Peter-Michael Kuhn sprach über Besuch in Israel und Palästina
Die Situation zwischen Israel und Palästina scheint wirklich aussichtslos. Der ehemalige Lehrer des Okengymnasiums, Peter-Michael Kuhn, berichtete im Katholischen Zentrum Sankt Fidelis von seiner Reise nach Israel und Palästina mit dem Forum Friedensethik (FFE). Die Besucher waren betroffen.
»Kommt und seht«, dieser Satz aus dem »Kairos Dokument«, das eine ökumenische Gruppe christlicher Palästinenserinnen und Palästinenser 2009 verabschiedet hat, und das die Solidarität der Christen einfordert, war für Peter-Michael Kuhn Motivation zur Reise in diesem Frühjahr. Beim Kommen und Sehen sollte es nicht bleiben, der ehemalige Lehrer für Religion und Französisch am Offenburger Okengymnasium und Vorstandsmitglied der Friedensinitiative Pax Christi fühlte sich auch aufgerufen, Verantwortung zu übernehmen. Er führte Gespräche mit Betroffenen des Konflikts auf beiden Seiten, auch mit Nichtregierungs-organisationen und ging der Frage nach, wie Deutsche und Christen auf die gravierenden Menschen- und Völkerrechtsverletzungen in diesem Konflikt reagieren können.
Historischer Rückblick
Der Staatsgründung Israels sei die zionistische Bewegung, gegründet von Theodor Herzl mit seinem Buch »Der Judenstaat« (1896) vorausgegangen, erklärte Kuhn im historischen Rückblick. Nach dem UN-Teilungsplan von 1947 wurde der Staat Israel 1948 gegründet, um den Juden eine Heimstatt zu geben. Der Konflikt mit der dort lebenden arabischen Bevölkerung war vorprogrammiert und sollte politisch auf fatal einfache Weise gelöst werden, wie ein Zitat Herzls aufzeigt: »Die arme Bevölkerung trachten wir unbemerkt über die Grenze zu schaffen.« Welches Menschenbild stecke hinter so einer Aussage, fragte Kuhn.
Die Reise führte die Gruppe unter anderem nach Betlehem, wo die Teilung zwischen Israel und Palästina besonders eindrücklich wird. Die acht Meter hohe Mauer mit entsprechenden Wehrtürmen zerteilt Palästina, zerschneidet die Stadt Betlehem, die landwirtschaftlichen Flächen, engt die Bewohner ein und bietet keine Expansionsmöglichkeiten. Kontrollen und lange Wartezeiten an den Checkpoints gehören zum Alltag. Auch die Siedlungspolitik, die von der israelischen Regierung und von Ministerpräsident Netanjahu gefördert wird, verletze Völkerrecht, was laut Kuhn Israel jedoch nicht kümmert. Sie besteht darin, dass israelische Siedler sich auf palästinensischem Gebiet, auch Privatland, niederlassen und es in Besitz nehmen. Es gebe jetzt sogar ein Gesetz, das dieses Unrecht als Recht erklärt.
Häuser niedergerissen
Anschaulich zeigte der Referent im Videofilm, wie palästinensische Häuser, bewacht von israelischen Soldaten, vor den Augen der Bewohner mit Bulldozern niedergerissen wurden, um Platz zu schaffen für die Ausweitung der jüdischen Siedlung. Ebenso berichtete er von einer palästinensischen Friedensaktivistin, auf deren Land für den Bau der Sperrmauer der Olivenhain zerstört wurde. Ihrer Klage auf Entschädigung vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag sei stattgegeben worden, Israel habe das Urteil aber nicht zur Kenntnis genommen.
Sehr betroffen waren sowohl die Reisegruppe, als auch die Besucher der Veranstaltung von diesen »erschütternden Bildern«, die sich fortsetzten mit Fotos einer Geisterstraße im Altstadtbereich der palästinensischen Stadt Hebron. »Wo früher geschäftiges Treiben herrschte, waren die Türen jetzt zugeschweißt, niemand war auf der Straße«, erinnerte sich Kuhn. Auf einem Foto war deutlich die an eine Tür gesprayte Parole »Vergast die Araber« sichtbar.
Gibt es eine Lösung?
Im Vortrag und der anschließenden Diskussion wurde dem Titel der Veranstaltung: »(K)eine Chance für den Frieden?« nachgegangen. Was als Lösung immer wieder angesprochen wird, sei die Zwei-Staaten-Lösung, die jedoch ein Lügengespinst sei, von dem man endlich Abstand nehmen müsse. Eher realistisch sei eine Ein-Staaten-Lösung, die in mehreren Modellen von verschiedenen Seiten angedacht würde. Christen seien aufgefordert auf der Seite der Schwachen und Entrechteten zu stehen. Und obschon die Situation aussichtslos erscheine: »Hoffnung ist das, was wir angesichts der Perspektivelosigkeit tun« (Mitri Raheb, evangelischer Pfarrer in Betlehem).
Wer gegen die Israelische Politik die Stimme erhebe, gelte schnell als Antisemit, wie Kuhn anhand eines Videos belegte. Dennoch ruft die Friedensbewegung Pax Christi in ihrer Aktion »Besatzung schmeckt bitter« dazu auf, keine Produkte aus besetzten Gebieten zu kaufen. Politisch solle man sich dafür einsetzen, die deutsche Regierung und damit auch die EU aufzufordern, keine Waffen in den Nahen Osten zu liefern und konsequent auf die Einhaltung des Völkerrechts zu achten.
Veranstaltungshinweis: Studientag Forum Friedensethik (FFE) »Deutschlands Beitrag zu einem gerechten Frieden in Israel/Palästina?«, Samstag 24. November, 10.30 bis 17.30 Uhr, Albert-Schweizer-Saal an der Christuskirche, Reinhold-Frank-Straße 48a, Karlsruhe.