Offenburger Stadtgeflüster
Zunächst ist es mal an der Zeit, mit einer Floskel aus dem Rathaus aufzuräumen: Im Zusammenhang mit dem neuen Freizeitbad heißt es neuerdings immer, dass dieses »bis zu« 36,6 Millionen Euro kosten wird. Das rührt daher, dass die Ausgaben für das Prestigeprojekt auf 36,6 Millionen Euro gedeckelt sind. Es darf also auf keinen Fall mehr kosten, gerne sogar etwas weniger. Wie wir aber alle wissen, haben Kostenunterschreitungen bei der öffentlichen Hand höchsten Seltenheitswert. Deshalb werden wir bei der Nennung der Kosten in weiser Vorahnung auf den Rathaussprech »bis zu« verzichten, lassen uns aber bei der Einweihung im Juni 2017 gerne eines Besseren belehren! Allerdings glauben wir nicht an Wunder...
Mal etwas »herumspinnen« gehört zum Handwerk eines Marketingmenschen. Und so sinnierte auch Stadtmarketingchef Stefan Schürlein diese Woche bei der Vorstellung der Veranstaltungen und Feste 2015 über seine Ideen für Offenburg. Ein Schwarzwälder Kirschtorten- und Schinkenmuseum – das wäre doch eine Attraktion, die Offenburg gigantischen Zulauf bescheren würde, befand Schürlein. Wir sind für die Idee Feuer und Flamme und wähnen uns im Geiste schon beim Kosten von regionalen Leckereien und beim Werkeln in der Probierwerkstatt. Künstler Stefan Strumbel könnte bei der Gestaltung mitwirken und das Museum mit Schwarzwaldmotiven zu einem echten Highlight machen...
Unsanft werden wir aus unseren Träumen gerissen: Für die Kulturmetropole Offenburg ist ein derartiges Ansinnen, Sie ahnen es, selbstredend viel zu profan.
Die Mittelbadische Presse genießt zu Recht Weltruhm. Diese Woche gab es hierfür mal wieder einen echten Beweis: Eine fälschlicherweise an die Mittelbayrische Presse adressierte Einladung fand wie selbstverständlich den Weg in die Lokalredaktion. Na Servus! Nichts gegen die Bayern, aber bei der Gelegenheit stellten wir fest, dass wir uns als Mittelbadische Presse doch deutlich wohler in unserer Haut fühlen.
Bald werden wir uns vermutlich sogar zu wohl fühlen, denn die tollen Tage rücken näher. Damit in Offenburg etwas läuft, drehen die Hexenzunft und die Althistorischen ein riesen Rad. Wieso eigentlich der Aufwand? Geht doch per Facebook viel einfacher. Dort entdeckten wir folgenden Aufruf: »Würde gerne für die nächste Kampagne eine Narrenzunft gründen, und zwar die Offenburger Ölbergdämonen – wer Lust und Interesse hat, in der Zunft mitzumachen, bitte melden!« Wenn das mal nicht eine eine Massenbewegung wird... Narri, Narro!
Leiden wir jetzt schon unter Wahnvorstellungen? Mit rauer, fast maskuliner Stimme trägt OB Edith Schreiner ihre Neujahrsansprache vor, ihr Schwäbisch ist wie ausradiert, sie artikuliert sich stattdessen mit einem scharfen hanseatischen »Sp« – und Versprecher und Verhaspler sind in dem Vortrag absolute Fehlanzeige. Wir sind verblüfft! Des Rätsels Lösung: Schreiners Neujahrsrede ist in voller Länge auf der Internetseite der Stadt Offenburg zu finden, und mit einer besonderen Funktion kann man sich die Rede auch vorlesen lassen. Netter Gimmick!
Eine Anregung hätten wir allerdings noch: Wenn man die hanseatische Stimme gegen jene austauschen würde, die wir aus unseren Navi-Systemen in den Autos kennen, würden wir noch viel lieber zuhören...
Momentaufnahme: Donnerstagabend, 21.45 Uhr, ich laufe durch die Steinstraße, eine Stimmung wie 12 Uhr mittags vor dem Duell, der Wind pfeift, keine Menschenseele weit und breit. Plötzlich erscheint ein älterer Herr und lächelt mir zu. Es ist zwar nur die Andres-Statue, aber trotzdem: Gott sei Dank ist da jemand!
Das zeigt: In Offenburg werden bisweilen in den Abendstunden ganz schön die Bordsteine hochgeklappt. Das ist teilweise fast erschreckend. Umso mehr kann man sich darüber freuen, dass Erfolgsgastronom Willi Schöllmann mit seinem »Haus Zauberflöte« am Lindenplatz einen absoluten Hotspot kreiert hat. Seit einem Jahr werkelt Schöllmann an dem Projekt, am Dienstag ist Eröffnung. Das stylische Haus mit Hotel, Café, Bar und Restaurant könnte genauso gut in Hamburg oder Berlin stehen. Spektakulär sind die in Zusammenarbeit mit Künstlern entstandenen Hotelzimmer. Jedes ist ein kleines Kunstwerk für sich. Man fühlt sich fast wie in einem Design-Museum. Jeder Offenburger sollte es sich zum Ziel setzen, in den nächsten Jahren in jedem der acht Zimmer einmal zu übernachten.
Kompliment!
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