Hexenfraß und Fasnachtsbeerdigung

Offenburger Hexen werfen Schwarzwürste und Wecken

Ines Schwendemann
Lesezeit 4 Minuten
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06. März 2019
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Die Offenburger Hexen warfen Würste und Wecken von den Balkonen und aus den Fenstern. ©Stephan Hund

Schwarzwürste und Wecken haben die Offenburger Hexen gestern aus den Fenstern und von den Balkonen geworfen, um mit dem Hexenfraß das Ende der Fasnachtszeit einzuläuten. Die Althistorischen beerdigten auf dem Fischmarkt ihr Fasnachtskind »Schirmherrschaftswechserle.«

Der Teil der Hauptstraße rund um den Neptunbrunnen ist mit mehreren hundert Menschen gefüllt, als sich die Offenburger Hexenzunft kurz vor 15 Uhr ihren Weg durch die Massen bahnt. Die Hexen werden von den Besuchern, von denen nur noch wenige verkleidet sind, erwartet. Trotz des leichten Nieselregens warten viele Menschen in  der Innenstadt auf das Spektakel, das die Hexen zum Ende des Fasnachtszeit vorbereitet haben. Hin und wieder stecken die Hexen den Kindern am Straßenrand Süßigkeiten zu – doch eigentlich wollen die Hexen zu den Balkonen und Fenstern oberhalb der Menschenmenge. 

Aus dem Lautsprecher dringt zünftige Fasnachtsmusik. Hexen-Sprecher Axel Micelli ruft die Zuschauer zum »Gizig«-Rufen auf. Nach kurzem Zögern folgt die Menge dem Aufruf Micellis: »Gizig, gizig, gizig isch die Hex', und wenn sie nid so gizig wär, dann gäb sie au was her!« Nach den ersten Versuchen, werden die fordernden Stimmen lauter. Dann geben die Hexen den Rufen nach und werfen von den vier Balkonen und aus den Fenstern mehrere Tausend Schwarzwürste und Wecken auf die Hauptstraße.

Die Kinder und Erwachsenen strecken ihre Finger nach den Gaben der Hexen aus. Der ein oder andere weicht den Geschossen von oben auch aus. Immer wieder stimmen die Zuschauer, befeuert von Micelli, in den »Gizig«-Ruf ein. Währendessen verteilen die Hansele der Hexenzunft Orangen an die Kinder. 

Ursprung im Jahr 1947

Rund zwanzig Minuten dauert der Hexenfraß. Er hat seinen Ursprung, wie Micelli erklärt, im Jahr 1947. »Nach dem zweiten Weltkrieg durfte sich die Hexenzunft zwar wieder gründen, aber die Hexen durften während der Besatzung nicht mit den Masken auf die Straßen«, sagte der Hexensprecher. Aus der Not wurde eine Tugend, und so hätte die Zunft die Anweisungen der Besatzer umgangen, indem sie Süßigkeiten wie Äpfel und Nüsse von den Balkonen und aus den Fenstern warf. 

Dichtes Gedränge

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Der Regen hat mittlerweile aufgehört. Die ersten Gäste zieht es zum Fischmarkt um die Ecke. Dort warten Hansele der Althistorischen Narrenzunft auf die Gäste, um die Fasentsbeerdigung zu begehen. Die Zuschauer drängen sich um die Abgrenzung, die den Schauplatz freihält. Angeführt vom Fanfarenzug bahnt sich die Althistorische Narrenzunft ihren Weg durch die Innenstadt. Die Menge am Fischmarkt ruft ihnen den Offenburger Narrenruf »Schelle Schelle Sechser, alli alti Hexe« zu. Dann knallt es laut: Die Ranzengarde nähert sich. Auch die Spättle mit ihren Rätschen sind nicht zu überhören. 

Die Prozession nähert sich dem Platz des Geschehens. Der Bott mit seiner großen Schelle und der Nachtwächter mit seinem Licht betreten den Fischmarkt. Die Gettel der Althistorischen Narrenzunft hält das am Schmutzigen Donnerstag getaufte Narrenkind in den Armen. 

Gewaltig gewachsen sei das Kind seither, doch am Morgen habe es nicht mehr gesund ausgesehen, erzählt die Gettel. Auch der Bott, Gerhard Karrle, sieht das »Schirmherrschaftswechserle« bereits im Sterben: »Heute morgen war es so bleich.« Unter Schluchzen verkündet der Pfeddri Michael Elble schließlich: »Das Kind ist hin.« 

Der närrische Standesbeamte Klaus Hansert zeigt sich erbost: »Sein Leben war von kurzer Dauer, als Amtsperson bin ich richtig sauer.« Unter lautem Wehklagen legen die Spättle der Althistorischen Narrenzunft schwarze Tücher an und betrauern ihr Fasentskind. Elble erklärt, das Kind habe seinem Namen alle Ehre gemacht: »Es hat gewechselt und gewechselt, bis es sich selbst verwechselt hat.« Es beginnt wieder leicht zu regnen.

Andreaskreuze und Tee

Um den Trauernden den Schmerz zu erleichtern, verschenken die Narren Andreaskreuze aus Hefeteig und heißen Tee mit Rum an die Zuschauer. Elble verkündet die Litanei und der Sprengmeister ruft zum letzten Salut für das Kind auf. Mit einem Trauermarsch des Fanfarenzugs und der traditionellen Geldbeutelwäsche im Brunnen auf dem Fischmarkt durch die Narrenräte endet die Beerdigung. Dann wird die Narrenfahne eingezogen und die Menge zerstreut sich. 

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