Rathaus-Neubau in Zell mit Gesprächsbedarf

(Bild 1/2) Zells Stadtbaumeister Tobias Hoffmann zeigt Muster der Ziegel und der Fassadenelemente fürs neue Rathaus. ©Dietmar Ruh
Bis der Erweiterungsbau des Rathauses Zell bezugsfertig sein wird, dürften noch zahlreiche Einzelentscheidungen anstehen. Die Altstadtsatzung spielt dabei eine gewichtige Rolle.
Ein Neubau ist am Ende die Summe zahlreicher Einzelentscheidungen. Das weiß jeder Häuslebauer und das wissen seit Montag auch die Besucher der Gemeinderatssitzung in Zell, als es um die Außengestaltung und das Materialkonzept des neuen Erweiterungsbaus des Rathauses ging. Und noch eines wurde in der Sitzung überdeutlich: Das Landesamt für Denkmalpflege sitzt bei jeder Entscheidung mit im Boot. Grundlage dafür ist die 40 Jahre Altstadtsatzung, die sich die Stadt selbst gegeben hat.
Um es abzukürzen: Definitiv entschieden wurden am Montagabend nur zwei Bereiche. Das neue Rathaus bekommt Biberschwanzziegel in Naturrot. Unbehandelte Ziegel. Die vom Bauausschuss favorisierte Variante so genannter „Engobierter Ziegel“, also Ziegel, deren Oberfläche eine Schutzlegierung aufweisen, lehnte das Denkmalamt ab. Fest steht ebenfalls, dass die Fenster im Erweiterungsbau einen Holz-Alu-Rahmen bekommen werden. Dass sie zweiflüglig mit einer Mittelkonsole sein werden, ergab erst eine Abstimmung im Gremium.
Über den Farbton der Fassadenelemente traf der Gemeinderat am Montag noch keine endgültige Entscheidung, favorisiert wurde für die rund 1,25 mal 3,10 Meter großen Platten allerdings die Variante „ferro I burgundy“, ein etwas dunklerer Rot-Ton. Endgültig entscheiden möchte das Gremum, wenn die Lieferfirma eine größere Fläche am Neubau zur Begutachtung anbringt.
Sonnenschutz
Größere Diskussionen gab es um den Sonnenschutz für die späteren Verwaltungsräume. Auch hier dürften noch intensive Gespräche mit dem Denkmalamt anstehen, das zur Hauptstraße hin Sonnenschutz ablehnt, da es den von der Altstadtsatzung gewünschten Gesamteindruck stören würde. Bei diesem Thema gab sich Architekt Jürgen Strolz allerdings kämpferisch. Schließlich müsse auch der Schutz der Arbeitsräume gewährleistet sein. Und, wenn die Sonne nicht scheint, würden die favorisierten senkrechten Textilmarkisen komplett im Rahmen verschwinden. Man einigte sich darauf, alles für den Einbau von Markisen vorzubereiten.
Der Vorschlag für die Verschattung des großen Glaskomplexes zur Alten Kanzlei hin kam übrigens vom Denkmalamt selbst. Allerdings sorgten sich die Denkmalhüter nicht um überhitzte Räume, sondern um die Außenansicht. Viel Glas passe nicht in die Zeller Altstadt, und um diesen Eindruck abzumildern, sollten große, hölzerne Schiebe-Lamellen angebracht werden.
Martin Teufel (Grüne Liste) wunderte sich, dass nach vier Monaten Bauzeit noch nicht alles mit dem Denkmalamt geklärt sei. Er wolle keine weiteren Überraschungen erleben. Architekt Jürgen Strolz war da nicht so optimistisch: „Es wird noch viele Gespräche geben, es wird besonders auch beim historischen Rathaus um jeden Stein gehen“.
Auch die Altstadtsatzung Zells war ein Thema. Einige Gemeinderäte wiesen darauf hin, dass hier im Laufe der Jahre viele Ausnahmen entstanden sind. Sybille Nock warnte aber davor, fürs Rathaus eine Befreiung von den Richtlinien zu beschließen, was der Gemeinderat theoretisch tun könnte. Bürgermeister Günter Pfundstein wollte die Stadt ebenfalls nicht bevorzugen, wies aber darauf hin, dass man 2020 eh beschlossen habe, diese Satzung aus dem Jahr 1980 zu überarbeiten. Dies brauche aber seine Zeit.