Offenburger Schulleiter zur Digitalisierung im Unterricht

Sogenannte »Whiteboards« werden auch jetzt schon im Unterricht, wie hier am Oken-Gymnasium, eingesetzt. Im Rahmen der Digitalisierungsoffensive sollen die Offenburger Schulen in Sachen digitale Medien weiter aufgerüstet werden. ©Peter Heck
Im Schul- und Sportausschuss wurde kurz vor den Sommerferien über die Digitalisierungsoffensive der Stadt diskutiert. Grund genug, bei den Offenburger Schulen nachzuhaken und zu fragen, was sie von digitalen Medien im Unterricht halten.
»Kinder leben in einer medialen Umwelt. Es ist nicht sinnvoll, diese Entwicklung aus der Schule auszuschließen«, sagt Mathias Wanjek, Rektor der Eichendorff-Gesamtschule, auf OT-Anfrage. Am 19. Juli hatte der Schul- und Sportausschuss der Digitalisierungsoffensive für Offenburger Schulen 2020 – und damit einer finanziellen Unterstützung der Schulen seitens der Stadt – zugestimmt (wir berichteten). Zuvor hatten einige Mitglieder Bedenken geäußert. »Gelernt wird analog mit allen Sinnen und im sozialen Kontext«, hatte etwa Stefan Böhm (Grüne) gesagt. Gerade im Grundschulbereich sollte man laut Karl-Heinz Eckerle (FDP) digitale Medien im Unterricht überdenken. Grund genug, sich bei Offenburger Schulen umzuhören.
»Ich finde es super, dass die Stadt uns unterstützt und sich als Schulstadt profiliert«, betont Stefan Joost, Schulleiter des Oken-Gymnasiums. Kinder seien sehr früh mit Medien in Kontakt. »Wir haben gemerkt, dass die Schüler da Hilfe brauchen«, so Joost und nennt als Beispiel die Wahrung des Persönlichkeitsrechts.
Andererseits brauchen laut Joost auch die Lehrer Unterstützung – sei es zum Beispiel durch Fortbildungen –, um mit Medien den Unterricht nachhaltig zu gestalten. Als dritten Schwerpunkt sieht Joost die Frage, wo Medien die Bildung der Kinder unterstützen. Gerade in dem Bereich sei noch Forschung nötig. Auch Wanjek betont: »Der Einsatz im schulischen Kontext ist immer dann sinnvoll, wenn er Lernen positiv beeinflusst und unterstützt. Lernen bezieht sich dabei nicht ausschließlich auf Inhalte, sondern auch neben sozialen und personalen auf mediale Kompetenzen.«
Ob mobile Medien auch in die Primärstufe gehören, da ist sich Joost nicht sicher. »Warum müssen Erst- und Zweitklässler schon eine PowerPoint erstellen können? Da fehlen mir noch ein bisschen der Mehrwert und die Beispiele.«
»Bereits vor 20 Jahren habe ich den guten alten Windows 95 PC in der Grundschule eingesetzt, aber nur als Ergänzung. Auch damals gab es schon einige wenige gute Lernprogramme, die sich wirklich auf das Lernen und nicht auf das Spielen am PC beschränkt haben. Letztlich konnten die Grundschüler – sogar ab Klasse eins und zwei – mit dem Medium Computer umgehen, wie man startet, eine Word-Datei öffnet und herunterfährt. Im Grunde ist das bis heute meine Meinung, dass wir die Digitalisierung im Unterricht der Grundschule auf solche Grundtechniken beschränken sollten«, sagt Trudpert Hurst, Rektor der Grundschule Elgersweier.
»Eine Überflutung mit Tablets halte ich nicht für sinnvoll, denn dieses Medium wird leider von vielen Grundschulkindern aufgrund der privaten häuslichen Erfahrung nur mit Spielen in Verbindung gebracht«, so Hurst. Medien für den Unterricht können laut Hurst zum Beispiel Lernprogramme oder Podcasts sein.
»Wir haben noch einen alten PC-Raum mit WinXP, aber er funktioniert. Hier lernen die Kinder an verschiedenen Plattformen wie Antolin oder Oriolus«, erklärt Hurst. Außerdem gebe es in den Klassenzimmern Beamer mit Win10 – »auf eigene Budgetkosten«. Für die Zukunft könne er sich auf den Fluren Lernstationen vorstellen. »Da ist aber leider der Brandschutz eine große Hürde.«
Das Oken-Gymnasium ist laut Joost, was die Digitalisierung angeht, relativ weit. Auch dort gebe es in den Räumen Bea-
mer, außerdem zum Beispiel Lan-Anschlüsse und Desktopkameras. »Da haben wir in den letzten Jahren viele Anstrengungen unternommen.« An verschiedenen Stellen setzten die Lehrer auch mobile Geräte ein, beispielsweise im Sport- oder Biologieunterricht, um unter anderem Filme über Tiere zu drehen.
»An der Eichendorff-Schule ist derzeit eine große Sanierungs- und Umbaumaßnahme für die nächsten Jahre geplant. In diesem Zusammenhang werden auch Ausstattungsgrundlagen geschaffen, die uns ermöglichen, zukünftig eine vernünftige mediale Bildung anzubieten. Derzeit sind wir diesbezüglich noch nicht so gut ausgestattet. Wir arbeiten lediglich mit drei Computerräumen an zwei Standorten«, beschreibt Wanjek. »Für die Medienentwicklung an unserer Schule ist es ausschlaggebend, dass ein vernünftiges Konzept mit allen am Schulleben Beteiligten erarbeitet wird. Das wird einer der großen Entwicklungsschwerpunkte des kommenden Schuljahres sein. »