Ratlose Mienen im Offenburger Rathaus beim Pflanzenraten
Nicht der Teufel, sondern die Narren waren am Schmutzigen Donnerstag im Historischen Rathaus in Offenburg los. Während sich die Althistorischen der Landesgartenschau widmeten, beschäftigten die Hexen die „Friday for Future“-Demonstrationen.
Mit Rätschen, Kanonenschlägen und Trommeln zog am Schmutzigen die Althistorische Narrenzunft ins Rathaus ein, um ihr Fasentkind offiziell beurkunden zu lassen. Nicht weniger lautstark folgte die Hexenzunft ihren Offenburger Narrenkollegen rund eine Stunde später, musikalisch angekündigt durch die Guggenmusik „Nodepuuper“ Offenburg.
Wieder im bewährten Landesgartenschau-Kinzig-Kostüm begrüßte OB Marco Steffens die Schar im Sitzungssaal des Rathauses. Klaus Hansert, Standesbeamter auf Lebenszeit, waltete seines Amtes. Der am Morgen getaufte Krampen der Althistorischen wurde offiziell als „Landesgartenschaubewerberle“ eingetragen. Es folgten der Bohneburger Narrenruf: „Schelle, schelle, Sechser“ und ein Geburtstagsständchen für den Dirigenten des Fanfarenzugs, Philipp Hansert, der seinen 40. Geburtstag feierte.
Das zweite Mal
Auch OB Steffens hatte sich auf den formellen Akt am Schmutzigen vorbereitet und schritt zum Pult. „Für mich ist’s ja schon das zweite Mal“, gab sich Steffens selbstsicher. Erholsam sei für ihn, dass er nun von den trockenen Themen LGS, Rée-Carée und den Baustellen abgelenkt werde. Am Mittwoch sei zwar schon wieder Schluss, bis dahin werde er die Zeit jedoch genießen, in der ihn die Narren vertreten.
Für die Narren hielt der Rathauschef ein kleines Geschenk bereit: eine symbolische Bombe. „Damit die Ranzengarde wieder richtig knallen kann“, erklärte Steffens und erhielt Zustimmung von der Garde. Dann mussten sich Steffens und Baubürgermeister Oliver Martini beweisen. Die Narren hatten einen Pflanzen-Fühl- beziehungsweise Riech-Test vorbereitet. Eher ratlos wirkten die beiden Frontmänner der LGS bei dieser Aufgabe. Steffens zog kurzerhand das Grünzeug aus dem Karton, statt es zu erfühlen. Beim zweiten Versuch erklärte er: „Ich fühle etwas Grünes, mit Blättern und Stängel.“ Von Dornen hatten die Narren glücklicherweise abgesehen, so wagte sich auch Finanzbürgermeister Hans-Peter Kopp in den Ratssaal.
Mit schrillen Tönen kündigten sich eine Stunde später die Hexen an. Fast andächtig lauschten die Narren der Hexenzunft der Rede des Oberbürgermeisters. Peinlich: Auf dem Pult stand noch der Wimpel der Althistorischen. Kurzerhand platzierte Hexenmeister Sven Haller eine Hexe neben dem OB.
Geschreddertes Papier
Da die Narren im vergangenen Jahr das Papier vergessen hatten, das Steffens ihnen an der Fasentsverbrennung gegeben hatte, schenkte er es ihnen geschreddert im neuen Gemüsenetz, das es jetzt auf dem Markt gibt. „Das ist dann auch CO2-neutral“, scherzte der OB.
Passend zum Geschenk präsentierte die Hexenzunft schließlich ihr Narrenkind, das „Freitagsdemonstriererli“. In der Stadt gebe es keinen, der die Schlagzeilen noch nicht vernommen habe, erklärte Schaller. Auch die Zunft habe sich zum Klimawandel Gedanken gemacht, angesichts der großen Schüler-Umzüge an den Freitagen. Die Rede des Hexenmeisters blieb kurz, denn er wolle sich noch von den LGS-Baywatch-Mädels aus dem OB-Büro retten lassen, scherzte er.
Zum Abschluss bekam Steffens noch einen Schmatzer von der Geddl, die dem OB „Liebe zur Stadt“ attestierte. „Sie küsst nicht jeden“, betonte Schaller, bevor die lustige Truppe wieder von dannen zog und sich weiteren Narreteien zuwandte.