit zehn Fahrzeugen fuhren am Montagvormittag 24 Zollbeamte auf der Großbaustelle fürs neue Freizeitbad an der Stegermattstraße vor. Danach wurden alle 58 Bauarbeiter auf der Baustelle überprüft. Die Beamten der Dienststelle Offenburg des Hauptzollamts Lörrach nahmen unter Regie von Einsatzleiter Ulrich Serve von allen Beschäftigten die Personalien auf. Die Arbeiter kamen durch die Kontrolle in den Genuss eines leicht verlängerten Wochenendes, wenngleich die Zollbeamten um Schnelligkeit bemüht waren. »Wer fertig ist, kann gleich wieder an die Arbeit, wir wollen die Baustelle ja nicht lahmlegen«, sagte Serve.
Bauleiter Udo Kleiß von der Firma Dupré nahm die Kontrolle gelassen auf. »Vor 20 Jahren war das noch etwas Besonderes. Heute ist das nichts Außergewöhnliches mehr«, sagte Kleiß. Er habe absolutes Verständnis dafür. Auch TBO-Chef Alex Müller wurde gestern an seinem ersten Arbeitstag nach dem Sommerurlaub von der Kontrolle nicht aufgeschreckt: »Wir haben uns von den Firmen eine Zuverlässigkeitserklärung unterschreiben lassen. Soweit ich gehört habe, hat es keine Beanstandungen gegeben.«
Auswertung dauert
Eine solche Kontrolle errege viel Aufmerksamkeit, weil es aufgrund der Größe der Baustelle mehr Personal brauche, erläuterte Antje Bendel, Pressesprecherin des Hauptzollamts Lörrach. Letztendlich habe es sich gestern um eine Routinekontrolle gehandelt. Solche Überprüfungen fänden regelmäßig statt. Jedes Großobjekt werde vom Zollamt »verdachtsunabhängig« in Augenschein genommen. Die Auswertung kann Wochen bis Monate dauern. Anhand der erfassten Daten werde im Rahmen der Finanzkontrolle Schwarzarbeit überprüft, ob der Mindestlohn bezahlt wird, ob bei ausländischen Kräften Arbeitsgenehmigungen vorliegen und ob nicht schwarz gearbeitet wird, sich also Arbeitnehmer und Arbeitgeber am Fiskus vorbei bereichern. Wenn sich durch den Abgleich der Angaben mit den Daten der Rentenversicherungsträger Verdachtsmomente ergeben, werde weiter ermittelt, etwa beim Steuerberater der Firma oder durch nähere Einsicht in die Unterlagen des Unternehmens, führte Bendel weiter aus.
Das Einzugsgebiet des Hauptzollamts reicht von Lörrach bis Rheinau. Dienststellen zur Kontrolle der Schwarzarbeit befinden sich laut Bendel in Lörrach, Freiburg und Offenburg. Die Beamten des Hauptzollamts Lörrach haben 2014 bei Kontrollen über 9000 Personen von rund 1300 Arbeitgebern befragt. Daraus resultierten 1800 Strafverfahren mit insgesamt 0,4 Millionen Euro Geldstrafe und 624 Bußgeldverfahren mit 0,9 Millionen Euro Strafe. Durch die Kontrollen sei für den Steuerzahler ein Schaden in Höhe von 9,2 Millionen Euro abgewendet worden. »Eine stattliche Summe, die zeigt, dass unsere Arbeit Sinn macht«, betonte Bendel.
INFO: Das 36,6 Millionen Euro teure neue Offenburger Freizeitbad soll im Frühsommer 2017 eingeweiht werden.