Paar aus Durbach erfüllt sich Traum vom ökologischen Weingut
Kellermeister Alexander Spinner-Glanzmann und Gabriele Glanzmann haben in Durbach ein ökologisches Weingut gegründet und einen Rebhof aus dem 18. Jahrhundert zum Leben erweckt.
Wer gründet schon, wenn er sich bereits in den 50ern befindet und einen sicheren Job hat, ein eigenes Weingut? Der gleich mehrfach mit dem DLG-Bundesehrenpreis ausgezeichnete Kellermeister Alexander Spinner-Glanzmann hat jedenfalls den Schritt in die Selbständigkeit gewagt und dies in einem Alter, in dem andere Kollegen bereits die Jahre bis zum Rentenbeginn anfangen abzuhaken. „Ein Grund für diesen Schritt war, dass ich schon immer ganz natürliche Weine nach meinem eigenen persönlichen Gusto ausbauen wollte, allerdings als angestellter Kellermeister nur wenig Gelegenheit dazu bekam“, erklärt Spinner-Glanzmann. „Ein weiterer Grund war, dass wir den vor ein paar Jahren durch einen Todesfall freigewordene Hof, der seit dem 18. Jahrhundert durch meine Familie bewirtschaftet wurde, dafür nutzen können“, verrät Ehefrau Gabriele Glanzmann. Mit viel Liebe haben die Beiden den einstigen Winzer- und Obsthof im Durbacher Ortsteil Stöcken zu ihrem kleinen Weingut umgebaut.
Es liegt in der Familie
Wo einst Wohn- und Esszimmer sich befanden, ist jetzt ein ansprechender und gemütlicher Verkostungsraum eingerichtet und im ehemaligen Viehstall befinden sich Edelstahlfässer, einige Barriquefässer, Filtrieranlagen und sonstige Gerätschaften, eben alles, was man für ein heutiges Weingut so braucht. „Ja, wir mussten viel Geld in die Hand nehmen, um diesen Traum verwirklichen zu können“, so der diplomierte Weinbauingenieur weiter. Spinner-Glanzmann ist als Durbacher mit dem Wein und dem Weinbau aufgewachsen. Bereits sein Opa war über Jahrzehnte hinweg als Kellermeister im Weingut Graf Wolf Metternich aktiv, seine Familie bewirtschaftete darüber hinaus einige Reblose für die Durbacher Winzergenossenschaft.
Für den Kellermeister stand deshalb schon in der Jugend fest, Winzer zu werden. Seine Lehre absolvierte Glanzmann im Weingut Graf Wolf Metternich bevor er in Gaisenheim sein Weinbau-Diplom in Angriff nahm. Daneben arbeitete Glanzmann im Staatsweingut Asmanshausen. Nach dem Studium war er über 20 Jahre als Kellermeister im Weingut Schloss Neuweier beschäftigt bevor er für eine kurze Zeit als Weinbauberater für den Landkreis Rastatt aktiv war. Danach wechselte der Durbacher als Qualitätsmanager zum Weingut Siegbert Bimmerle nach Renchen-Erlach bevor er über fünf Jahre wieder als Kellermeister für die WG Hex von Dasenstein sowie für den dazu gehörenden Weinbaubetrieb Villa Heinburg tätig war. Allein für die Hex von Dasenstein brachte Kellermeister Spinner-Glanzmann drei Bundesehrenpreise in Folge und zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen in die Ortenau.
Im August vergangenen Jahres trennte sich Spinner-Glanzmann von der Hex von Dasenstein und widmet sich seither ganz seinem eigenen Weingut. „Für ein ökologisches Weingut braucht es aber mehr Zeit. Wir sind schon länger dran um den Jahrgang 2019 auf den Weg zu bringen.“ Auf mehr als 1,5 Hektar eigenem Rebberg wachsen die Reben für seinen ersten Jahrgang. Sein junges Weingut hat Spinner-Glanzmann bereits mit dem Öko-Siegel zertifizieren lassen. Alle Sorten werden im Betreib biologisch angebaut und auch die Destillate haben das Bio-Siegel auf dem Etikett. Damit ist „Wein und Hof Glanzmann“ das einzige Bio-Weingut zwischen Baden-Baden und Lahr im Herzen der Ortenau.
Acht Weinsorten
Wer dachte, zur Premiere hat Spinner-Glanzmann nur wenige Sorten im Sortiment, der irrt sich. Der Winzer setzt gleich zu Anfang auf Vielfalt, die Geschmäcker sind ja eben auch verschieden. Acht Weinsorten vom Weißburgunder über Scheurebe und Riesling bis hin zu Souvignier gris sind im Angebot. „Es fehlen nur die Rotweine und der Winzersekt, die ruhen noch in ihren Fässern“, erzählt der Winzer.
Holpriger Start wegen des Coronavirus
Eigentlich wollten Alexander Glanzmann-Spinner und Gabriele Spinner bereits im April mit ihrem jungen Weingut so richtig loslegen. Allerdings kamen die Auswirkungen der Corona-Krise in die Quere. „Wir hatten alle Weißweine schon abgefüllt und etikettiert und wir wollten uns beim Blütenfest in Ebersweier am 19. April zum ersten Mal zeigen. Aber daraus ist nichts geworden“, bemerkt Gabriele Glanzmann, die als diplomierte Psychoterapeutin und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin in Offenburg weiterhin ihre Praxis betreibt. Auch ein Hoffest zur Eröffnung wurde Opfer der Einschränkungen. „Vieles, was zum Start geplant war, wie die Teilnahme am Durbacher Weinfest oder ein Mittsommernachtsfest auf unserem Gut wird dieses Jahr nicht gehen“, erklärt der Winzer. „Aber wenn die Beschränkungen aufgehoben werden, machen wir regelmäßige Veranstaltungen wie Sagenwanderungen, Hoffeste und gemütliche Hocks.“ Ihren Weinverkauf haben sie jedenfalls schon geöffnet.