Offenburg

Offenburger Stadtgeflüster

Christian Wagner
Lesezeit 4 Minuten
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10. Juni 2017

(Bild 1/3) Offline isch over: Wolfgang Schäuble. ©Ulrich Marx

Das Drama um die Mieter in der Eckenerstraße ist einfach nur erbärmlich. Der Vermieter spielt sich dreist als Wohltäter auf, in Wahrheit hat er die Bewohner nur abgezockt.

Die regionalen Firmen, die die Arbeitsmigranten zu gerne als Billiglohnkräfte einsetzen, gucken weg, solange die Kasse stimmt. Und auch aus dem Gemeinderat ist bis auf Grünen-Stadtrat Stefan Böhm kein Pieps zu hören. Mit Arbeitsmigranten aus dem Osten lässt sich halt politisch kein Kapital schlagen. Die Behörden haben die grenzwertigen Zustände in dem ehemaligen Kasernengebäude viel zu lange geduldet, was jetzt zu Lasten der Bewohner eine geordnete Räumung erschwert. Egal, wo die Mieter letztlich am Ende unterkommen: Diese unwürdige Geschichte in der Sozialstadt ist schon jetzt ein Trauerspiel.

Ausgaben mit Ausgaben zu vergleichen ist in der Politik meist gefährlich, aber mit ihrem Beitrag zur Klinikum-Debatte hat CDU-Stadträtin Elisabeth Abele den Nagel auf den Kopf getroffen. Sie hat die zu erwartenden jährlichen Verluste der Kreiskliniken (20 Millionen Euro) und des Freizeitbads (1,4 Millionen Euro) pro Kopf umgerechnet. Bei 420 000 Ortenauern beträgt der Verlust pro Bürger für die Kliniken 1,98 Euro im Monat, bei 60 000 Offenburgern liegt das Freizeitbad-Defizit bei 1,94 Euro pro Monat. Die Gesundheit müsste uns also nur vier Cent pro Monat mehr wert sein als der Badespaß. Es ist eben alles eine Frage der Wertigkeiten – was bei der weiteren Standortdebatte zu beachten wäre.

Storchenvater Kurt Schley hat zurzeit den Storchenblues. Seit 20 Jahren ist er unermüdlich und mit hohem Zeitaufwand für Meister Adebar im Einsatz und hat nicht zuletzt auch die Ansiedlung der Störche in Offenburg ermöglicht, die vielen Freude bereitet. Dafür kann man ihn eigentlich nicht genug loben. Stattdessen muss er sich gegen geharnischte Kritik wehren. Landes­storchenbeauftragte Ute Reinhard rügte ihn scharf für den Einsatz seiner Drohne, mit der er gelegentlich in die Nester schaut. Und das Regierungspräsidium schickte per E-Mail gleich ein Drohnen-Verbot hinterher. Der Storchenvater ist darüber frappiert. Er sei der Letzte, der irgendetwas mache, was die Tiere gefährde, versteht Schley die Welt nicht mehr. Er gehe mit der Drohne sensibel um und setze sie in ausreichend Entfernung ein, um bei Bedarf zu schauen, ob es im Nest Probleme gibt.
Von OB Edith Schreiner erhielt Schley ebenfalls statt eines angebrachten Dankesschreibens einen gepfefferten Brief, weil sich eine Anwohnerin am Oststadtnest über verunreinigte Dachrinnen beschwerte. Die OB fordert Abhilfe vom Storchenmädchen für alles, und Schley fragt sich zu Recht: »Man könnte ja auch einfach mal die TBO vorbeischicken.« Schließlich sind die Störche auch Werbe- und Sympathieträger für die Stadt Offenburg. 
Die Konsequenz von so viel »netter« Post: Schley überlegt ernsthaft, den Bettel hinzuschmeißen. Das wäre sehr schade. Hoffen wir, dass er es sich anders überlegt!

Offline isch over: Auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble aus Offenburg hat sich eine Fanseite auf Facebook zugelegt. Allerdings wird diese vom Schäuble-Team betreut. Das erleichtert uns jetzt doch etwas: Den auf einem Smartphone herumtippenden und ständig Nachrichten an seine Wähler postenden Schäuble hätten wir uns ehrlich gesagt nur schwerlich bis ungern vorstellen können.

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Die Stadt will in einer Umfrage wissen, wie die Bürger den Begriff »Schlüsselbus« finden. Hier unsere Antwort: Den verkopften Namen mit seiner umständlichen Botschaft – »Schlüsselbus, weil man mit dem Schlüssel das Offenburger Stadttor aufschließt, aha!« – konnten wir noch nie leiden. Also we g mit dem »Schlüsselbus« und her mit dem neuen Namen »Offenburg-Bus«. Und wehe, es schlägt jemand »Offenbus« vor! Das wäre noch grausamer als »Schlüsselbus«...

Sieh an: Der von der Stadt verschmähte und als staubig empfundene Slogan »Offenburg – das Tor zum Schwarzwald« fiel in der Pressekonferenz zur »Paul Pietsch Classic« gleich mehrmals. Weil nämlich Offenburg als Tor zum Schwarzwald aus Sicht der Veranstalter der Oldtimerrallye so genial gelegen ist, sind die Automobilisten hier Stammgast. Vielleicht sollte man bei der Stadt den Erfolgsslogan wieder aktivieren?

Zum Schluss geht es noch um eine Fata Morgana. Die erlebt ein Ortenauer jedes Mal, wenn er Offenburg besucht. »Auf der Tafel am Messekreisel werden 70 freie Parkplätze im City-Parkhaus angezeigt, und wenn ich dann dort bin, ist alles belegt«, ärgert sich der auswärtige Besucher. Nun gibt es mehrere Möglichkeiten: Die Technik spinnt, der Ansturm ist so groß, dass sich in der kurzen Zeit das Parkhaus gefüllt hat, oder der Ortenauer ist der bereits erwähnten Fata Morgana unterlegen. 
Wir wünschen Ihnen jedenfalls immer eine freie Fahrt in Offenburg und reichlich Parkplätze sowieso!

☛Wenn Sie uns was flüs­tern wollen: 
0781/504-3531 oder 
lokales.offenburg@reiff.de

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